GESCHICHTE

In Kürze

ca. 3000 v.BF. Kacha I. gründet das Kemi-Reich
ca. 2200 v.BF. Eroberungszüge Peri II.
ca. 2000 v. BF. Monthu I. vereinigt geistliche und weltliche Macht
ca. 1150 v. BF. Gründung des Laguana-Ordens
ca. 960 v. BF. Vernichtung des Kemi-Reichs durch feindliche Stämme
ca. 870 v.BF. alt-bosparanisches Militärgouvernement
564 v.BF. Rhônda I. zerschlägt die Brabaker Legion; Unabhängigkeit
72 v. BF. Rückeroberung Kemis durch Bosparan
1 n. BF. Kolonie des Neuen Reiches
902 n.BF. Eroberung durch Brabak
975 n.BF. Kaiser Reto gewinnt Kemi zurück
997 n.BF. Thronbesteigung Peri III.
1008-10 n.BF. Lossagung von Gareth, Krieg gegen Al'Anfa und Brabak
1010 n.BF. Sieg über Al'Anfa, Allianz mit Brabak und Sylla
1012 n.BF. Allianz mit dem Horasreich
1026 n. BF. Friedensschluss mit dem Mittelreich
1027 n. BF. Thronbesteigung Ela XV., Vermählung mit Kronprinz Peleiston von Brabak

Die Geschichte des Kemi-Königreichs vom Anbeginn der Zeit bis zum heutigen Tage

 

Die Vorzeit

Wie alles begann...

Die Ursprünge des Königreichs der Kemi lassen sich aufgrund der Funde auf der Insel Laguana bis weit in die Vergangenheit zurückdatieren, so man das Land als den Nachfolger des heute fast ausgelöschten Kulturvolkes der Kemi sehen mag. Die Gründung des Kemi-Reiches liegt im Dunkel der Mythen und Legenden verborgen. Dieses Ereignis fiel in die Zeiten, in denen in das Chaos die Welt beherrschte, unmittelbar nachdem Los der Sumu den tödlichen Stoß versetzt hatte. Aus dem ersten der zwölf Blutstropfen der Erdmutter sei der Gott Boron (der von den alten Kemi auch auch als Veser bezeichnet wurde) entstanden, genau an der Stelle, an der heute der jedem und jeder Kemi heiligste Ort der Schöpfung liegt - die Insel Laguana. Und als aus den anderen Blutstropfen Sumus die anderen Götter entstanden waren, hatte Boron, der Erste unter ihnen, ihnen feste Aufgaben zugewiesen, die sie in seinem Namen zu erledigen haben, um die Ordnung der Schöpfung zu wahren. Er jedoch, der Erste und Größte, behielt die Schlüssel zu Leben und Tod, sowohl für die Menschen als auch die anderen Götter, als einziges Wesen unsterblich und unvergänglich.
Besondere Freude hatte der Göttergott an den Menschen, die tapfer den Göttern wohlgefällig gegen Chaos und Unordnung stritten; und so erwählte Er einen unter ihnen, der vor Seinem Antlitz der edelste, frommste und tapferste der Menschen war. "Und so ward der erste Nefer der Kemi gekürt und sein Name war Kacha" - die erste Dynastie war begründet. Nefer Kacha herrschte nur zehn Jahre, doch wird von ihm berichtet, daß er zehn große Taten vollbracht hatte, die ihm den Aufstieg an die Seite des Herrn erlaubten. Welcher Art diese Taten waren, ist nicht überliefert, doch scheint der Nefer wahrhaft Unmenschliches geleistet zu haben, denn sein Nachfolger erbte "ein blühendes Land, in dem der Überfluß herrschte. Doch die Liebe des Götterkönigs und Seiner elf Kinder zu diesem Menschen schuf auch den Neid, aus dem das Böse und der Haß sich nährte. Kacha jedoch wahrte seine Treue zu Ihm und verjagte die abgefallenen Menschen aus den lieblichen Südlanden in den hohen, eisigen Norden, wo sie fortan ohne die Liebe des Rabenherrn in Dunkelheit, Kälte, Irrtum und Blindheit dem Chaos und dem Bösen dienen. So groß also war der Neid der Chesti auf Kacha und seine Gefolgsschaft."

 

Das Alte Reich

Heldinnen, Daimonen und Barbaren...

Erst wieder 3757 Jahre vor der Staatsgründung kommt Licht ins Dunkel der Geschichte. Dort nämlich bestieg die Nisut Peri I. den Thron der Kemi, eine "Heldin, stark wie der Tiger, strahlend wie die Sonne und mächtig wie der unzerstörbare Fels." Die Nisut, die gegen die "Horden der Ungläubigen auszog" und diese in "den Wäldern jagte" war nur sehr selten im Lande, denn wie berichtet wird, habe Ihre Majestät "ihre Grenzsteine gen Ost bis ans Meer gesetzt" und "gen Norden das große Gebirge erspähet". Die Herrschaft der 3.Dynastie ermöglichte eine Blüte der Baukunst und Wissenschaft. So wurde unter Nisut Nebeka II. die Grabanlage zu Laguana errichtet. In den entlegenen Gebieten des Reiches wurden Tempel und astronomische Beobachtungstürme errichtet; ihre am besten erhaltenen Überreste findet man in den Wäldern um die Stadt Dsha'ra'a. Auch wird von einer großen Bibliothek im Ort Terkum berichtet.
Dieses goldene Zeitalter Zeit ging mit dem Thronraub der Nisut Nesereka vorüber, die ihrem Vater Djesar I. "das Herz durch bösen Zauber entriß." Der Herrscherin blieben jedoch ebenfalls nur zwei Jahre, dann wurde sie von Djesar II., dem Bruder des gemeuchelten Nefers", auf ihrem Lager durchbohret, bis das Leben aus ihr wich." Doch Djesar II. "siech fortan dahin, gram vor Trauer um seinen Bruder, so daß das Reich darniederging und die Barbaren den Kemi gar viel Blutzoll abforderten." Djesar II. verschied nach nur zwei Jahren im Amt und seine Tochter Chuni erbte die Herrscherinnenwürde. Die Nisut rüstete gleich zum Kriege gegen die "Chesti", doch erlitt sie in ihrem Feldzug mehrere vernichtende Niederlagen und fiel schließlich bei der Eroberung von Terkum durch die "Barbaren, die die Stadt niederbrannten und alle Einwohner umbrachten. Der Leib der Nisut aber wurde von den Wilden zerstückelt, ihre Glieder kochten sie, alsdann sie verzehret wurden. Die Knochen aber sammelte ein heiliger Mann, auf daß sie bestattet würden an heiligem Orte."

Die drei folgenden Dynastien vermochten nicht, den Niedergang des Reiches aufzuhalten. So sind auch die Aufzeichnungen aus dieser Zeit wenig aufschlußreich, überliefert ist lediglich ein langer Klagemonolog des Nefers Menakhor, der sich bitterlich darüber beklagt, daß seine Katze zu Tode gestürzt sei, während vor den Toren seiner Hauptstadt die Horden des Dämonenfürsten Okhorrnnokh brandschatzten. Doch noch einmal sollte dem Kemi-Reich eine Gnade des Herrn widerfahren, der die unsägliche "Nisut Merira II., mit Blitz und Donner erschlug und den Menschen die Heldin Peri schickte."
Diese zog an der Spitze ihres Heeres aus und drängte den Feind bis an das "große Meer von Sand". Dieser Feldzug mag Jahrzehnte gedauert haben, denn es wird kein Ereignis überliefert, welches die Nisut Peri II. auf dem Gebiete des heutigen Kemi-Reiches lokalisiert. Nach einer vierundneunzigjährigen (!) Regierungszeit - der Herr muß die Herrscherin wahrlich gesegnet haben - stirbt die Nisut am Rande des "nördlichen Sandmeers, als sie dem Verderber Okhorrnnokh selbst gegenüberstand. Die Herrin war nackt und bloß, doch mit der Macht Vesers, der Dämon ward von seinem Dienern, den dreizehn grausamen Repas der Unterwelt, unterstützt. Nach drei mal drei Tagen des schrecklichen Kampfes ward der Herrin sodann Triumph zuteil, denn der Verderber wurde in die tiefsten Abgründe hinabgestoßen. Die Niust aber ward zum Herrn berufen, und so begann ein lautes Wehklagen." Nachfolgerin der Königin wurde deren Schwester Merira III., die sich aber den finsteren Künsten zuwandte, weil sie der Dämonenkönig vor seinem Sturz noch in seinen Bann schlagen konnte. Merira III. herrschte mit so großer Grausamkeit daß sie nach fünf Jahren von ihrem Diener erschlagen wurde.

