Wissenschaft
Die Dekata
In der südlichen Stadt Khefu, der Hauptstadt des Kemireiches, gibt es nun seit einigen Jahren wieder eine Magierakademie, um es genauer zu nehmen, die "Nisutlich kem'sche Akademie 'Dekata' der weisen Eule der Hesinde für Magica Combattiva, Clarobservantia und Transformatica zu Khefu unter Protektion Ihrer Majestät Nisut Peri III. Setepen Ni Kemi gegründet im Jahre 15 Sá Gereh durch Seine Hochgeboren Tiftal zu Stippwitz Ni Frencaal".
In den ersten Jahren leistete Spekatbilität Olbul Drelgolar mit seinen Lehrmeistern Jooms der Hagere, Bytorix der Magier und Themistokles sowie der Lehrmeisterin Manolai Shoma ganze Arbeit. Die Akademie wurde bald schon Anziehungspunkt für die wenigen reichen kem'schen Familien, da sie ihre Kinder auf arcane Fähigkeiten hin untersuchen wollten.
Doch dann zog im Jahre 18 Sá Gereh (20 n.Hal) die große Pest über das Land und raffte die Bevölkerung dahin. Die Lehrmeister verriegelten die Akademie von innen. Nach dem Ende der Seuche wurde das Gebäude wieder geöffnet, jedoch gab es keine Spur von der Spektabilität und seinen Lehrern. Sie waren spurlos verschwunden und sind bis heute auch noch nicht wieder aufgetaucht. Die Gastlehrer und die Schüler der höherer Semestern entschlossen sich, die Akademie vorerst mit allen Mitteln weiter aufrecht zu erhalten, jedoch war es ihnen unmöglich, neue Schüler aufzunehmen.
Im Jahre 26 Sá Gereh (28 n.Hal) erklärten sich mit den Magiern Jarrêt Dur Avarc-Syn und Myrddin Beryllius zwei respektable Vertreter der magischen Zunft dazu bereit, die Akademie wieder zu altem Ruhm und Glanz im Reich zu führen. Die beiden Spektabilitäten wurden zunächst bei unserer kemiköniglichen Majestät vorstellig, um sich deren Einverständnis zu sichern, was den Wiederaufbau der Akademie anging. Ihre kemikönigliche Majestät erklärte sich wohl sogleich ob der respektablen Qualifikation der beiden Herren bereit, ihre Protektion gegenüber dem arkanen Institut weiter zu gewähren. Dies, solange in ihrem und dem Heilgen Raben Sinne unterrichtet und gehandelt wird.
So machten sich denn beide Magier ans Werk und betrieben mit großem finanziellen und materiellen Aufwand die Renovierung des weitläufigen Gebäudes. Nach wenigen Monden schon erstrahlte die "Dekata" wieder im alten Glanz und die beiden Herren konnten zu Recht stolz auf das Geschaffene sein. Die Stundenpläne für die Eleven, Novizen und Studiosi wurden erneuert, die Bibliothek, nun verwaltet von Kristin Eve von Langenfels, erweitert, und der normale Unterricht konnte wieder aufgenommen werden.
Mit Magister Myrddin kam später auch weiteres Personal in die Akademie: die Elfe Julia Capulet, der Krieger Coniaric von Neetha, Kampfmagier Talis Kerloch na Gár, der Zwergenmagier Chadrim ay Chefe und der Sternengucker Hermes Arnim Sapan.
Mit ihnen kam wieder neues Leben in die Akademie. Hinzu kam noch der Borongeweihte und Hátya ni Tárethon, Boronîan V. Pâestumai, der für die Geschichtskunde zuständig ist und Cathîna Drelgolar, die Tochter der ehemaligen Spektabilität. Wenige Monde später wurde als weiterer Lehrmeister der dunkelhäutige (!) Elf Bekiyaki ye Samian eingestellt. Neben der arcanen Wissenschaft und kem'scher Historie werden inzwischen auf hohem Niveau auch die Heilkunst und, durch die aventurienweit bekannte Mathematika Quenadya Mes'kha'rê, die Kunst der Al'Gebra gelehrt.
