Sprachen

Der heterogenen Bevölkerungsstruktur des Königreichs geschuldet, kann man in Kemi die Zungen zahlreicher Länder vernehmen. Die Garether Kolonialzeit und das Bündnis mit Brabak und dem Horasiat haben das Garethi zu einer in allen Landesteilen verstandenen Sprache gemacht. Auch mit Tulamidya kommt man in Kemi problemlos zurecht. Auch zahlreiche Mohadialekte werden gesprochen und verstanden; das Echsische hingegen bleibt auf die Echsenviertel in Khefu und Re'cha beschränkt.

Alteingesessene Kemi sprechen im Alltag meist das "Gatamo", das auf dem Garethi basiert, aber mit zahlreichen mohischen und tulamidischen Lehnswörtern durchsetzt ist. 

Durch die Befreiung vom Garether Joch und der wiedererlangten Unabhängigkeit hat eine Rückbesinnung auf die uralten kem'schen Traditionen begonnen, und mit erstaunlicher Geschwindigkeit ist es der Boronskirche gelungen, das alte Kemi, das lange Jahre durch die fremden Herren unterdrückt und verfolgt worden ist, wieder weitläufig zu verbreiten. Das Kemi ist eine sehr komplexe Sprache, die in Schriftform aus kunstvollen Silbengylpehen besteht und vom Altechischen inspiriert wurde. Kemi ist inzwischen alleinige Amtssprache, was der Zunft der Dienstschreiber eine prosperierende Gegenwart beschert hat. 

Die Kemi sprechen und schreiben ihre Sprache mit Stolz, und den fundametalistisch geprägten Landstrichen und Stadtvierteln sollte man besser fernbleiben, wenn man des Kemi nicht mächtig ist.

 

Werfen wir nun einen genaueren Blick auf das merkwürdige Ylehi und einige Waldmenschenzungen. 

 

Die Sprachen Ylehas

Im ehemals unabhängigen königreich Yleha ganz im Osten des Kemi-Reiches spricht man Ylehi, einen alten Dialekt des Kemi, der sich wiederum in zahlreiche Unterdialekte aufgespalten hat.

 

Vortrag von Doctor Tamas Qillbruckvor dem Kollegium der Dekata

Die ylehische Sprache, das "Ylehi" ist sicherlich all jenen bekannt, die sich schon länger in unserem schönen Kemi-Reich aufhalten. An vielen Ecken, insbesondere in Tárethon belächelt und als Kemi-Dialekt herabgewürdigt, hat es sich doch von den gemeinsamen Wurzeln, die es mit dem Kemi zweifellos hat, in den Jahrhunderten der Trennung vom Kernreich zu einer Sprache entwickelt, deren innere Poesie und Aussagekraft, vereint mit der Klarheit und Filigranität der Worte seines gleichen sucht.
Zunächst soll uns interessieren, welche Sprachen heute in Yleha üblich sind. Mitnichten nämlich ist das bekannte "Ylehi" die einzige ylehische Zunge, und mitnichten ist es so, daß das Ylehi nicht mehr als eine Variante des Kemi ist, die sich von diesem nur durch eine Vielzahl an Apostrophen unterscheidet. Folgende Zungen sind heute noch in Yleha gebräuchlich:

 

Ylehi, Catco, Visznari, Am'Catco, Da'yâra, Syllinto und Visharya'h.

 

Neben diesen "originären" ylehischen Sprachen werden von verschiedenen Gruppen Ylehas noch folgende Zungen verwendet: Brabaci (so ziemlich alle), Charypto (viele), Tulamidya (viele), Echsisch (fast nur Achaz), Mohisch (eine größere Anzahl), Kemi (fast alle Ylehis), Rabensprache (von vielen Visznari beherrscht).


Was aber sind nun genau diese "originären" ylehischen Sprachen? Was verbirgt sich hinter diesen Zungen?
Einige kleine Bemerkungen zu den sieben genannten Sprachen seien also hier angebracht:
Das Ylehi, die Sprache der Ylehi, basiert auf dem Kemi und hat verschiedene Elemente des Syllinto, Brabaci, des Bosparano, des Tulamidya, des Echsischen, des Charypto und der verschiedensten anderen Sprachen (z.B. Mohisch) assimiliert und steht zu dem Syllinto wie das Garethi/Horathi zum Bosparano. Insbesondere solche 'exotische' Sprachen wie das Echsische, das seine ganz eigenen Teile in das Syllinto einbrachte, schufen den besonderen Charme, den sich das Ylehi erhalten hat. Neben dem Brabaci und dem Kemi ist es die offizielle Amtssprache in Yleha.