 

Das erste Interregnum und das Neue Reich

Déjà vu...?

Da die Nisut keine Erben hinterlassen hatte, versank das Reich ins Chaos der 1.Zwischenzeit, in der sich unzählige Fraktionen um die Neferwürde stritten. Während der Wirren verlor das Reich alle Gebiete, die es während der Zeit der Nisut Peri II. gewonnen hatte, und im Jahre 3010 standen die "Barbaren" bereits wieder vor dem heutigen Djett. Das Interregnum wurde beendet, als sich "die Kemi ob des Ansturms der grausamen Chesti zusammenfanden und beschlossen, daß Monthu ihr neuer Nefer sein solle. Nefer Monthu I., ein "Diener des Herrn", einte das Volk und kämpfte erfolgreich gegen die nachdrängenden Völkerscharen. Als dessen Urenkelin ohne Erben starb, hatte man wohl die Lehren aus der Vergangenheit gezogen und befragte die Priesterinnen und Priester ob der Nachfolge. So konnte die Nisut Chepeka schließlich den Thron besteigen, eine Herrscherin, deren Weisheit bis heute gerühmt und die vor allem als gütige und kluge Richterin verehrt wird. Die von ihr begründete 8. Dynastie konsolidierte das geschrumpfte Reich, das nun alle Territorien zwischen Mohema und Alema umfaßte.
Der erneute Verfall des Reiches wurde von Nefer Neserkara II. eingeleitet der in seiner 24-jährigen Amtszeit vermutlich mehr Menschen umbrachte, als bisher durch die "Barbarenangriffe" gefallen waren. Die Nachfolger des Nefers, der einen Kerker "groß wie eine Stadt und eine Arena errichten ließ, in der die Angeklagten auf Leben und Tod gegeneinander zu kämpfen hatten", waren seiner Grausamkeit durchaus ebenbürtig, von Sekemra X. wird gar berichtet, er habe die Opfer seiner Wut gar bei lebendigem Leibe verzehrt. Als der Despot schließlich - wie die Inschrift auf seinem geschändeten Grabe mit Ironie bemerkt - an einem verschlucktem Knochen starb, wurde dessen Tochter Kameses Nisut des Kemi-Reichs. Diese stand ihrem Vater und seinen Vorfahren in unversöhnlichem Haß gegenüber, starb aber bereits nach fünf Regierungsjahren an einer langwierigen und abscheulichen Krankheit, die das Fleisch auf ihren Knochen langsam verfaulen ließ - wie es heißt, sei sie von ihrem sterbenden Vater verflucht worden. Mit der folgenden 12. und 13.Dynastie begann für das Reich wieder ein Aufschwung, der erst unter dem Nefer Setepen I. in der 15.Dynastie beendet war.

In die Zeit der 12. und 13.Dynastie fallen so große Könige wie Djutemes III., der ein begnadeter Feldherr war und die Reichsgrenzen bis zum Iteru'ká und bis nach Táheken ausdehnte, die Königinnen Imhetep III. und Imhetep IV., beide großartige Bauherrinnen, deren Zeugnisse noch in Ruinen überall im kem'schen Regenwald zu begutachten sind und die die Grabgewölbe zu Laguana zu dem zauberhaften Ort umgestaltet haben, der er bis heute geblieben ist, und auch die Nisut Ela IV., die dem Reich ein geschriebenes Gesetz geschenkt hat und erstmals die Grundlagen der Kemi-Sprache in mehreren Inschriften festhalten ließ. Nefer Meranepa war als ein Förderer der Künste bekannt; unter seiner Herrschaft brachten es die Malerei und die Bildhauerkunst zur Blüte. Der Stil der 13.Dynastie erfährt mit seiner klassisch-realistischen Darstellungsweise heutzutage eine Wiedergeburt. Nachdem Nisut Ela V. nach kurzer Regierungszeit ohne Erben starb, da herrschte im Kemi-Königreich "keine Not; Mangel und Hunger waren unbekannt, die Chesti waren befriedet."
Die folgende 14. Dynastie ist als Zeit der Stagnation bekannt. Zwar regierten auch die folgenden Herrscherinnen durchaus geschickt - unter Nisut Ela VI. wurde gar eine Invasion der "Barbaren" abgewehrt - doch entwickelte sich das Reich nicht weiter. Die größte Tat dieses Herrscherinnengeschlechts ist zweifellos die Gründung kem'scher Kolonien auf den Waldinseln, so wurden z.B. im fernen Pet'hesá Zeugnisse aus dieser Zeit gefunden.
Die Könige der 15.Dynastie, die alle den Namen Setepen tragen, werden als dekadent, grausam und goldgierig beschrieben. Von Nefer Setepen III. ist gar überliefert, daß er mit seinem Hofstaat Orgien im Veser-Tempel zu Ujak, der damaligen Haupt- und Residenzstadt, zu feiern pflegte. Nefer Setepen IV. ließ Tempel plündern und die Bevölkerung durch immer höhere Steuern auspressen, um einen "Berg aus Gold anzuhäufen, der höher sei, als der höchste Berg im Königreich." Nefer Setepen II. fiel dadurch auf, daß er höchstselbst mit "großer Freude jenes Amt, das dem Blutrichter zu eigen ist, auszuüben pflegte." Jener Nefer soll gar damit geprahlt haben, daß er mit den Köpfen seiner "Feinde" eine drei Schritt hohe Mauer um seine Residenz errichten könne.

 

Das Ende der Unabhängigkeit - Die erste Kolonialherrschaft

Der Chesti Gier

Als dann im Jahre 1960 die Dschungelmenschen das Reich in großer Zahl angriffen, war die demoralisierte Armee der Kemi-Könige nicht mehr in der Lage, den Ansturm aufzuhalten. Binnen weniger Jahre waren die wenigen Überlebenden des einstmals mächtigen Kemi-Volkes in West-Frencaal zusammengedrängt worden. Im Jahre 1867 schließlich besetzten Truppen des Kaisers Belen-Horas den Süden des Kontinents und herrschten fortan über die Reste des Kemi-Volkes. Die Regierungsgewalt wurde durch die dortige Militärgarnison ausgeübt, die für eine Befriedung des Gebietes sorgen konnte. Während dieser Zeit kam es zu einem Aufstand der Kemi, als im Zuge von Unruhen an den nördlichen Grenzen des Kaiserreichs die südliche Garnison verringert wurde. Dieser Aufstand, der nach seinem Anführer als "Surans Krieg" bezeichnet wird, brach aber bald zusammen, Hurkha Suran fiel im Kampf und lebt heute noch als heldenhafter Märtyrer in den Sagen und Geschichten der Kemi fort. In der Folgezeit erholte sich das Kemi-Reich unter der weisen Regentschaft der Kaiser aus dem Norden von seiner Niederlage gegen die Dschungelmenschen und drängte diese weit in die Wälder zurück. Der Gouverneur des Südmeerprotektorats, Legatus Zitanio Guggenheim, war beim Volke sehr beliebt, und so wurde seine Abberufung durch Kaiser Fran-Horas sehr bedauert. Sein Nachfolger, Lagatus Calmerio Alvonzo, war ein bösartiger und gieriger Schurke, der nicht nur sich selbst maßlos bereicherte, sondern auch gnadenlos für die getreue Auslegung der harschen Edikte seines kaiserlichen Herrn sorgte. So ward dem Kemi-Volke eine neue Leidenszeit beschert, den der Kaiser war von ständiger Furcht vor Aufständen befallen, und ließ aus diesem Grunde bei schon geringsten Anläßen brutal und grausam zurückschlagen.

 

Der 1.Unabhängigkeitskrieg

Nisut Rhônda I siegreich...