Die Akademie selbst liegt etwas abseits vom "König- Kacha-Platz", wo auch das "Crongericht" steht und ist nur durch eine kleine Gasse erreichbar. Das Haus ist in typisch südländischem Stil mit leicht tulamidischem Einschlag erbaut. Die Grösse beträgt in etwa 18 Schritt von Südosten nach Nordwesten und 12 Schritt von Südwesten nach Nordosten. An jeder Ecke des rechteckigen Gebäudes befindet sich ein runder Turm. Der Bau ist - abgesehen vom roten Marmor, der die Aussenwände auf etwas über einem halben Schritt Breite umgibt - ganz in weiss getüncht. Die Farbe wurde gerade erneuert. Das Dach ist mit feinen Schindeln gedeckt und wurde auch an mancherlei Stelle ausgebessert, um den kostbaren Inhalt nicht zu gefährden. An den beiden Säulen, welche das Vordach zum Eingang der Akademie tragen, wurden unlängst einige Rosensträucher gepflanzt.
Die Räume der Akademie sind oft weitläufig und grossläufig angelegt. Anscheinend wurde die Akademie einst erbaut, als es noch mehr Geldmittel im Reich gab und hatte man mit einem viel schnelleren Wachstum der Einrichtung gerechnet, als dies bislang tatsächlich der Fall war.
Arcane Forschung
Die Adepten haben eine schwere Hürde zu bewältigen, da sie nach etlichen Jahren wieder die ersten ihrer Art sind, die die Akademie Dekata abgeschlossen haben. Sie müssen nun die Akademie nach aussen hin so gut repräsentieren, wie es ihnen möglich ist, schliesslich möchte keiner der Abgänger, daß die Akademie schlecht da steht, denn das würde auf sie zurückfallen.
Aus diesem Grund wird man auf das Gelehrte und die guten Ratschläge der Professoren hören und die Fähigkeiten eines Magiers nicht unbedacht überall einsetzen, wo es möglich ist, was ihre grössere Erfahrung, welche die Akademie vermittelt, gegenüber anderen ihrer Art einen kleinen Vorteil verschafft.
Der Adept der Dekata ist sehr ruhig und ausgeglichen in den meisten Situationen, man hat ihn gelehrt, nicht zu überhastet zu agieren, da dies der häufigste Grund für Fehler ist. Er verfügt über eine breite Spanne an Allgemein- und Fachwissen, so daß er, nachdem er ein wenig zusätzliche (eigene) Erfahrung gesammelt hat, in der Lage sein wird, die meisten Probleme, die ihn auf seinem Weg durch das Leben antreffen werden, zu meistern. Gegenüber den anderen Zauberschülerinnen und Zauberschülern werden Arroganz und Zynismus nicht unbedingt zum typischen "Dekataner" gehören, dennoch unterscheiden sie sich in puncto Wissensdurst und Neugierde nicht viel. Natürlich gehört auch die typische Magierphilosophie zu ihnen, eine gerade erstellte Hypothese gleich wieder zu verwerfen, um danach erneut eine zu erstellen.
Schlussendlich müssen sich die Adepten nicht vor ihren Kollegen verstecken, denn schliesslich hat man die einzige Akademie des Kemireiches besucht, die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und darauf ist man stolz.
Die Kleidung der "Dekataner" wird meist aus luftigen Roben bestehen, um der Hitze des Südens widerstehen zu können. Hinzu kommt die übliche Ausstattung eines Magiers: der Schmuck mit arkanen Symbolen, ein Spitzhut oder stattdessen ein Kapuzenumhang, beides natürlich wunderbar bestickt, sowie der wallende Reisemantel, der für alle Wetterverhältnisse geeignet ist.
Dennoch kann es auch gut möglich sein, daß man einen der "Dekataner" auch mal mit einem wattiertem Waffenrock sieht, denn die Situation mit den benachbartem Al'Anfa ist nach wie vor unverändert.
Alle Adepten wurden in der Kunst des Stockkampfes und obendrein noch im Kampf mit dem Rapier geschult, so daß sie sich auch ohne magische Kräfte in einer Auseinandersetzung zu helfen wissen. Dazu wird ihnen auch ein echtes Magierflorett zu ihrem Abschluss der Prüfungen verliehen, aber auch ein verzierter Dolch gehört meist auch zur Ausrüstung.
