GEOGRAPHIE

Kemi-Festland

"Oft wird viel über den Süden geredet, doch ich will hier einmal versuchen, Dir etwas Konkretes über meine Heimat zu erzählen. Ich lebe nun viele Jahre hier, so daß ich denke, daß mir dies einigermaßen gelingen wird.
Falls dir irgendwas nach der Lektüre meines Berichtes nicht klar sein sollte, zögere nicht, mich in Deinem nächsten Brief zu fragen.
Die Bewohner der Nordreiche sehen im Süden nur zwei Sachen: Dschungel und Wilde. Doch dies ist die typische Beschreibung derjenigen, welche von diesem doch sehr interessanten Teil Aventuriens nur vom Hörensagen wissen.
Derographisch kann man sagen, daß alles unterhalb der Linie Mengbilla-Jilaskan, auf einer thorwalschen Karte gesehen, zum Süden zu rechnen ist. Ab dieser Grenze geht der euch bekannte Wald in Dschungel über. Dschungel, in dem die Bäume nicht 30 oder 40 Schritt hoch sind, nein, die größten Bäume erreichen an die sechzig bis siebzig Schritt an Größe. Gleich einem Riesen streiten sie einander um das kostbare Sonnenlicht und selten einmal fällt ein Sonnenstrahl selbst auf den Boden des Dschungels.
Tsa und Peraine haben sich durch den tiefen Urwald ein Übergang in ihr Paradies geschaffen so voller Leben, ob tierisch ob pflanzlich, daß es einem Menschen schier unmöglich ist die volle Pracht jemals ganz zu erfassen. Angefangen bei den vielen Bäumen über zahlreiche Kletterpflanzen, Ranken, Pflanzen mit leuchtenden und duftenden Blüten, Gewächse mit schmackhaften Früchten größer denn eine Trollfaust finden sich hier. Doch nicht nur das. Wenn dem so wäre, wäre das Leben im Dschungel wahrlich leicht.
Besonders dort wo der Dschungel mit dem Sumpf einhergeht, und das ist häufig so, wird der Reisende von unzähligen Moskitos und anderen kleinen blutsaugenden Plagen, ja wie der Name es schon sagt... geplagt. Manchmal so sehr, daß ein Reisender über dies ganz die anderen Gefahren der 'Grünen Niederhölle' vergisst, welche da lauern. Gefährliche Schlangen, Krokodile und Alligatoren im Sumpf und an den Flüssen, Blutegel und Raubkatzen und natürlich die Eingeborenen, von denen man bei euch auch viele Gerüchte hört. Doch glaube mir, es gibt mehr als nur die Mohaha. Diese sind noch die friedlichsten von allen. In Mergyan, der mir anvertrauten Baronie, leben die `Tschopukikuhas´. Ein großes und wirklich wildes Volk. Größer als alle anderes sind sie genauso furcheinflößend. Schwarzhäutige Kannibalen sind sie, doch mir ist bisher nur ritueller Kannibalismus untergekommen. Doch laß Dir gesagt sein, die Tschopukikuhas übertreffen noch die grausamen Geschichten, welche bei euch über die Keke-Wanaq im Umlauf sind. Doch sei froh, hier in Mergyan sind sie recht friedlich, und solange kein Weißer in ihre Gebiete eindringt, passiert auch nichts. Eines gilt übrigens überall im Dschungel: Wer so töricht ist, allein zu reisen, muß sich nicht wundern, wenn er von den Bewohnern des Dschungels, ob zwei-, vier- oder mehrfüßig, als leichte Beute angesehen wird. Nur allzu oft hören wir, daß ein weiterer Reisender auf immer verschwindet, nur weil er zuviel Hochmut in seinem Herzen verspürte und nicht auf die Warnungen der Alten hörte.