Im Jahre 1561 schließlich erhoben sich die Kemi unter der Führung einer jungen Soldatin, die mit ihrem jugendlichen Elan und vielen Heldentaten schließlich das Volk zum Sieg über die kaiserlichen Truppen führte. Alvonzo wurde nach seiner Gefangennahme von der aufgebrachten Bevölkerung in Stücke zerrissen; die Führerin des Aufstandes, Rhonda Cherep-Sechen, proklamierte sich zur Nisut Rhonda I.. Die neue Nisut begann sofort mit der Reorganisation ihres Reiches. Die Spuren der Fremdherrschaft wurden beseitigt, das Kemi als Verkehrssprache obligatorisch und in mehreren Vorstößen gegen die Dschungelmenschen das Reich ausgeweitet. Als die Nisut nach 27 Regierungsjahren starb, umfaßte das Kemi-Reich das Gebiet des heutigen Tárethon. Die ihr folgenden Herrscherinnen und Herrscher der 17.Dynastie erwiesen sich bis auf den Einjahreskönig Chetpet, dessen Beinamen "der Trinker" sein vorrangiges Interesse klar herausstellt, als fähig und weise, so konnten die Truppen des Nefer Kacha IV. gar eine Invasionstruppe Kaiser Olruk I. zurückweisen. Als schließlich mit Nisut Rhonda IV. die 18.Dynastie ihre Herrschaft antrat, da erbte diese ein Reich, das im Westen bis Merkem und im Osten bis Yryet reichte. Die neue Nisut wurde aber gleich mit einer schrecklichen Dürre konfrontiert, von der es heißt, "daß das ganze Reiche verbrennet sei, kein Halm, kein Korn, keine Frucht zur Ernährung der Menschen zu finden ist." Bei dieser Katastrophe seien "gar zahlreich' Menschen und Wesen verendet, leer ist das Land, von Ost gen West, von Süd gen Nord." Die Nachfolgerinnen der Herrscherin hatten es ebenfalls nicht leicht. In die Zeit der Nisut Rhonda VII. fiel eine furchtbare Sturmflut; Nisut Rhonda VIII. erlebte einen gewaltigen Ausbruch des Vulkans Zaw, bei dem die "Sonn' nicht ward zu sehen, bis daß der dritte Mond vergangen war. So ward das Reich entleeret von Leben jedweder Art bis hin zum Meere in Nordwest, als des Zaw grimm'ge Fluten strömten über das Land."

 

Die zweite Kolonialzeit

Tausend Jahre bis zur Freiheit...

So erwies es sich für die Söldlinge der Obra-Horas als leicht, das verwüstete Land erneut ihrer Herrschaft zu unterstellen. Die zweite Kolonialperiode erwies sich als friedliche Zeit, in der der Wiederaufbau des Reiches als vorrangiges Ziel ins Auge gefaßt wurde. Die Gouverneure aus dem Norden hatten kein Interesse, das Reich für sein Aufbegehren zu bestrafen, und so fügten sich die Kemi der Fremdherrschaft, die erst nach fast 1000 Jahren zu Ende gehen sollte. Als im Jahre 997 die Kaiserin von Aufständischen getötet wurde, erklärte sich südaventurischer Gouverneur Reo Sarski zum "Fürsten von Quemy" und nahm den Titel Reo I. an. Der Fürst erklärte sich zur neuen kaiserlischen Dynastie loyal und wurde nach nur drei Jahren seiner Regentschaft von Adran Hadji ermordet, der als Fürst Adran I. bekannt wurde. Auch dieser unterstellte sich der neuen Dynastie und verschaffte den "Chesti" ohne deren Zutun so die fast tausendjährige Herrschaft über ein Gebiet, von dem die Kaiser oft kaum mehr wußten als den Namen. Mit der Machtübernahme von Fürst Reo II. begann ein dramatischer Verfall der Sitten. Die Tempel blieben leer, die Steuern wurden erhöht, um den "Fürsten" ein Leben in Prunk und Luxus zu ermöglichen, missliebige Personen verschwanden auf ewig in den unzugänglichen Straflagern des Fürsten Xerber II.. Von Fürst Ogdan II. wird berichtet, daß er zu einer seiner Geburtstagsfeiern 100 (!) Kurtisanen ud Lustknaben aus den umliegenden Städten zu einer mehrwöchigen Orgie heranschaffen ließ.
So bejubelte das Volk schließlich den Tod des Fürsten, der ihn aus der Hand des Geweihten Praionor ereilte, der sogleich die Praiosherrschaft über die Kemi-Kolonie ausrief. Doch bald schon sollte sich der Jubel der Menschen als verfrüht erweisen, denn grausamer und gieriger als von den priesterkaiserlichen Gouverneuren wurde das Kemi-Reich noch nie verwaltet. Unerbittlich wurde die Kemi-Religion verfolgt, denn die Kaiser sahen Praios als den höchsten der Götter an. Die Verehrung Borons als Götterkönig war als "übelste Ketzerei" strikt verboten, sämtliche Geweihte des Rabenherrn, derer man habhaft wurde, wurden grausam zu Tode geröstet, die Verwendung der Sprache und Schrift der Kemi war mit dem Tode zu bestrafen, das Volk wurde bis aufs Blut durch den "Gottesdank" ausgepresst, wer nicht bezahlen konnte, musste sich als Sklave oder Sklavin der Geweihten verdingen. Auch im Fürstentum war das Ende der Praiosherrschaft mit dem Sturz ihrer Herren und Herrinnen im Norden gekommen, doch verlief hier der Machtwechsel nicht so unblutig wie im Kaiserreich, denn bis der Abgesandte des neuen Kaisers sein Herrschaftsgebiet erreichte, waren die Praiosgeweihten vom Volk erschlagen und ihre Köpfe auf langen Stangen aufgespießt worden. In der folgenden Zeit, in der die neue Kaiserdynastie die Repressionen deutlich milderte, blühte das Kemi-Reich erneut auf.

Die Grenzen des Reiches wurden auf das Gebiet Tárethons festgelegt, die Sprache und Schrift der Kemi wurde wieder zugelassen, doch wurde sie nur noch zu rituellen Handlungen und im Gottesdienst verwendet, zu drastisch waren die Maßnahmen der Praiostyrannen gewesen - das Volk hatte seine Sprache vergessen.
In den Wirren der mittelreich'schen Thronstreitgkeiten ergriff in Kemi schließlich der Magus Zenubal-Arcanus die Macht und verwaltete das Lehen - wie er stets betonte als Untertan der Herrscher im Norden, wer immer das sein möge - derart geschickt, daß das Blutvergießen der kaiserlichen Nachfolgekriege dem Kemi-Volk nur bloße Erzählung blieb. Der vom Volk geliebte Magus folgte schließlich widerstandslos dem "Befehl" des Kaisers Eslam I., die Herrschaft dem neu benannten Fürsten Ettel I. zu übergeben. Der Nordmärker aber erwies sich wie sein Herr im Norden als kraftlose Gestalt, und so nahm das Banditentum im Fürstentum rasch überhand. Zur Zeit seines Nachfahren Ettel III. war es des Nachts nicht möglich, das Haus zu verlassen, sollte man sein Leben nicht in Gefahr bringen wollen. Von Fürst Elix II. wird gar behauptet, er habe dem Banditenhauptmann Urrkuth "Sonnentanz" Schutzgelder bezahlt, damit er an seinem Hofe unbelästigt verweilen konnte. Kaiser Eslam II. war es schließlich, der im Zuge der Neuordnungen seiner südaventurischen Besitzungen das Fürstentum in zwei "Grafschaften" aufteilte und auch die Waldinseln Angland (Aeltikan), Pet'hesá (Javalasi) und Marlan (Mikkan) aus der Verwaltung des Lehens löste. Damit war das Reich der Kemi in drei Teile zerstückelt, eine für die stolzen Südländer unerträgliche Situation, die erst durch die segensreiche Regentschaft Ihrer Majestät Nisut Peri III. bereinigt wurde. Die Gräfinnen und Grafen des "Nördlichen Südmeerprotektorats" erwiesen sich als genauso unfähig wie ihre Vorgänger, von Gräfin Isida IV. wird gar berichtet, daß sie trotz ihres offensichtlichen Wahnes ihr Amt drei Jahre lang ausüben konnte. Auch heute noch sorgen Anekdoten über die "verrückte Isida" für Heiterkeit; so soll sie dereinst befohlen haben, daß keine Person mehr einen Namen tragen dürfe, die Bevölkerung der Grafschaft sollte fürderhin durch Nummern gekennzeichnet werden.

 

Das Brabaker Interregnum

Mizirions Großmachtträume...

Die Gräfin wurde schließlich bei einer Schlacht gegen Brabaks Söldlinge getötet, die kürzlich erst ihre Unabhängigkeit vom Neuen Reiche proklamiert hatten und sich nun mit diesem im Kriegszustand befanden. Der Krieg gegen Brabak, das bereits Jahre vorher auch das "Südliche Südmeerprotektorat" erobert hatte, dauerte bis zum Jahre 95, als es den Truppen des Königs Mizirion I. gelang, die gräfliche Hauptstadt Maihehm einzunehmen. Gräfin Isida V. wurde gefangengenommen und starb nach langer Haft in einem brabaker Gefängnis. Die 73-jährige Regierungszeit der brabaker Könige war geprägt von der Ausplünderung des Kemi-Reiches zugunsten des sumpfigen und armen Brabak; das nunmehr als "Provinz Maihehm" wiedervereinigte Kemi-Reich verelendete zusehends. Großen Ruhm erwarb sich zu dieser Zeit die kem'sche Nationalheldin Sherit Îskat, die mit ihren im Dschungel versteckten Getreuen erfolgreich Widerstand leistete, ehe sie durch Verrat gefangen und schließlich im Jahre 23 v. S.G. in Khefu gehängt wurde.