Wie alle Adepten sind auch die "Dekataner" recht wissbegierig, aber auch in der Natur, besonders im Gebiet der Tier- und Pflanzenkunde kennen sie sich gut aus. Des weiteren hat man während ihrer Ausbildung dafür gesorgt, daß sie genügend Körperertüchtigung betreiben. Doch muß bedacht werden, daß die Adepten sehr ehrlich sind, was natürlich nicht unbedingt immer ein Vorteil sein muss, aber auch, daß sie in den gesellschaftlichen Künsten (mit Ausnahme der Etikette oder einiger handwerklicher Fertigkeiten) abgesehen von der Kunst der Heilkunde keine sonderlichen Lehrstunden genossen haben.
Ein sehr wichtiger Punkt ist, daß die Adepten die Welt hinter den Grenzen des Kemireiches kaum kennen. Al'Anfa, Brabak und die anderen größeren Städte des Südens sind ihnen sicherlich bekannt, auch vielleicht die Lebensweisen und Besonderheiten der Länder, aber der Norden und das mittlere Aventurien ist ihnen eigentlich gänzlich unbekannt. Besonders verwundert dürfte der Adept bei einer Reise nach Kuslik, Vinsalt, Punin oder gar Gareth sein. Diese Anballung von Menschenmassen hat er selbst noch nicht gesehen, wurde ihm vielleicht davon erzählt, so konnte er sich das bestimmt nicht so genau ausmalen. Es ist auf jeden Fall ein großer Unterschied zu dem, was man aus dem Kemireich kennt.
Die Gebiete des magischen Studiums stützen sich im Spezialgebiet auf die Magie des Kampfes, die Haussprüche sind unterteilt in zwei Wahlgebiete, wo sich die Schüler zwischen der Hellsicht und der Verwandlung von Unbelebtem entscheiden müssen. Jeweils vier Sprüche können die Schüler aus einem dieser beiden Fächern erlernen, hinzu kommt eine wohl selten in Aventurien angewandte Lernmethode, da die Schüler des weiteren zwei Haussprüche auswählen können, welche die Lehrmeister individuell und unabhängig vom Lehrplan aus verschiedenen Bereichen der Magie anbieten.
Das Spezialgebiet wird beiden Studiengruppen gleichermaßen vermittelt. Besonders der Blitz dich find, der Gliederschmerzen Nadelstich und der Fulminictus Donnerkeil dienen als Grundlagen, der Eisenrost und grüner Spann und gar der Ignisphaero Feuerball werden ebenfalls ausgiebig behandelt. Ergänzend zum Gebiet des Kampfes werden unterstützende Zauber wie der Gardianum Paradei, der Armatrutz und der Balsam Salabunde gelehrt. Der Beherrschung brechen dient gegen Beherrschung jeglicher Art und der Foramen Foraminor stammt noch aus dem alten Lehrplan.
Der Hellsichtzweig vermittelt den Analüs Arcanstruktur, den Eigenschaften seid gelesen, den In Dein Trachten, sowie den Odem Arcanum Senerei selbstverständlich als Haussprüche, hinzu kommt eine zusätzliche Lehrstunde für den Oculus Astralis. Um an den Verwandlungszweig anzuschließen, werden der Reversalis Revidum und der Fortifex Invisbil in den Unterricht mit eingebracht.
Der Verwandlungszweig verfügt über die Formeln Arcanovi Zauberding, Desintegratus Pulverstaub, Fortifex Invisbil und Reversalis Revidum als Hausprüche. Der Abvenum Pest und Galle und der Objectum fix werden auch etwas mehr vertieft. Aus dem Hellsichtzweig findet der Zauber Analüs Arcanstruktur höhere Aufmerksamkeit.
Borbaradianische Formeln sind bei Strafe verboten, dämonische und elementare Beschwörungen ergeht es ähnlich, jedoch sind Furor, Blut ..., Geister austreiben und Heptagon und Krötenei, sowie der Manifesto erlaubt (da beispielsweise der Heptagon sich in reversalierter Form ausgezeichnet zur Austreibung eignet). Gleichermaßen können die Abgänger nicht auf Sprüche druidischer Herkunft (außer oben genannte) zurückgreifen, selbiges gilt auch für die Schelmen- und Hexenzauberei (Verwandlungen beenden und Empathie bilden die Ausnahme), auch die Zauber der Firnelfen haben Schwierigkeiten, sich im Lehrplan durchzusetzen.