Inselprovinzen
Solltest du einmal durch den tiefsten aller Wälder reisen müssen, hüte Dich auch davor, einen Panther zu erlegen - selbst, wenn er dich angreift. Dieses Tier ist den Eingeborenen heilig und über die Konsequenzen mag ich gar nicht denken. Wenn es sich einrichten läßt, nimm immer einen Führer mit. Nur sie wissen, welche Wege man gehen kann, welche Früchte essbar sind und welche Gebiete man besser meiden sollte.
Doch wieder zum Süden. Wie schon erwähnt, besteht der Süden aus Dschungel und Sumpf. Es gibt auch Gebirge wie z.B. das Regenbogengebirge, doch dieses ist das einzige, welches sich wirklich aus der grünen Masse hervorhebt. Vereinzelt gibt es auch Vulkane. Die meisten sind erloschen oder verhalten sich ruhig. Einer der bekanntesten ist der Záw hier in Mergyan. Als er vor vielen Jahrhunderten einmal ausbrach, war dies so verheerend, daß noch in Al'Anfa der Himmel auf Wochen hin verdunkelt wurde. Und natürlich der Visra, der Vulkan an dessen Fuß Al'Anfa gegründet wurde.
Diese Stadt führt mich auch zum nächsten Thema, den Siedlungen. Da das Leben im Dschungel sehr schwer ist, für Siedler und Sidlerinnen nur unter größten Mühen zu bewältigen, liegen die meisten Dörfer und Städte an der Küste. Dort ist die Bevölkerung zum einen etwas sicherer gegenüber den Tieren und Insekten, andererseits kann so Fischfang betrieben werden und generell können Reisende so leichter die Siedlungen erreichen. In Kemi gibt es sogar die 'Küstenstraße', eine lange Straße an den Küsten des Reiches entlang, welche durch die Barone ständig intakt gehalten werden muß. Und glaube mir, im Dschungel ist es nicht leicht, eine Straße frei zu halten.
Ohne Zweifel ist Al'Anfa die größte der im Süden liegenden Städte, genauer gesagt, ist Al'Anfa ja schon ein Stadtstaat. Doch mit welchen Mitteln dies erreicht wurde ist ja allgemein bekannt. Nicht umsonst hat Al'Anfa viele Feinde, welche sich alle gegen die Sklaverei ausgesprochen haben. Bekannt sind sicherlich auch noch Brabak und das Kemireich mit dessen größter Stadt Khefu. Und von der umstrittenen Stadt Hôt-Alem hast du ganz gewiss auch schon gehört. Was für eine Verschwendung an Ressourcen welche das Mittelreich betreibt, nur weil sie meinen, diese Stadt gehöre ihnen und nicht dem Kemireich. Allein die Kosten für die Versorgungskonvois verschlingen Unsummen, welche sie besser für ihren Kampf gegen die Dämonen verwenden sollten.
Aber weiter. Neben Al'Anfa sind folgende Staaten noch von Wichtigkeit: Brabak, Kemi (ehemals Trahelien) Mengbilla. Sonst finden sich nur kleine Stadtstaaten mit wechselnden Herrschern und Affinitäten. Sylla, Charypso und Chorhop sind solche. Mirham und Kannemünde gibt es zwar auch, doch die spielen eigentlich keine Rolle. Erwähnenswert ist sicherlich, daß das Horasiat einige Kolonien im Süden unterhält, auf den Inseln um genau zu sein. Da es allerdings keine großen Flottenstützpunkte hier im Süden aufgebaut hat, wurde ein Bündnis zwischen Kemi und dem Horasreich geschlossen. Grob gesagt schützen sie uns vor den Al'Anfanern, wir schützen die Kolonien vor Piraten, Freibeutern etc.