 

Zweite Phase der Garether Kolonialherrschaft

Gouverneur-Protektor Graf
Osidor Alberich Siegismut
von Halberg.

Der Kaiser kehrt zurück...

Als im Norden Kaiser Reto den Thron bestieg, ging er sofort daran, sein Reich um jene Gebiete zu erweitern, die unter der Ägide seiner unfähigen Vorgänger verspielt wurden. So kam es, daß bereits im ersten Jahre seiner Regentschaft ein Kriegsschiff vor Maihehm kreuzte und die Brabaker nach kurzer Verhandlung aus dem für sie kaum mehr lohnenden Landstrich abzogen. Leider machte Kaiser Reto die unselige Reichsgrundreform Kaiser Eslams II. nicht rückgängig, und so blieb das Kemi-Reich weiterhin geteilt. Im nördlichen Teil wurde mit dem Grafen Draken I. ein kränkelnder Mann eingesetzt, der bereits nach zwei Jahren im Amte starb. Sein Sohn Draken II. übernahm sein Amt und wurde aufgrund seines Regierungsstiles als "der freundliche Herr" bekannt. Als er im Jahre 1 ohne Erben starb und Kaiser Hal Graf Osidor Alberich Siegismut von Halberg zum Gouverneur-Protektor ernannte, war der Weg zur Unabhängigkeit des wiedervereinigten Kemi-Reiches vorgezeichnet, denn der Graf trat nach nur einem halben Jahr Regierungszeit - von seinem zwielichtigen Kanzler Dio de Cavazo und dem ebenso sinistren Hohepriester des Boron, Charus, desavouiert und ausmanövriert - zurück und überließ sein Amt der jungen Boroni Peri, die den beiden Intriganten als Marionette auf dem Thron geeignet schien.

 

Nisut Peri III. besteigt den Thron

Die Abspaltung beginnt...

Die kränkliche Missionarin war auf Vorschlag des einflußreichen Hohepriesters Charus zur neuen Gräfin bestimmt worden, und heute kann als sicher gelten, daß diese dem Charus nur als Marionette dienen sollte, hinter deren Rücken er die wahre Herrschaft im Reiche ausüben wollte. So veranlaßte der Hohepriester die neue Herrscherin, den Namen "Setepen" ("Erwählte") anzunehmen und die Grafschaft zum Königreich zu proklamieren, um so an die glorreiche Vergangenheit zu gemahnen. Der Hohepriester wurde zwar nach seinem schmählichen Sturz so verteufelt, wie später sonst nur der Gouverneur an Honaks Statt, Merkan, doch kann man nicht umhin, seiner "heimlichen" Regierung Voraussicht und Tatkraft anzurechnen. Bereits wenige Tage nach der Inthronisierung der Nisut Peri III., erließ diese - auf Veranlassung ihres Mentors - ein Gesetz, wonach die Sklaverei und die Unterdrückung anderer Völkerschaften und Kulte ("Toleranzedikt") im Kemi-Reich nicht statthaft sind. Diese tolerante Haltung verhinderte, daß sich das Völkerkonglomerat des Kemi-Reiches bei der erstbesten Gelegenheit in einem Bürgerkrieg aufzureiben drohte.

Eben diese Situation ergab sich 6 n.H. im "Südlichen Südmeerprotektorat", wo der damalige Fürst aufgrund wieder und wieder erhöhter Steuern und zahlreicher Erlasse zum Nachteil der eingeborenen Völker ein schreckliches Blutbad auslöste, das ihn schließlich sein Amt kostete. Sein Nachfolger, Fürst Isidoro Marcoz I., regierte aber ganz im Stile seines Vorgängers weiter, so daß sich der Konflikt an der Südgrenze des Kemi-Reiches zunehmend verschärfte. Der Kaiser, besorgt über die Heftigkeit der Kämpfe, gestattete es daraufhin den Söldlingen Nisut Peris, derart einzugreifen, daß die Lage beruhigt würde. So begann am 13. Boron 6 n.H. der Wiedervereinigungsfeldzug, der nach nur vier Tagen den Sieg der Nordarmee brachte. Marcoz wurde gefangent und verbannt, das Kemi-Reich umfasste nun mit dem Segen des Kaisers wieder die ganze Westhälfte der Halbinsel von Khefu. Doch dem Reich blieb keine Zeit der Ruhe gegönnt.
Gerade hatte man auf der heiligen Insel Laguana den Wiederaufbau des uralten, monumentalen Borontempels in Angriff genommen, überfielen Kaperpiraten des Königs von Brabak Südkemi. In blutigen Kämpfen gelang es den Kemi zwar, diese zu vertreiben, doch standen diese Scharmützel ganz im Zeichen einer fast tödlich verlaufenden Wundfiebererkrankung Nisut Peris. Es hätte keinen Zweifel gegeben, daß im Falle eines Ablebens der Nisut der neue Herrscher Charus geheißen hätte. Doch der Stern des Hohepriesters war bereits im Sinken begriffen. Als im Jahre 8 n.H. erneut ein brabaker Invasionsversuch scheiterte, kamen - wohl von Kanzler Dio de Cavazo gestreute - erste Gerüchte auf, wonach Charus ein heimlicher Agent der Könige aus dem Westen sei. Ein mißlungenes Attentat auf die wenige Wochen zuvor geborene kem'sche Kronprinzessin Ela gab dann schließlich den Ausschlag zum Sturz des Priesters, der bald darauf auf dem Scheiterhaufen endete - Nisut Peri III. hatte sich im Bündnis mit Dio de Cavazo ihres mächtigsten Rivalen entledigt.

 

Der Weg zur Unabhängigkeit

...unangefochtene Regentschaft Peris

Das folgende Jahr brachte dem Reich einen erneuten Gebietsgewinn. Während in Gareth die neue kem'sche Hohepriesterin, Boronya von Nedjhit erfolgreich über die Wiedervereinigung der kem'schen Festlandsprovinzen mit den früheren Kemi-Inseln Angland, Pet'hesá und Marlan verhandelte, entdeckten kem'sche Seeleute südlich dieses Archipels die Inseln Cháset und Aáresy, die bald darauf in zwei kurzen Feldzügen für das Kemi-Reich in Besitz genommen wurden.
Als im Rahja-Mond 9 n.H. schließlich eine neuerliche brabaker Invasion nach vier Monde dauernden Kämpfen abgewehrt werden konnte und Nisut Peri gar einen Frieden mit den großen Dschungelmenschenstämmen zuwege brachte, befand sich die Herrscherin auf dem Höhepunkt ihrer Macht; zahlreiche hohe Potentaten sandten Gesandte und Geschenke, eröffneten den Handel und bezeugten der Nisut so ihren Respekt.
Das Jahr 12 n.H. ging schließlich als das "Drei-Kriege-Jahr" in die kem'sche Geschichte ein. Es brachte der Nisut und ihrer neuen Heerführerin Chanya Al'Plâne durch drei großartige Siege einen zusätzlichen Prestigegewinn ein. Brabak erlitt furchtbare Niederlagen in der Seeschlacht von Re'cha und auf der Insel Aáresy, auf Aeltikan versuchten sich vergeblich die charypser Vasallen Tar Honaks. Letztere Schlacht stellt einen bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte des Kemi-Reiches dar, ohne den die folgende Entwicklung nicht zu verstehen ist. Sowohl der Kaiser, der sich aufgrund eines fürchterlichen Gemetzels der siegreichen Kemi an ihren Gefangen äußerst verärgert zeigte, als auch der Patriarch Tar Honak, der die kem'sche Inselprovinz beanspruchte, nahmen nun der Nisut gegenüber eine eindeutig feindselige Haltung ein. Als der Kaiser im Jahr 13 n.H. die Einrichtung eines kaiserlichen Inquisitionsamtes in Khefu anordnete; fühlten sich die Kemi sogleich an die grausamen Verfolgungen unter den Priesterkaisern erinnert. Die Lage spitzte sich schnell zu, und schließlich verkündete die kem'sche Borongeweihtenschaft unter Berufung auf heilige Inschriften die "heilige Pflicht zur Befreiung vom Joch der ungläubigen Chesti, auf daß das Reich des Götterfürsten wiedererstehen und als Keimzelle Seiner Wahrheit Licht in die dunklen Zeiten bringen möge". Königin Peri reagierte und weigerte sich kategorisch, dem Kaiser wie gefordert erneut Lehenstreue zu schwören.