Welche Sprüche nicht angesprochen wurden, sind weitere Haussprüche, die von den Lehrmeistern individuell angeboten werden, diese können im Laufe der Jahre auch variieren (näheres s.u.). Doch sei hier erwähnt, daß sich diese Sprüche zwar über ein weites Spektrum der Magie verteilen, dennoch nicht zu den "verbotenen" gehören. Jeder Schüler kann sich nach Belieben zwei Formeln aussuchen, in denen er dann "privat" unterrichtet wird, so daß seine Aufmerksamkeit stets vorhanden ist.
Näheres dazu erfahrt ihr auf der Dekata-Seite oder direkt beim Lehrplan.
Mathematik
Wann immer die Armeegeneralin Zeit findet, läßt Quenayda Mes'kha'rê es sich nicht nehmen, in den Räumlichkeiten der Dekata zu Khefu interessierten Scholaren Vorträge über die neuesten Erkenntnisse der Al'Gebra zu halten. Die aventurienweit anerkannte Mathematikerin gilt ob ihrer Kunst sogar "mit Buchstaben zu rechnen" kemiweit als etwas verschroben, doch versteht sie, trotz ihrer überaus pingeligen Art, ihren Unterricht verständlich und spannend zu gestalten. Quenadya Mezkarai gilt weithin als Expertin für Paradoxien und Kegelberechnungen. Das sogenannte Mezkarai'sche Paradoxon wurde von ihr im Jahre 22 S.G. in die akademische Diskussion eingebracht.
Als Beispiel sei hier ein kurzer Vortrag über das besagte "Mezkarai-Paradoxon" aufgeführt:
Nehmen wir zur Veranschaulichung des Problems ein Beispiel zur Hand. Auf der einen Seite haben wir den Hl. Laguan, einen Helden par excellence, schnell, wendig und tapfer. Wir betrachten ihn am Strand, weit und breit kein Hindernis für unseren Helden. Vor ihm, ein paar Schritt nur, kriecht eine Schildkröte durch den Sand, der wir diesen Vorsprung gönnen wollen. Sobald der Held das Tier erblickt, rennt er los, denn ein solches Mahl ist nicht zu verachten. Er ist in kürzester Zeit an der Stelle, wo die Schildkröte ihre Flucht begonnen hat. Doch währenddessen ist auch die Schildkröte ein kleines Stückchen voran gekommen. Sie hat erneut einen, wenn auch wesentlich kleineren Vorsprung vor dem Heiligen Laguan. Die Situation ist im Grunde genommen dieselbe wie vorher. Wieder gelangt Laguan unverzüglich an den Punkt, wo eben noch die Schildkröte war, wieder ist die Schildkröte ein winziges Stück weiter. So geht es ganz offensichtlich weiter bis in alle Ewigkeit, und so sehr sich der Heilige auch beeilt, die Schildkröte wird er nie und nimmer einholen, geschweige denn überholen. Die Abstände werden zwar immer kürzer, sie werden aber eben immer kürzer!
Wissenschaftlicher, durch Zahlen ausgedrückt, reduziert sich das Problem auf folgende Frage: Kann Laguan, der - empirisch - zwölfmal so schnell läuft wie die Schildkröte, diese einholen, wenn sie einen Vorsprung von, sagen wir, ein Stadion (1 Stadion = 184,97 Schritt) hat?
Hat Laguan ein Stadion zurückgelegt, so ist die Schildkröte um 1/12 Stadion weitergekrochen,... hat er dieses Zwölftel durcheilt, so hat sie noch einen Vorsprung von 1/144 Stadion,... durchläuft er ihn, ist sie ihm noch 1/1728 Stadion voraus, usw. Ergo: Laguan kann die Schildkröte nie einholen !
Ich will die Paradoxie von Laguan und der Schildkröte aus diesem Grunde wie die ebenfalls von mir dargestellte Halbierungsparadoxie als Stadionparadoxie bezeichnen. Eine logische Analyse zeigt, daß ich, um folgerichtig zu sein, den Weg des Laguan in immer kürzere Abschnitte einteile, die unendlich klein werden. In Gedanken kann ich das durchaus tun, in der Praxis läßt sich das aber nicht realisieren, da der Weg den der Heilige durchläuft, eine Teilungsgrenze hat...