Konstante Größen sind derzeit nur Al´Anfa, Brabak, Kemi und Mengbilla. Sylla und Chorhop haben, so weit ich weiß, eine recht lange Feindschaft und Berichte über irgendwelche Vorkommnisse, egal welcher Seite, sind eigentlich für uns normal geworden.
Glaubensmäßig kann man den Süden eigentlich recht schnell beschreiben. Oberster Gott ist Boron. Nicht allein in Al'Anfa auch hier im Kemi wird er als der höchste von allen angesehen. Das hat ganz einfache Gründe. In einer Umwelt in der täglich aufs neue der Kampf gegen die Unbillen stattfindet, ist es nur zu natürlich, daß sich die Menschen dem Todesgott zuwenden und ihn friedlich stimmen wollen... schließlich hängt ihr Leben von ihm ab.
Zwar werden auch die anderen Zwölfgötter hier verehrt, doch wie gesagt nicht primär. Verbreitet ist auch noch der Glaube an Rastullah, welcher aber auch zurücksteht. Kamaluq habe ich ja schon erwähnt, er wird von den Eingeborenen verehrt, neben zahlreichen Naturgeistern. Sie glauben, daß in jedem Ding ein eigener Geist lebe.
In Kemi und auf den Inseln leben auch ein paar Thorwaler, doch diese sind eine Minderheit. So kann man nicht wirklich davon sprechen, daß der Swafnir-Glaube verbreitet ist. Ich denke, dazu sind die Autonomiegebiete der Thorwaler in Kemi zu klein um für den gesamten Süden zu gelten.
Bisher nicht angesprochen habe ich die Achaz oder auch Echsenmenschen. In Selem kann man sie schon antreffen und sie sind, soviel wir wissen, im gesamten Süden verbreitet. Doch scheint es von diesen uns seltsam erscheinenden Wesen nur noch wenige zu geben oder sie verstecken sich absichtlich vor den Menschen. Ich selbst habe in den vergangenen Jahren nur drei von ihnen selbst zu Gesicht bekommen, aber ich kann Dir sagen, daß im Kemireich einer sogar Baron, ein anderer Marschall ist. Doch ich nehme an, daß dies wirkliche Ausnahmen sind. Normalerweise wollen diese Wesen ihre Ruhe haben und nicht gestört werden. Ich habe zwar gehört, daß in Selem sogar Mensch-Echs Verbindungen aufgetreten sind, doch ich denke, dann muß es sich um eine sehr weit von den alten Werten abgekommene Sippe sein, welche nicht mehr viel mit ihren restlichen Verwandten gemeinsam hat - sprichwörtlich verrückt wie Selemer Sauerbrot.
An manchen Stellen leben die Achaz sogar in bestimmte Gebiete eingesperrt. Ich habe mir von einem Schamanen der Tschopukikuhas erklären lassen, daß er selbst noch die alten Tabus seiner Vorfahren aufrecht erhält, welche die Gebiete der Echsen und die der Menschen voneinander trennen.
Tabus, mein lieber Onkel, sind so eine Art große Schutzzauber. Doch laß es Dir lieber von einem befreundetem Magus erklären, ich bin nur Priester. Früher herrschten die Achaz nach unserem Wissen wohl über den gesamten Süden, doch warum ihr Reich zusammengefallen ist, kann ich Dir beim besten Willen nicht sagen. Die Achaz selbst sprechen nicht darüber. Doch man sieht noch an manchen Stellen Ruinen ihrer verlassenen Städte. Gewaltig einfach nur.