 

Der 2.Unabhängigkeitskrieg

Sieg im Regenwald!

Als trotz intensiver Verhandlungen kein Kompromiß gefunden werden konnte, erklärte Nisut Peri III. das Kemi-Reich am 30. Rahja 13 n.H. zum "freien Königreich unter der Herrschaft des Rabenherrn". Bereits wenige Tage nach der Proklamation forderte der Patriarch von Al'Anfa die Nisut auf, sich und ihr Reich zu unterwerfen, ansonsten die Waffen sprechen müßten. Der kem'sche Unabhängigkeitskrieg begann auf beiden Seiten mit der Suche nach Verbündeten.

Während Al'Anfa sich schnell mit dem Königreich Brabak einig war und Sylla zur Neutralität zwang, versuchte die kem'sche Armee durch einen Vorstoß auf Hôt-Alem Protektor Salpikon II. zum Einhalten des vor einigen Jahren geschlossenen Bündnisvertrages zu zwingen. Das Mittelreich aber verhielt sich abwartend, hatten die Herrscher von Al'Anfa und Brabak dem Kaiser doch versprochen, das eroberte Kemi-Reich gegen eine geringe Gegenleistung wieder seiner Hoheit zu unterstellen. Bald schon kam es zu ersten Kämpfen der Schwarzen Armee mit brabaker Truppen, bei denen die Söldlinge Mizirions vertrieben werden konnten. Doch noch bevor die mittlerweile in Hôt-Alem eingerückten Al'Anfaner ersten Feindkontakt zu den Söldlingen Peris hatten, war der Krieg für das Kemi-Reich schon verloren. Einer Agentin Honaks gelang es nämlich, die beiden kem'schen Prinzessinnen zu entführen, und so kapitulierte Nisut Peri III. am 20. Boron 15 n.H.. Die neue "Südprovinz" wurde dem kem'schen Boroni Merkan - einem skrupellosen, machtgierigen Tyrannen - zur Verwaltung übertragen. Während sich Nisut Peri und ihre Heerführerin Chanya Al'Plâne in Al'Anfa der Gnade Honaks auslieferten, zog sich die kem'sche Armee in die undurchdringlichen Wälder des Südens oder auf die entlegenen Inseln der Überseeprovinz zurück; viele Flüchtlingen folgten ihnen.

Bald kamen aber erste Gerüchte auf, wonach die Nisut in Freiheit sei, jedoch von ihrer Heerführerin, die ein al'anfaner Kommando im Khom-Krieg bis vor Keft führte, verraten worden sei; der Beginn eines grausamen und blutigen Untergrundkrieges der kem'schen Schwarzen Armee gegen die Besatzungstruppen war unausweichlich. Während die verbündeten Kemi und Waldmenschen in den Wäldern große Erfolge verbuchen konnten, gelang es "Vizepatriarch" Merkan in den Städten und Küstengebieten - durch blutige Massaker und massive Repressionen - die Lage mehr und mehr zu seinen Gunsten zu beeinflussen. So erlangten die Kemi zwar in zwei Großoffensiven die Kontrolle über die Dörfer im zentralbrabakischen Regenwald südlich von H'Rabaal, doch wurden sie von den Besatzungstruppen binnen weniger Monde gänzlich vom Vorkriegsterritorium des Kemi-Reiches vertrieben. Einzig die Festung des Laguanerordens auf der Insel Laguana hielt den Belagerern stand, doch die Boronsritterinnen und -ritter waren es auch, die mit ihrer Weigerung, sich dem Befehl der Exilregierung unter dem zwielichtigen Kanzler de Cavazo zu unterstellen, die Zersplitterung des kem'schen Widerstandes auslösten. Durch die Niederlagen der Widerstandsarmee im kem'schen Kernland unzufrieden gewordene Söldlinge unter der Generalin Shila de Dragoncourt stürzten nämlich bald darauf de Cavazo, der sich aber mit ihm ergebenen Truppen nach Mikkan absetzen konnte. Die Eilande Cháset und Aáresy wollten die Generalin auch nicht als neue Exilherrscherin akzeptieren und erklärten ebenfalls ihre "Unabhängigkeit". Doch zum Glück für die zerstrittenen Kemi kamen sich auch die Besatzer bald ins Gehege, denn "Vizepatriarch" Merkan forderte König Mizirion und Protektor Salpikon ultimativ auf, sich dem al'anfanischen Reiche zu unterwerfen. Als beide sich diesem "Befehl" verweigerten, schritt der Tyrann zur Tat.

In einem Großangriff seiner Truppen wurde das gemäß des Abkommens zwischen Al'Anfa und Brabak bei Khefu stationierte Kontingent der brabaker Pikeniere - die Widerständler behaupten, daß Merkan zu diesem Zwecke gar Tote erhob - völlig vernichtet. Als der "Vizepatriarch" kurz darauf auch noch Hôt-Alem besetzen konnte, stieg sein Ansehen bei seinem al'anfaner Herrn mehr noch als durch die Wiedereinführung der Sklaverei und des Al'Anfaner Boronritus in der gesamten "Südprovinz".
Am 12. Firun 17 n.H. gelang der Widerstandsarmee aber die Eroberung H'Rabaals; der Wendepunkt des Krieges war erreicht. Am 3. Peraine 17 n.H. wurde die Belagerung Laguanas aufgehoben, da die al'anfaner Truppen nach dem Tode Tar Honaks in Mherwed an anderen Fronten dringender gebraucht wurden. In den kem'schen Städten wurde hinter vorgehaltener Hand erzählt, daß es Nisut Peri gewesen sei, die den Patriarchen zu Mherwed getötet und damit den Vormarsch Al'Anfas in der Khom in einen hastigen Rückzug verwandelt hatte. Unter diesem Eindruck versöhnten sich die kem'schen Widerstandsführerinnen und -führer und erwarteten geeint die Rückkehr ihrer Herrin. Inzwischen war es dem "Vizepatriarchen" aber gelungen, seine durch Bestechung brabakischer Söldner vergrößerte Streitmacht aus kem'schen Kollaborateuren und alanfanischen Söldlingen, die mit den Siegen bei Khefu und Hôt-Alem bewiesen hatte, daß sie durchaus als kampfstark einzuschätzen ist, noch mehr zu verstärken.
Am 22. Praios 18 n.H. begann die Schwarze Armee unter der Führung der zurückgekehrten Nisut Peri mit dem Feldzug gegen die Besatzungstruppen. In relativ kurzer Zeit konnte nach Hôt-Alem und Südkemi gegen nur geringen Widerstand auch Nordkemi befreit werden, einzig die Hauptstadt Khefu wurde weiter von Merkan kontrolliert. Am 11. Travia 18 n.H. begann die Entscheidungsschlacht des Unabhängigkeitskrieges, als die bisher zurückgehaltene Hauptmacht der Merkan-Truppen - durch - wie man sagt, unheilige - Zauberei unsichtbar gemacht - den Belagerungsring um die Hauptstadt völlig überraschend angriff. In unbeschreiblich grausamen Kämpfen wehrten sich die Kemi gegen die drohende Niederlage, und so gewannen sie am 5. Kampftag endgültig die Oberhand. Mit der Eroberung von Khefu war dieser Krieg dann auch beendet, er hatte den verbündeten Waldmenschen und Söldlingen Peris zwar die Kontrolle eines riesigen Gebiets beschert, doch auch das Leben von 2500 Kemi auf beiden Seiten gefordert.
Zudem gelang dem ehemaligen Unterdrücker Merkan noch eine Schandtat, die bis heute noch nicht bereinigt ist. Als seine Niederlage nämlich offensichtlich wurde, da wandte er sich endgültig Belharhar zu und erflehte von seinem neuen Herrn ein weiteres dämonisches Wunder. So gelang es ihm, das Aussehen einer hochrangigen Ordensgeweihten anzunehmen und in die Gewölbe des großen Tempels auf Laguana einzudringen. Heute ist dieses Portal versiegelt und wird streng bewacht, auf daß die unheiligen Wesenheiten dahinter in ihren trostlosen Domänen gefangen bleiben.