(Quelle: Das Paradoxon von Zenon)
Das Ilyâd-Fieber
Auch die Vorträge über die Heilkunst verdienen einen kurzen Blick. Die Dekate spezialisiert sich hierbei - natürlich - auf die Erforschungen südlicher Krankheiten, meist tückische Fieber oder durch Insektenbisse hervorgerufene Vergiftungen.
Als Beispiel sei ein Vortrag über das Ilyâd-Fieber genannt, das von zeit zu Zeit in den östlichen Provinzen (Yleha und Zenach) ausbricht.
Was Ende 24 S.G. im Tal des Ilyâd zum vorläufig letzten, aber leider nicht zum ersten und wohl auch nicht zum allerletzten Mal ausgebrochen ist, wird von den Ylehi als "Ilyâd'Išam-Yàra'vàr" - als "Blutige/s Feuersbrunst/Fieber/Feuer vom Herzen des Ilyâd" - bezeichnet. Hinter der lapidareren Bezeichnung 'Ilyâd-Fieber' verbirgt sich eine so schreckliche wie tödliche Krankheit, die ihresgleichen im Süden des Kontinents sucht.
Das Krankheitsbild ist relativ einheitlich und läßt für den Kundigen durchaus eine rasche Identifizierung des Fiebers zu, gegen das der 'Rote Tod' der Drôler Mark wie ein simpler 'Dumpfschädel' wirkt. Doch wer braucht schon ein Krankheitsbild, Symptome oder Fallbeispiele, um das Ilyâd-Fieber zu erkennen? Wenn es wirklich ausgebrochen ist, dann ist jedem klar, daß es das Fieber ist - aber dann ist es schon zu spät...
Alles in allem läßt sich der Verlauf des Fiebers wie folgt beschreiben:
- Oftmals tritt das Fieber nach dem Verzehr eines Affen oder nach dem Biß eines Nagers oder durch den Kontakt mit einer bereits infizierten Person auf. Die Ansteckung findet über Körperflüssigkeiten (Einnahme bzw. Verabreichung in jeglicher Art), Odem und Kontakt mit verseuchtem Material (z.B. den Kleidungsstücken von Erkrankten) oder den Patienten selber (z.B. beim Anlegen neuer Kleidung bei Patienten oder dem Kontakt mit ihrem Blut) statt. Masken, (extreme) Körperhygiene nach einem Kontakt - insbesondere wird hier Alkohol zur Einreibung empfohlen -, dichte, flüssigkeitsundurchlässige Schutzkleidung usw. usf. gelten als relativ guter Schutz vor der Ansteckung. Bereits sechs Sanduhren nach der eigenen Ansteckung ist ein Infizierter fähig wiederum Infektionen auszulösen - in besonderen Fällen auch früher.
Eine natürliche Immunität scheint im Allgemeinen bei vielen Tieren vorhanden zu sein. Auch die Tschopukikuha Anûrs scheinen eine gewisse Immunität entwickelt zu haben. Achaz besitzen generell eine schwache Ansteckungsgefahr, weisen aber einen extrem schnellen und starken Krankheitsverlauf auf, wenn sie sich angesteckt haben. Von den reinblütigen Catco wiederum wird behauptet, daß das Fieber ihnen nichts anhaben kann. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, daß einige yleh'sche Krankenpfleger (mit entsprechend vielen Catco in ihrer Familienlinie) eine fast vollständige Immunität gegen das Fieber aufweisen. Wie das Fieber auf Zwerge, Elfen oder andere Rassen bzw. andere Völker wirkt, ist nicht genau erforscht. Es wird jedoch vermutet, daß zumindest bei diversen Völkern der Waldmenschen Immunitäten bestehen könnten, die jenen der Tschopukikuha oder der Catco gleichkommen.
- Nach meistens (acht von zehn Infizierten) ein bis zwei Tagen, seltener zwei bis vier noch seltener vier bis sieben und in Ausnahmefällen mehr als einer Woche (einer von hundert) kommt es zum Ausbruch der Krankheit.