Zwei weitere erwähnenswerte Wesen gibt es auch noch. Zum einen die gefürchteten Schlinger, große Raubechsen, welche auch für Gruppen gefährlich werden können und in den Sümpfen und auch im Dschungel leben. Viele schreckliche Geschichten gibt es über Schlinger, welche in Dörfer einfielen und einer alleine viel Grauen und Leid anrichtete. Wenn du auf einer Reise solch einem Biest begegnen solltest, Du wirst einen Schlinger sofort erkennen wenn du ihn siehst, versuch gar nicht erst, wegzulaufen. Die Flucht auf den nächsten Baum ist sinnvoller. Im Dschungel ist der Schlinger in seinem Element, und glaube nicht das du schneller wärst... Du würdest dein letztes Mal rennen. Wenn Du aber ausharrst auf einem Baum, irgendwann wird er sich wieder verziehen. Und Dein Leben ist gewiß mehr wert als Dein Maultier oder eventuelle Ausrüstung. All dies kann ersetzt werden, doch sollte dich ein Schlinger erwischen, wird kaum noch genügend übrig bleiben, um Dich zu bestatten.
Das andere Wesen, welches ich meine, ist ein Drache. Ich habe ihn bisher nicht selbst gesehen und Boron vehüt's - ich hoffe, ich muß es auch nicht. Doch es gibt diese Geschichte, nach welcher ein großer Drache im Regenbogengebirge leben soll, einen ganzen Stamm Eingeborener soll er sich als Dienerschaft halten.
Wie auch immer. Kommen wir zu den Meeren. Lange Strecken legt man im Süden am Besten mittels Schiff zurück. Alles andere wäre zu gefährlich und würde darüber hinaus auch noch zu lange dauern. Doch denke bitte nicht, eine Seefahrt wäre harmlos. Nein, das ist sie nicht immer. Efferd ist launisch, das bekomme ich in Mergyan, hier wo viele Schiffe halt machen, immer wieder zu spüren.
Es fahren nicht nur Handelsschiffe durch die südlichen Meere, auch die großen, schweren Schiffe der verhassten Al'Anfaner schwimmen von einem Ort zum nächsten. Kaum jemand will sie wirklich sehen, doch manche kommen nicht drumrum.
Eine weitere Sorte sind die Kaperschiffe der verschiedenen Reiche sowie Piraten. Auch diesen will eigentlich niemand wirklich begegnen, doch wenigstens besteht bei diesen die Chance, nicht fraglos versklavt zu werden wie bei den Al'Anfanern. Und noch immer machen Geschichten wie die von Käpt´n Brabak die Runde, der Pirat welcher sogar den Priesterkaisern damals trotzte.
Doch außer den Schiffen gibt es noch weitere Schätze im Meer. Für die Fischer und Ficherinnen ist es der tägliche Fang, welcher ihnen das Leben sichert und manche Spezialität wird hier gefangen und bei euch verkauft.
Vielleicht sollte ich noch etwas Wichtiges sagen. Bei uns gibt es jeden Tag, im Gegensatz zu euch, kräftige Regenschauer. Immer zur Mittagszeit fängt es ganz plötzlich an und hört nach einigen Momenten genauso schnell auf wie es angefangen hat, außer zur Regenzeit. Dann kommt es fast so vor, als ob Efferd seine Meere wieder auffüllen will. Ich kann dir sagen, gepflasterte Wege sind zu dieser Jahreszeit Gold wert.
Doch nun weg von meiner Heimat. Wie geht es Dir und deiner Familie? Ist dein Harem wieder größer geworden? (..)"