 

Kemi nach der 'Dunkelheit der Fremdherrschaft'

Nach dem Sieg - der Wiederaufbau

Die Zerstörungen im Kemi-Reich waren gewaltig. In Khefu lagen ganze Stadtviertel in Schutt und Asche, mehrere kem'sche Weiler waren gänzlich ausradiert worden, die Felder lagen brach und viele heil gebliebene Häuser standen nun leer und waren dem Verfall preisgegeben. Im ganzen Land fahndeten die Garde und die Inquisition nach Kollaborateuren und Verräterin. Doch Nisut Peri verlor keine Zeit und machte sich tatkräftig an den Wiederaufbau. Das eroberte Gebiet wurde in Provinzen aufgeteilt und im Verlaufe des nächsten Jahres auch an ausländische Aventurierinnen und Aventurier zur Verwaltung übergeben. Den Flüchtlingen wurde - vor allem von der Rabenkirche - großzügig geholfen, ob sie nun wieder aus der Überseeprovinz heimkehren oder lieber dort bleiben wollten. Das Bündnis mit den Dschungelmenschen wurde feierlich erneuert, hatte man doch erkannt, daß das riesige eroberte Gebiet - von dem weite Teile den Verbündeten zugesprochen wurden - nur dann gehalten werden könne, wenn man die Freundschaft mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der undurchdringlichen Wälder - die wie gesehen die bestmöglichen Bedingungen für einen Untergrundkrieg bieten - weiter ausbaut.

Außenpolitisch knüpfte die Nisut fruchtbare Kontakte zu mitelreich'schen Baronien, so z.B. zu Cres, Dubios und Bragahn - als der Usurpator Answin in Gareth den Thron bestieg, sandte Nisut Peri zur Unterstützung der almadaner Aufständischen gar Waffen und ihre Oberkommandierende dem Baron Danilo von Cres zur Unterstützung. In Zorgan und Vinsalt sprachen die inoffiziellen Gesandten des Kemi-Reiches für die Anerkennung dessen Unabhängigkeit vor, und in H'Rabaal begannen Friedensverhandlungen mit Brabak, Chorhop und Sylla. Der kem'sche Außenhandel wurde von der Krone monopolisiert und mit Hilfe der bragahner Händler Stippwitz in die neugegründete Brakem-Südmeerkompanie eingebracht, die einen wesentlichen Beitrag zum Wiederaufbau des Landes leistete.
Am 1.Praios 18 n.H. verbanden sich Brabak, Sylla und das Kemi-Reich in der "Südmeerliga". Als Folge dieses Vertrages wurden große Territorien im Südwesten und Osten des Kemi-Reiches der gemeinsamen Verwaltung der Vertragsnationen unterstellt. So schickten Mizirion von Brabak und Dailam al'Sylla nicht nur Gesandte nach Khefu, sondern auch einflußreiche Gouverneure für die "Bündnisterritorien". Mit dem einstigen Erzfeind Mizirion verband Nisut Peri III. bald schon gar eine persönliche Freundschaft; in hohen Kreisen wurden hier erste Sondierungen zur Vermählung des brabaker Kronprinzen Peleiston mit der kem'schen Kronprinzessin Ela gemunkelt. Auch die Zusammenarbeit mit Sylla war recht intensiv, einzig Patriarch Zeforika von Chorhop setzte sich mehr und mehr von der "Südmeerliga" ab.
Die auch weiterhin bestehende Verbundenheit der kem'schen Nisut zum Kaiserhaus in Gareth wurde erneut in den Jahren der großen Orkeninvasion bewiesen, denn wiederum entsandte Nisut Peri III. ihre Oberkommandierende gen Cres, auch waren neben einem Banner Ordensleute von Laguana noch reguläre kem'sche Freiwillige - wie einstmals auch an der Trollzackenpforte gegen die Oger - im Einsatz. Ein kurioses Ereignis "erschütterte" das Reich im Jahre 18 n.H., als unbekannte Denunzianten den kem'schen Ritter Bert von Greuelfingen fälschlicherweise als den gesuchten Verbrecher Radegast, der eine Vereinigung der "Königreiche" Nostria und Andergast betreibt, identifizierten. In der Folgezeit waren die Sicherheitskräfte permanent damit beschäftigt, den Edlen vor andergast'schen und nostrischen Spionen, Glücksritterinnen, Kopfgeldjägern und ähnlich zwielichtige Gestalten zu schützen.

 

Die Konsolidierungsphase

Krise und Bürgerkrieg - Schwierigkeiten eines jungen Reichs

Die schwerste außenpolitische Krise des Kemi-Reiches nach dem Kriege war jedoch im Boronmond 19 n.H. auf dem Höhepunkt, als ein bosparaner Flottenverband vor Khefu kreuzte. Die neuernannte Kaiserin Amene forderte nämlich von Nisut Peri die Übereignung der Überseeprovinz an Vinsalt, da sich kem'sche Marineeinheiten angeblich an der Forschungsexpedition des Landherrn von Malur vergangen hatten. Da die Provinz jedoch für das Überleben des Kemi-Reiches unverzichtbar ist, konnte Nisut Peri dieses Ansinnen nur zurückweisen, nicht jedoch, ohne Kaiserin Amene massive Zugeständnisse bezüglich der anderen, von kem'schen Handelshäusern bereits infiltrierten, Waldinseln zu machen. Schließlich konnte aber ein Kompromiß gefunden werden, in dem dem Südreich die Anerkennung seiner Unabhängigkeit und seiner Ansprüche bezüglich der umstrittenen Überseeprovinz zugestanden wurde. Doch kurz vor der Unterzeichnung des "Vinsalter Vertrages" verlangten die Kemi plötzlich Nachverhandlungen, denn Nisut Peri war es im Verlauf der Krise nicht gelungen, einflußreiche Persönlichkeiten des kem'schen Hofs auf ihre Seite zu ziehen. Hauptgegner des Vertrages war Kanzler Dio de Cavazo, ein glühender Anhänger eines einigen Südimperiums, der schon bald nach dem Kriege mit dem al'anfaner Großexekutor Irschan Perval ein entspanntes Verhältnis zuwege bringen konnte. So traf er diesen gar in Al'Anfa und konnte dort den Austausch der letzten Kriegsgefangenen erreichen. Auch die Borongeistlichkeit des Reiches nahm eine mehr und mehr feindliche Haltung Amene gegenüber ein, da die Missionstätigkeit der Geweihten im Neuen Bosparan arg behindert wurde. Doch durch die Loyalität der nisutlichen Geliebten und Oberkommandierenden der Schwarzen Armee fiel die Entscheidung zugunsten des Abkommens, denn Chanya Al'Mout'pekeret trug auch diese Entscheidung der Königin mit.

Doch die nächsten Schicksalsschläge sollten nicht lange auf sich warten lassen. Kaum zwei Jahre nach dem Sieg im Unabhängigkeitskrieg schlug der al'anfanische Erzfeind wieder zu. In Gestalt des reichen Händlers Arion Paligan kamen die Schrecken des Bürgerkrieges über das Territorium Táyarret. Waldmenschen in großer Zahl griffen die Hauptstadt Djáset an, da der schurkische Paligan heimlich und in aller Dreistigkeit mit Sklaven handelte. Doch noch bevor der Grund des Waldmenschen-Kriegszuges von kem'scher Seite ergründet werden konnte, besetzten al'anfanische Söldner im Schutze einer Galeere weite Teile Táyarrets und nur unter hohen Verlusten konnte die Schwarze Armee die Eindringlinge vertreiben und Táyarret wieder unter ihre Kontrolle bringen.
Held dieser Schlachten war zweifellos der junge Laguaner-Ritter Boronîan Pâestumai, dessen Selbstbewußtsein durch diesen Erfolg jedoch in unermeßliche Höhen stieg. Nur wenige Monde nach seinem Erfolg begehrte er gegen Reich und Krone auf, sammelte ihm ergebene Söldlinge und Ordensleute und zog - gegen den Befehl von Kirche und Krone - aus, um die bosparanischen Waldinseln zu besetzen. Auf Benbukkula kam es dann zu einem folgenschweren Zwischenfall: Ordensprior Pâestumai verletzte Chanya Al'Mout'pekeret, die im Auftrage der Nisut den Rebellen festzunehmen hatte, so schwer, daß sie mondelang mit dem Tode rang. Boronîan Pâestumai aber wurde in die reich'sche Baronie Cres ausgeliefert, wo ihm unter abenteuerlichen Umständen schließlich die Flucht und Rückkehr ins Kemi-Reich gelang. Inzwischen ist Boronian Pâestumai wieder voll und ganz rehabilitiert, und letztendlich trug er sogar nach aranischem Ritual auch gegenüber Chanya Al'Mout'pekeret seine schwere Schuld ab.
Die Folgen des sogenannten Laguaner-Aufstands waren kaum abzuschätzen: Abtrünnige exkommunizierte Ordensleute töteten auf ihrer Flucht zwei Akîbs und hielten eine Dritte lange Zeit in schmachvoller Gefangenschaft, ehe sie endlich gestellt und unschädlich gemacht werden konnten.