- Der Infizierte bekommt leichte Kopfschmerzen, Halsschmerzen, schwache bis heftige Hustenanfälle mit zunächst klarem, später rötlichbraunem Auswurf. Es ist ein leichtes Ansteigen der Körpertemperatur festzustellen, während die körperliche Leistungsfähigkeit nur sehr wenig unter den auftretenden Symptomen leidet (was eine Verbreitung der Krankheit erleichtert, da die Infizierten noch mobil sind).
Die erste Symptome erinnern selbst den geübten Heiler an den Blutigen Rotz. Falsche Interpretationen der Symptome sind üblich und bei bisher allen Epidemien vorgekommen.
- Nach etwa zwei bis drei Tagen (je nach körperlicher Konstitution) verschlechtert sich die körperliche Leistungsfähigkeit der Opfer rapide. Es setzen Rückenschmerzen und später auch Gliederschmerzen ein. Die Patienten werden matt und klagen über leichte Halluzinationen, während ihre Hustenanfälle und der entsprechende Auswurf sich beängstigend verstärken. Es kommt zu starkem, klarem Ausfluß aus Mund und Nase und zu schweren, pochenden Kopfschmerzen hinter den Augenhöhlen sowie zu erhöhtem Fieber. Die Mobilität des Patienten sinkt.
- Diese Symptome erinnern den ungeübten Beobachter leicht an Dumpfschädel und lassen auf eine weitere oder folgende Erkrankung nach dem vermuteten Blutigen Rotz (siehe die ersten Symptome) schließen.
- Etwa einen bis zwei Tage später läßt der Husten nach, Erbrechen und Schmerzen am und im ganzen Körper setzen ein. Der Schmerz im Kopf beginnt scheinbar zu kreisen. Sehr heftiges Fieber in Verbindung mit Schüttelfrost, einer rötlichen Verfärbung des Ausflusses aus Mund und Nase und starkem Durchfall ist zu registrieren, während der Patient aufgrund der Schmerzen langsam beginnt Wahnvorstellungen, längere Halluzinationen und kurze bis längere Anfälle von Ohnmacht aufzuweisen. Der Patient wird inmobil und muß im Siechenhaus behandelt werden.
- Wiederum einen bis zwei (seltener drei bis vier) Tage später wird das Erbrechen stärker und geht in trockenes Würgen über. Gleichzeitig wird der Patient teilnahmslos, lethargisch und apathisch. Das Gesicht verliert jeden Ausdruck, wird fahl und erstarrt zu einer ausdruckslosen Maske mit rötlichen, unbeweglichen Augen, die vor sich hinstarren. Schmerzempfindungen scheinen den Patienten so abgestumpft zu haben, daß sein Wille bzw. sein Geist gebrochen ist und er sich kampflos in sein Schicksal ergibt. Der Durchfall wird blutig, der Ausfluß bleibt weiterhin rötlich bis rötlichbraun, wird jedoch in seiner Farbe intensiver und scheint nachzulassen. Die Augenlider hängen herab und die Augen sind halb geschlossen, wodurch die Patienten zumeist aussehen, als würden ihre Augen aus den Höhlen fallen. Die Augäpfel wirken wie in den Höhlen eingefroren und werden hellrot; die Sehkraft des Kranken läßt ebenso wie alle anderen Sinneswahrnehmungen langsam nach.
- Etwa einen Tag später verfärbt sich die Haut gelblich und wird von leuchtenden, sternenähnlichen roten Flecken bedeckt. Der Körper ist fast leblos und zeigt bisweilen sogar bereits Verwesungserscheinungen (Haarausfall etc.). Bei Ansprache reagiert der Patient meistens mürrisch, verärgert und widerwillig; er hat scheinbar kein Gedächtnis mehr und besitzt nur noch einen eingeschränkten Orientierungs- und Gleichgewichtssinn. Er kann auf Fragen antworten, weiß aber weder wo er ist, noch wer er ist. Der Patient ist jetzt voll und ganz bettlägerig und verhält sich im Allgemeinen wie nach einem Anfall von Fallsucht. Die Augäpfel werden rubinrot und der Patient ist beinahe erblindet. Die anderen sensorischen Fähigkeiten lassen ebenfalls weiterhin nach. Der Ausfluß wird (noch) schwächer, dafür aber zäher und dunkler.