(Boraidan ibn Saîd in einem Brief an seinen entfernten Onkel in Khunchom)

 

 

"...Sei Dir bitte darüber im klaren, daß es im kaiserlichen Südmeerprotektorat deutlich anders aussieht als bei uns im heimischen Bornland. Abgesehen von einigen 'entwickelten' Regionen - die nicht ohne weiteres als solche zu erkennen sind - besteht diese Kolonie aus nahezu unberührtem Regenwald mit nur vereinzelten Siedlungen und Handelsforts vorwiegend an den Küsten.
Im Dschungel hausen zahlreiche wilde Mohas und Echsenmenschen, doch auch in den Dörfern sieht man bisweilen diese unheimlichen Wesen. Sie stehen den Weißen neutral bis freundlich gegenüber, und die Kolonisten sind peinlich darauf bedacht, sich diese Völker nicht zum Feind zu machen, denn dies würde zweifellos den Untergang des Protektorates nach sich ziehen. Es gibt Landstriche, die sogenannten Reichsmarken, in denen die Eingeborenen keinerlei weiße Siedlerinnen und Siedler dulden, und die Regierung der Provinz schützt diesen Willen mit aller Kraft und gar unter Androhung der Todesstrafe.
Bei den hiesigen 'Straßen' handelt es sich um bessere Dschungelpfade, die aufwendig frei gehalten werden müssen, denn mit der Zeit erobert der Regenwald alles Land zurück, das ihm genommen wurde. Du wirst Dich umgewöhnen müssen, geliebte Tochter. Es gibt hier keine größeren Städte, und selbst dem 'reichen' Gouverneur fehlt es sowohl an Batzen als auch an Arbeiterinnen und Arbeitern, um seine Residenz zu Khefu fertigstellen zu können. So begnügt er sich mit der Ausbesserung der Hafenanlagen und der Küstenstaße, auch erzählt man von dem einen oder anderen großzügigen Geschenk an die Eingeborenen-Häuptlinge, um sie sich gewogen zu halten..."

(Kapitän Fran Calenloth v. d. 'Perle von Neersand' an seine Tochter, im Jahre 3 v. S.G.)

 

 

Fort Westerheim an der Grenze
zum Königreich Brabak.

Die Grenzen des südlichsten Reiches Aventuriens sind nicht einfach anzugeben, ein Faktum, welches sich demjenigen leicht erschließt, der jemals die dichten, unbekannten Wälder des Südens bereist hat. Welcher König mag schon guten Gewissens behaupten, er beherrsche diese Wälder, in denen es von wilden Eingeborenen, die noch niemals eine "Weißhaut" zu Gesicht bekamen, züngelnden Echsenwesen, gefährlichem Getier und mörderischen Pflanzen nur so wimmelt? Und deshalb ist es im Süden so, daß sich fast alles um die Beherrschung der Küstenstreifen und die wenigen, halbwegs sicheren Verbindungspfade im Landesinneren dreht. Die Nisut der Kemi, Ela XV. Setepen beherrscht die gesamte Halbinsel von Hôt-Alem mit der Hauptstadt Khefu, dazu die Küstenlinie bis zur Taton-Mündung im Westen und den Mareothiss-Sümpfen im Osten. Im Nordosten sind in den größeren Küstendörfern von Ordoreum und Yleha Truppen, während ganz im Nordwesten gar die entlegene Kolonie Mer'imen auf das Wort aus Ynbeth hört.
Das Land dazwischen ist größtenteils unerforschter Regenwald, nur hie und da findet sich ein trutziges Fort, erbaut, um mit den unberechenbaren Einheimischen Handel zu treiben und den Reisenden, die die lange Schiffsreise durch die Straße von Sylla scheut, Unterkunft zu bieten. Auch die Waldinseln Pet'hesá (Javalasi), Aeltikan, Mikkan, Aáresy und Cháset gehören zum Káhet Ni Kemi. Die Inseln dienten im Unabhängigkeitskrieg als Rückzugsweg vieler Kemi, die vor den anrückenden Honak-Schergen den fragwürdigen Schutz der wilden, gefährlichen Eilande in Anspruch nahmen. Auch heute herrscht dort in vielen Dörfern noch großes Elend, sei es, daß die vielen Flüchtlinge mit den einheimischen Fischers- und Bauersleut' um die knappen Ressourcen konkurrieren, sei es, daß die Vertriebenen aus Unkenntnis den falschen Siedlungsplatz erwählten und sich nunmehr zäh aber vergeblich gegen die Unbilden der Natur zu wehren versuchen.