 

Das Unheilige Zeitalter

Das Kemi-Reich vor dem Untergang

Zu diesem Zeitpunkt geschah es auch, daß sich das unheilige Zeitalter im Kemi-Reich zu offenbaren begann: Großes Aufsehen erregte eine blutig verlaufene Expedition in die semjeter Ruinenstadt C'Rymneh, die mittlerweile unter einem streng überwachten Bann steht, da in den Trümmern der einstigen Dschungelmetropole eine mächtige daimonische Entität ihr Unheil treibt.
Schlimmer jedoch war der Untergang eines bosparanischen Schiffes in der Bucht von Khefu, der zunächst Piraten zugeschrieben wurde. In der Aufregung um Grenzscharmützel mit dem Königreich Brabak blieb dieser Vorfall lange Zeit unbeachtet, obwohl von spinnenartigen Wesenheiten, die das Schiff angegriffen hätten, und seltsam entstellten und verfärbten Toten berichtet wurde. Als schließlich die ersten Menschen erkrankten - Seeleute, die die toten Bosparaner nach Khefu gebracht hatten -, war es schon zu spät. In einem rasenden Tempo verbreitet sich die Dämonenpest über die Hauptstadt und das ganze Reich, Tausende Kemi, darunter viele namhafte Würdenträger, starben.
Und der Schrecken sollte seine Fortsetzung finden: Durch die starke Präsenz unheiliger Energie wurde das sphärische Gefüge im Süden Aventuriens massiv gestört, so daß sich das in den Ruinen von Ujak befindliche Tor zur Siebenten Sphäre kurze Zeit öffnen konnte. Ein dadurch entflohenes Wesen bemächtigte sich des Körpers des Barons Tsakin von Ahami und richtete in der Gestalt des weisen, friedfertigen Tsa-Geweihten ein Blutbad unter der Bevölkerung der einst so idyllischen Dschungelbaronie an. Durch die geschlossene Anstrengung sämtlicher arcan begabter Persönlichkeiten des Reiches gelang es zu Seku Kesen, das unheilige Wesen zu bannen.
Unterdessen war es aber Dienern des Dreizehnten gelungen, sich in Ujak festzusetzen und die völlige Öffnung des Tores vorzubereiten. Ihr 'Heer' aus erhobenen Untoten und besessenen Kemi sowie die unnatürlichen Veränderungen der Dschungelwelt und die Gefangenname kem'scher Würdenträger schien sie bereits triumphieren zu lassen, als unter der Führung der Ordensleute des Hl. Laguan dem unheiligen Treiben durch die tapferen Söldlinge der Schwarzen Armee ein Ende bereitet wurde: Kaum ein Würdenträger, der nicht an der Seite der Nisut stritt, kaum eine Bürgerin, die - obwohl nur mit Dreschflegel oder Sense bewaffnet - dem großen Kampf abseits stehen wollte.

 

Verrat und Krieg...

Rückschläge auf dem Weg zu neuem Glanz...(?)

Doch dem Reich war keine Erholungspause gegönnt. Diesmal waren es derische Feinde, die - während die Buhlen des Namenlosen zu Ujak noch fröhlichen Unstände feierten - dem am Boden liegenden Reich einen weiteren Schlag versetzten, und die Umstände, daß sich eben dies nach einem Kampf gegen unheilige Wesenheiten und ausgerechnet an einem 30. Boron, dem heiligsten kem'schen Tag, zutrug, wird das Reich seinem einstmaligen Kolonialherren nie vergeben können. Am 30. Boron des Jahres 19 S.G., neunzehn Jahre nach der Krönung Peris III., besetzten mittelreichische Truppen Hôt-Alem und hielten die Stadt bis zum Friedensschluß im Jahre 32 S.G. in einem erbarmungslosen Würgegriff. Im Zeichen dieser Niederlage, die vor kurzem gar das Leben der Repat von Neu-Prêm, Iskra Smorebrod - sie starb in einer Seeschlacht gegen garethische Konvoischiffe -, forderte, kam es auch im Inneren des Landes zu einer prekären Situation. Aufgestachelt durch die den Weißen zugeschriebenen daimonischen Umtriebe gelang es dem Keke Wanaq-Häuptling Anopathawa, die Stämme Kemis zu einen und die Weißen mit Krieg zu bedrohen.

In einer aufsehenerregenden Versammlung am heiligen Berg Kaulata gelang es dem vormaligen Besessenen Tsakin, nunmehr genannt 'Büßer', das Schlimmste zu verhindern. Doch der Preis für den Frieden ist hoch: Die Kemi mußten nicht nur ihr Vordringen in den Dschungel aufgeben, sondern auch alle Siedlungen im Landesinneren räumen. Doch auch gegen dieses Abkommen wurden schnell Stimmen laut, die die Annullierung dieses 'Schandvertrages' forden, denn das Reich schien wieder erstarkt: Auf Aeltikan wurden die Al'Anfaner bis vor die Tore Port Honaks zurückgedrängt, Ujak wurde glanzvoll zurückgewonnen und das Tor zu den Spähren verschlossen, Port Emer in der Bucht von Hôt-Alem wurde besetzt, Thergas im Osten fiel dem Reich zu, und es schien nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die durch den Borobarad-Krieg in schwerer Bedrängnis lebenden Mittelreicher Hôt-Alem preisgeben mußten...
Doch es kam anders. Im Jahre 26 S.G. betrieb der damalige Hátya da Vancha immer entschiedener im Geheimen die Loslösung seines Lehens Yleha von Kemi, um es alten ylehischen Traditionen gemäß zum unabhängigen Königreich auszurufen. Der Schurke plünderte sein Land aus, um über die horasische Familie ay Oikaldiki Waffen zu kaufen, doch der perfideste Teil seines Planes war die Gefangennahme der Hl. Eminenz. Die Kirchenführerin wurde durch eine Magierin ersetzt, die die Weisung hatte, das Reich in einen blutigen Bürgerkrieg zu stürzen - dann wäre die Zeit für ein unabhängiges Yleha gekommen!
So heizte die falsche Krähe bewußt die Thronfolgekrise an, indem sie die Kirche gegen die von der Nisut proklamierte Cronprincess Ela aufbrachte und schließlich, auf dem Höhepunkt der Krise im Perainemond 26 S.G., Nisut und Cronprinceß exkommunizierte - die Royalisten und Kirchentreuen in Kemi waren bereit, gegeneinander in den Krieg zu ziehen! Schon hatte Hoheit Chanya Al'Mout'pekeret den Angriffstermin gegen die tárethoner Kirchenbastionen festgelegt, da gelang es, den Schwindel aufzudecken, die falsche Krähe und den Verräter da Vancha zu fassen, der unterdessen das gesammte Vermögen seines Lehens in den Oikaldiki-Landen verprasst hatte.
Da Vancha wurde zum Tode verurteilt und enthauptet, und in den aufgewühlten Zeiten kamen sowohl die Kanzlerfraktion, während des Krieges treu auf der Seite der Nisut, und die Boronskirche zu dem Schluß, daß die Auseinandersetzungen so nicht weitergehen konnten. So schlossen die Fraktionen Frieden und ordneten sich bedingungslos der erstarkten Königin unter. Doch das Kalkül Kanzler de Cavazos, die Boronskirche durch diese Krise zu schwächen, ging nicht auf. Denn die vormals der Kirche sehr reserviert gegenüberstehende Cronprinzessin Ela gewann durch die schwere Krise neue Einsichten in die Bedeutung des Rabenkultes für den inneren Frieden des Reiches. So fand Ela schließlich zum Glauben und zu aufrechter Frömmigkeit und verkündete bald den "brennenden Wunsch", die Weihe zur Geweihten des Raben als Angehörige des Laguana-Ordens entgegennehmen zu dürfen.
Ein weiteres prominentes Opfer hatte die Krise zu beklagen: Thorn Murgor Margatnep, der angesehene Baron von Seku Kesen und langjähriger Sprecher des Kleinadels, verlor nach dem Verlust des alten Feindbildes den Verstand und wurde ins Kloster Morek eingeliefert, aus dem er im Frühjahr 27 unter noch ungeklärten Umständen verschwand.
Schlimmer noch als der Verrat da Vanchas wiegt aber der Vaerrat der Prinzessin Rhônda. Eifersüchtig auf ihre ältere Tochter Ela und begierig auf den Nisutthron, war sie es, die hinter den schlimmen Taten da Vanchas und der falschen Krähe stand. Doch noch ehe sie gefangengenommen werden konnte, gelang ihr die Flucht, und lange Zeit wußte niemand, wo sich die Abtrünnige aufhielt.