- Der Kranke hat kaum noch körperliche Empfindungen und scheint den Schmerz nicht mehr wahrzunehmen - es gibt keine Reaktion auf Schmerzreize wie Knochenbrüche, welche durch einen rapide Zersetzung der Knochen häufiger werden; die Empfindungsfähigkeit scheint ganz oder in Teilen verlorengegangen zu sein.
- Der Todeskampf beginnt ein bis zwei Tage später: Ständige Übelkeit setzt ein, gepaart mit permanenten 'schwarzen Erbrechen' (bosparanisch als 'Vomito negro' bezeichnet) von etwas schmierigen Rotem mit schwarzen Punkten darin. Es sieht alles in allem so aus als hätte der Patient Kakaobohnen gekaut - in Wirklichkeit ist es ein scheckiges Gemisch aus schwarzen und roten teerartigen Körnchen, vermischt mit frischem Blut (offenbar durch Zersetzung der inneren Organe freigesetzt). Der Patient hat heftige blutige Hustenanfälle und einen starken, sehr flüssigen, blutigen Durchfall. Von dem Kranken geht ein Schlachthofgeruch aus, der durch beginnende oder fortgesetzte Verwesung des Körpers verstärkt wird. Der Körper wird steif und scheint so als würde er bei jeder noch so kleinen Bewegung zerreißen. Er ist nun mit großen roten Flecken - Blutergüssen - bedeckt, die zu riesenhaften dunkelroten Schatten auf der Haut werden und beginnen zu jucken. Ein Kratzen verursacht sofortiges Aufbrechen und rasches Ausbluten des betroffenen Ergusses, der dann sehr feucht und unter starkem, fortgesetztem Ausfluß vereitert, aber nicht verheilt. Das Gewebe am gesamten Körper des Erkranken löst sich auf, durch den fortgesetzten Knochenabbau kann selbst durch eine Lageveränderung des Patientens bereits ein Knochen brechen. Der Patient scheint sich aufzublähen, während die Muskeln (insbesondere im Gesicht) erschlaffen - es sieht so aus als lösen sich Fleisch und Haut von den Knochen (dem ist auch so; ungefähr zumindest). Der gesamte Körper, besonders aber die Extremitäten, verfärbt sich schwach rötlich-bläulich und bekommt einen leicht dunklen Teint.
Das Blut beginnt im gesamten Körper zu gerinnen und die entstehenden Klumpen lagern sich überall im Körper ab - die bereits in der Verflüssigung begriffenen Organe wie Leber, Niere, Lunge und Gehirn sind besonders betroffen. Das Erbrechen und die anderen Ausscheidungen setzen sich fort, obwohl Magen-, Darm- und Drüseninhalte bereits entleert sein müßten. In Händen, Füßen, Kopf und sonstigen Extremitäten sammeln sich weitere Gerinnsel, die die Adern verstopfen und einem langsamen Absterben dieser Körperregionen führen. Auch die Darmmuskulatur stirbt ab, weil offenbar die Blutzufuhr verhindert ist. Der Durchfall wird dadurch nur noch verstärkt.
Im Herzen setzen die Blutgerinnsel Dutzende, ja Hunderte von kleinen Stockungen in Gang und löschen langsam aber stetig alle Funktionen aus - allen voran die Persönlichkeit. Der Patient verliert alle Charaktereigenschaften und wird zu einer Art von "Untotem". Organteile beginnen sich zu verflüssigen - alle höheren Bewußtseinsfunktionen kommen zum Erliegen, während primitivere Bewußtseinsebenen noch erhalten bleiben. Der Patient steht jetzt hinsichtlich seines Bewußtseins auf der Stufe einer Ratte oder einer Eidechse - nur rudimentäre Funktionen sind noch aufrechterhalten worden. Das Wer ist tot - das Was lebt noch.