Die mächtigsten Erhebungen des Königreichs sind neben den titanischen Felstürmen der Waldinsel Áaresy die Ausläufer des Regengebirges im Norden und Nordwesten. Die Berge sind wie der Dschungel reich an Bodenschätzen, doch sind ihnen das Gold, Silber und die Edelsteine nur unter größter Gefahr an Leib und Leben zu entlocken. Der Osten des Landes ist flach, sieht man einmal von den Sturmfelsbergen ab, ein Höhenzug, der die Halbinsel von Hôt-Alem vom Rest des Kontinents abschließt, und in dem die wohl südlichste Angroschimsippe Aventuriens haust. Das Königreich profitiert von den reichen Gaben der Natur, die den südlichen Ländern gemein sind, so werden Gewürze, Holz, Rauschkräuter, Tabak, Tee, Obst und Früchte im Übermaß gewonnen, aber auch Reis und Hirse zur Versorgung der eigenen Bevölkerung angebaut. Das Klima im Königreich ist für die Nordländer unerträglich; tagsüber herrschen Temperaturen bis 40 Grad, die tägliche Schwankung der Temperatur ist ausgeprägter als deren jährliche. Regelmäßig um die Mittagszeit fällt auf die kleinen, schmutzigen Dörfer des Reiches ein warmer Regen, der an den Südhanglagen der Bergketten oftmals verheerende Überschwemmungen hervorruft. Das Waldinselarchipel ist für seine gewaltigen Stürme berühmt, die sich in den Herbstmonden oft zu furchterregenden Tornados steigern.

(aus "Das Königreich der Kemi - eine Beschreibung" von Adilron ay Oikaldiki, Hoher Gesandter Vinsalts am Kemi-Thron)

 

Das Reich der Königin Ela umfasst zum allergrößten Teil immergrünen, feuchten Regenwald, der sich im Westen vom brabakischen Vinay über das Jalobgebiet und die Halbinsel von Hôt-Alem bis zur östlichen Provinz Yleha (Syllina) erstreckt.
An der südwestlichen Küste geht der Wald fast überall in undurchdringlichen Mangrovendschungel über, während der gesamte Osten Kemis aufgrund seines Wasserreichtums sehr sumpfig ist. Das Land ist dort reich an flachen, warmen Seen, die den heimlichen Herrscherinnen des Reiches, den Stechmücken, ideale Brutbedingungen bieten.
Inmitten des ansonsten flachen Landes erheben sich die Sturmfelsberge, deren nebelverhangene Gipfel weit über das Blätterdach des Waldes hinausragen. Der Nordwesten ist das wilde Land der Waldmenschen, in dem der träge Jalob-Strom seine grünbraunen Fluten durch den Dschungel wälzt.
So verfügt das Reich nur über wenige größere Häfen - Yleha im Nordosten, Djáset im Südwesten und die Hauptstadt Khefu auf der alemitischen Halbinsel, dem südlich vom unwegsamen Herzen des Landes gelegenen Kernland der Kemi. Hier lebt der Großteil der Bevölkerung zwischen den schwelenden Überresten brandgerodeter Waldflächen, um die weitläufige Anbauflächen für Reis, Mais und andere Feldfrüchte angelegt wurden.
Während das Klima an den Küsten gut auszuhalten ist, läßt sich der schwüle Dschungel im Landesinneren, in dem überwucherte, uralte Ruinen einst mächtiger Bauwerke vom vergangenen Ruhm der Kemi zeugen, kaum ertragen. Fieber, Raubtiere und Fäulnis setzen denjenigen zu, die nicht in diesem Land aufgewachsen sind. Die Kemi selbst siedeln im Landesinneren in gesicherten Dörfern an den Wasserläufen, da Pfade im Dschungel binnen Tagen wieder zuwachsen und so im Vergleich zu den Flüssen als Verkehrswege nur geringe Bedeutung haben.
Noch lebensfeindlicher sind die fieberschwangeren aber reichen Inselkolonien, zu denen neben den Moskitoinseln Javalasi (Pet'hesá), Aeltikan und Mikkan (Marlan) die Echseninseln Cháset, Áaresy und Nosfan (Nova Aurandis) zählen. Die Zimtinseln Benbukkula und Ibekla werden von Vinsalt und Khefu gemeinsam verwaltet.