 

Neue, alte Strukturen

Neue Freunde, neue Feinde...

Erfreulich entwickelte sich im 27. Jahr der Regentschaft Nisut Peris das Verhältnis zu der einzigen verbliebenen aventurischen Großmacht, dem Horasreich. Der Südmeervertrag hatte sich nun über viele Jahre hinweg bewährt, und die Horasier hatten entgegen der Befürchtungen gewisser Kreise keinerlei Einfluß auf die kem'sche Innenpolitik ausgeübt. Die Vertreter beider Reiche trafen sich Anfang des Firunmondes in Vinsalt, um den Vertrag zu bekräftigen und zu erweitern - und so wurde manch' Kemi Mitte des Götterlaufs Zeuge, wie zwei weitere moderen Kriegsschiffe aus dem Horasreich sowie Landtruppen zur Sicherung der unruhigen Grenzen im Norden in Khefu anlandeten...

Das Jahr 27 S.G. sah aber auch - ausgelöst durch die Liebschaft der Nesetet Ni Ordoreum mit dem Vogt von Tárethon, Djedêfre Pâestumai - das politische Wiedererstarken der alteingesessenen Familie Mezkarai. Lange hatten die Mezkarai sich aus der Tagespolitik gehalten, begründet durch die Bluttaten des Hohepriesters Alrigio Mezkarai, der vor 60 Jahren ein grausames Blutbad unter den Feinden seiner Familie anrichten ließ.
Doch die drohende Vermählung der Nesetet der mezkarai'schen Erblande Ordoreum mit dem der den Mezkarai todverfeindeten Familie Pâstumai angehörenden Ser Ni Tárethon ließ den Conseilarius Boromil Mezkarai handeln. Francesca dell'Aquina wurde auf die Tánrat einbestellt, wo ihr der Ernst der Lage eröffnet wurde, und schließlich gab sie den ordoreer Thron zugunsten Rhonda Mezkarais auf.
Durch die dadurch erfolgte Machtverschiebung im Reich haben sich zahlreiche andere Familien zu Wort gemeldet, um ebenfalls Ansprüche zu erheben, und es lag nun an der Nisut, die Einflußgebiete vor der Krönung ihrer Tochter neu zu verteilen. Und Nisut Peri III. handelte.
Offen bekundeten die Königin und ihre Tochter das Bündnis mit den Mezkarai (die schon seit der Thronbesteigung Peri III. hinter dem Thron standen) und den einflußreichen Al'Plânes (deren Macht sich auf die Dominanz des Waldinselhandels begründet), stärkten offen die Macht einflußreicher loyaler Würdenträger wie die des Repa Ni Neu-Prêm und des Háyta Ni Mer'imen und belohnten gar den Kanzler für seine Abkehr von seiner eigensinnigen Politik - um schließlich gar die Gegner des Throns, namentlich die Familie Pâestumai, erfolgreich aus dem lukrativen Außenhandel des Káhet zu drängen, ein Schlag, von dem sich die Pâestumai lange nicht erholt hatten.
Doch erneut zeichneten sich Schwierigkeiten am Horizont ab. Aus dem zu Sylla gehörenden Osten der Provinz Yleha, Anûr, vernahm man die Kunde einer neuen, großen Bedrohung. Die flüchtige Prinzessin Rhônda hatte sich dort verborgen, und aus abtrünnigen Reichsfeinden, Söldlingen und Verräterinnen die Sekte der "Neo-Corvikaner" gegründet, die gnadenlos und blutig daranging, Anûr in einem beispiellosen Sturmlauf für sich als Basis zu erobern, um schließlich von dort aus das Káhet für den "Wahren Glauben" zurückzugewinnen. Noch herrscht gespannte Ruhe an der Ostgrenze, aber es ist nur eine Frage der Zeit, wann der Ansturm der Boronsfantiker kommen wird...
Aber auch das Verhältnis zwischen Eingeborenen und Kemis wurde immer prekärer. Nachdem in vielen Provinzen der Kaulata-Vertrag - trotz rechtlicher Bedenken - umgesetzt worden war, konnte zwar zunächst der Frieden und das Bündnis mit den Waldmenschen gesichert werden, doch kam es immer wieder zu Übergriffen der Eingeborenen auf kem'sche Siedlerinnen und Siedler. Ein blutiger Überfall in Sechem Dewa auf eine an einem Flußlauf gelegene Siedlung, davor ein Aufstand der Sabu in Ahami (der durch dämonische Einwirkung entstandene Kalte See ging nicht zurück, und ein Schamane gab den Kemi die Schuld) und der grausame Angriff der Rekas, die Krieg gegen das Dorf Mohema in Terkum führten, ließen die Nisut kundtun, daß sie den Vertrag als gebrochen ansehe und deshalb verfüge, daß sich ihr Volk zu seiner Sicherheit an "vertragswidrigen", strategisch und wirtschaftlich bedeutenden Punkten festsetzen müsse...
Ob man dagegen die Untergrundorganisation der "Iri-Maat", die in den diesen Jahren mit eher kruriosen "Anschlägen" für eine "Befreiung Kemis aus der horasischen Knechtschaft" agitierten, als Gefahr ansehen muß, wird die Zukunft zeigen...

Das Lob des Rabenherrn

Parallel zur Befriedung der Waldmenschenstämme wurde im Inneren die "Boronisierung" des Reiches weiter fortgesetzt. In diesem Zusammenhang wurde erstmals deutlich, daß die kommende Nisut, Ela XV., durchaus konservative Ansichten in Glaubensdingen vertritt. In aufsehenerregenden Beschlüssen wurde der Zugang zu Verwaltungsämtern in den Provinzen mit sofortiger Wirkung nur noch für "Rechtgläubige" offengehalten, und eine Revision des kem'schen Gesetzbuches im Hinblick auf eine deutlichere Anpassung an das Kirchenrecht verfügt.
Im Jahre 30 S.G. schließlich trat die Kronprinzessin schlicßlich in den Orden des Hl. Laguan ein, um dort das Noviziat zu durchlaufen. Ihre Mutter nutzte die Zeit, alles für die Thronbesteigung ihrer Tochter zu organisieren. Diskret stärkte Peri die Bündnisse im Inneren und versicherte sich außenpolitischer Unterstützung für ihre älteste Tochter.

 

Eine neue Königin

Ein stürmischer Auftakt

Am 1. Praios 32 S.G. war es schließlich soweit - Nisut Peri III., genannt Erneuerin, trat vom Thron durch eine symbolische Toterklärung zurück. Cronprinzessin Ela wurde unmittelbar nach Abschluß ihres Noviziats zu Laguana und ihrer Weihe zur Rabenpriesterin zur neuen Königin der Kemi gekrönt. Und die neue Königin zäögerte nicht: Unmittelbar nach ihrer Krönung wurde dem verduzten Hof mitgeteilt, daß binnen Tagen Elas Vermählung mit dem brabakischen Kronprinz Peleiston vollzogen werden würde und damit die Königshäuser der einstigen Erbfeinde in Eintracht zusammengefügt werden sollten.
Auch auf anderem Gebiete handelte Ela sofort und verfügte zahlreiche Reformen im Inneren. So wurden sämtliche Adelstitualturen abgeschafft, die Zersplitterung der Provinzverwaltung abgebaut, zu trägen Debattierstuben degenerierte Konvente abgeschafft. Aber auch außenpolitisch setzte Ela Akzente: So handelte sie quasi im Alleingang einen Friedensschluß mit der einstigen garethischen Kolonialmacht aus. Mit diesem Vertragswerk anerkannte Gareth erstmals explizit die Unabhängigkeit seiner einstigen Kolonie, während die Kemi ihre Ansprüche auf Hôt-Alem zurückstellten, solange das Mittelreich sich eines friedlichen Umgangs mit den Kemi bemühte.
Ihrer Vermittlungstätigkeit war es auch zu verdanken, daß der zweite Anlauf zum Abschluß einer "Goldenen Allianz" gegen den alanfanischen Feind endlich von Erfolg gekrönt war. War der erste Versuch eines Bündnisses des Horasiats mit dem Königreich Brabak noch am Widerstand der dortigen Audienzia gescheitert, so erreichte die neue Königin nun gar eine Allianz zwischen ihrem Reich, dem Horasiat, dem Königreich Brabak, Ghurenia und Sylla.