Die ersten offen sichtbaren Blutungen setzen ein - aus den Tränendrüsen, den Ohren, dem Zahnfleisch, den Genitalien, der Nase (insbesondere der Nase) usw. Das austretende Blut ist hellrot, glänzend, nicht verklumpt und gerinnt nicht oder kaum - es fließt unaufhaltbar in kleinen Rinnsalen weiter. Nach etwa sechs bis zwölf Stunden kommt es zu einer weiteren Beruhigung. Der Patient ist nun kaum noch zu Kommunikation oder sonstiger Interaktion fähig. Es sind fast keine sensorischen Fähigkeiten mehr vorhanden. Das Erbrechen und Bluten nimmt ab, der Puls ist sehr schwach und die Atmung wird flach, während der Bauch bzw. der Magen sich aufzublähen beginnt.
- Etwa einen Tag nach Beginn des Todeskampfes (der eigentlich kein Kampf ist, denn das Ilyâd-Fieber ist unheilbar - es sei denn, ein Gott erbarmt sich des Erkrankten ...) setzt das Endstadium ein:Der Patient beginnt mit unkontrollierten Bewegungen, deren Stärke trotz der abgelösten und abgebauten Muskel- und Knochenmasse bisweilen noch beachtlich sein kann. Danach erleidet der Patient einen Schock und schwere Blutungen aus allen Körperöffnungen setzen ein. Der Patient erbricht den Inhalt seines aufgeblähten Magens - unglaubliche Massen Blut und Teile von inneren Organen, Fleisch, Muskeln und Knochen. Gleichzeitig platzen die Eingeweide des Sterbenden mit einem Geräusch auf, das an das Zerreißen eines Stofftuchs erinnert. Aus dem After tritt nun Blut mit Stücken von Darm und anderen inneren Organen sowie von Fleisch, Muskeln etc. aus. Der Patient wird spätestens jetzt ohnmächtig und beginnt aus jeder Pore seiner Haut - insbesondere aus den Blutergüssen - zu bluten, erbricht im ohnmächtigen Zustand weiter und blutet aus. Der leblose Körper zeigt nur minimale Zeichen des Lebens und vegetiert noch mehrere Stunden vor sich hin, bis der nunmehr fast vollständig aufgeweichte und verflüssigte Patient jegliche Lebensfunktionen einstellt, weil Herz, Lunge und/oder die letzten Gehirnteile ihren Dienst versagen.
Wie selbst jener, der der Heilkunde unkenntlich ist, erkennen kann, ist das Ilyâd-Fieber eine der tödlichsten, gefährlichsten und ansteckendsten Krankheiten auf dem Derenrund - eine wahre Geisel der Niederhöllen...
Das Fieber erreicht eine Mortalität von Hundert von Hundert innerhalb der ersten vierzehn Tage - geht es besonders schnell innerhalb der ersten sieben Tage. Ein beschleunigter Verlauf durch bereits vorherige Schwächung (andere Krankheiten sind hier die Gefahr), Unterernährung oder mangelnde Konstitution ist jederzeit möglich und sollte einkalkuliert werden. Die schnellste dokumentierte maximale Mortalität erreichte das Ilyâd-Fieber vor etwa vier Jahrhunderten in der Umgebung von Chérat. Damals erkrankte ein ganzer Weiler innerhalb von nur drei Tagen und wurde völlig ausgelöscht. Was die Ursache dieser Katastrophe war, ist bis heute ungeklärt.
Heilungsmöglichkeiten für das Fieber sind derzeit nicht bekannt. Empfohlen wird die totale Isolation der Erkranken und möglicher Infizierter. Leichen (egal ob von Tier oder Mensch) sollten ebenso wie alles mit Erkranken in Kontakt gewesene Material verbrannt und/oder mit Essig und Alkohol übergossen werden, um einer weiteren Verbreitung vorzubeugen. In alten Tagen war es gar üblich, ein infiziertes Dorf mitsamt Bevölkerung einfach abzubrennen - inklusive des näheren Dschungels.
Einziger 'Vorteil' (wenn man es so nennen möchte) des Ilyâd-Fiebers ist seine Tendenz die Opfer schnell bettlägerig und inmobil zu machen. Dadurch und durch die hohe und schnelle Mortalität ist der Verbreitung der Seuche eine natürliche Grenze gesetzt. Weiter als bis nach Sylla im Osten und Shilina bzw. ungefähr Antien'Marét im Westen ist die Seuche selten gekommen. Aber immer gibt es ein erstes Mal ...