Das Catco hingegen ist auch heute noch die Verkehrssprache der Catco, der Ureinwohner Ylehas. Es ist zudem in nur leicht veränderter Form das Fundament des Syllinto und somit zusammen mit Alt-Kemi die Ursprache aller lebenden yleh'schen Sprachen.
Die yleh'sche Form der "Rabensprache" wird allgemein "Visznari" geheißen. Es ist die auf das Visharya'h zurückgehende Sprache der Visznari, der Borongeweihten Ylehas und wird auch von vielen anderen Geweihten der Provinz gesprochen. Es wird lediglich bei Zeremonien verwendet und ist außerhalb der Tempel so gut wie tot - selbst die meisten Prophezeiungen werden schon seit langen Jahrhunderten entweder in Syllinto oder in Ylehi verfaßt...
Der Vorgänger des Catco, das Am'Catco, ging beim Untergang des Catco-Reiches plötzlich und nahtlos in das Catco übergegangen - bemerkenswert ist vor allem die Streichung ganzer Wortfamilien - warum auch immer diese verschwinden mußten... Heute ist das Am'Catco nur noch die Sprache der Führer der Catco. Es wird allerdings vermutet, daß fast jeder Catco die alte Sprache seines Volkes zumindest gut, wenn nicht sogar sehr gut spricht.
Das Da'yâra ist die Sprache des "Verlorenen Volkes", jenes Volkes, das der Massenmörder Tar'Chîn seinerzeit versklaven und ausrotten ließ, weil es ihm in die Quere kam. Die wenigen überlebenden Da'yâra gingen in den Catco auf - doch leider waren es extrem wenige - vielleicht ein oder zwei Dutzend. Die Nachfahren jener Überlebenden sind die einzigen Menschen, die die Sprache des "Verlorenen Volkes" noch sprechen.
Hächst interessant ist das Syllinto, das man mit Fug und Recht als die Sprache des alten Ylehas bezeichnen kann. Es ist kaum unterschiedlich zum alten Kemi des Mittleren Reiches - und verdient als einzige ylehische Sprache die Klassifizierung als kem'scher Dialekt. Als Verkehrs- und Amtssprache ging es mit Tar'Chîn und seinem Yleha unter - als Schrift- und Geheimsprache, als Zeremonien- und Literatursprache ist es allerdings bis heute erhalten - ebenso durch diverse Dialekte des Ylehi. größter Beliebtheit erfreut sich diese Zunge auch noch bei diversen Geheimbünden.
Ist schon das Am'Catco alt, so kann man das Visharya'h nur als 'uralt' bis 'steinalt' bezeichnen. Es soll angeblich den ersten Catco vom Göttlichen Raben selber gelehrt worden sein - ob dem so ist oder nicht, das Visharya'h ist eine Sprache mit einer seltsamen, eigentümlichen, archaischen Macht und eindrucksvoller mythologischer Bedeutung... hüten die Geweihten und Schamanen der Catco es doch nicht ohne Grund ...



Utulianisch und Mohanesisch - über die waldische Sprache

 

Viele Weiße, gerade die Landesfremden, nun meinen, daß die Bewohner des Regenwaldes eine primitive Sprache beherrschten, die allgemein als das "Mohische" bezeichnet wird. Daß diese Sprache zuweilen sogar höchst komplex und kompliziert ist, mußte mancher Händler, Missionar oder Conquistador schmerzlich erfahren. Denn was bei dem einen Stamme eine höfliche Grußfloskel sein mag, ist dem anderen völlig unverständlich, wie auch die Ausdrücke sehr stark variieren.

 

Welcher Händler und Akib aber kann es sich in unseren Zeiten noch leisten, die Häuptlinge seines Lehens nicht zu verstehen? Haben denn nicht die Ereignisse bei Mohema, die Verhandlungen von Kaulata und Mer’imen gezeigt, wie wichtig die Kenntnis waldischer Sprachen und Gewohnheiten sind, um den Frieden zu erhalten?
Im Namen der Weisen Göttin, es ist an der Zeit, allen Hochmut abzutun und die Art unserer schwarzen Brüder und Schwestern in den Wäldern zu studieren und zu erforschen. Es mag von großem Nutzen sein - denn sind nicht ihre Kenntnisse der Wälder, der seltenen und wertvollen Pflanzen, der Heilkräuter und anderer Dinge unschätzbar für unseren Handel? Darum will ich dem Wissensbegierigen von den verschiedenen Sprachen des Waldes berichten, die auch Dialekte genannt werden.
Naturgemäß ist der Wortschatz dieses Volkes eher klein und bezieht sich vor allem auf ihre unmittelbare Umwelt, den Wald und das Gebirge, die Jagd, den Krieg und ihre Kulte. Viele Worte der weißen Siedler sind für sie unverständlich und können auch nur ungenau in ihre Sprachen übertragen werden. Gerade die Titel und Ausdrücke des Lehenssystem der Kemi werden kaum unterschieden. Ein Adliger entspricht in ihrer Sprache meist dem Hohaya, dem Häuptling. Besonders mächtige Persönlichkeiten des Hochadels können auch als Huka-Haya (etwa: sehr mächtiger Sprecher) bezeichnet werden.
Auf der anderen Seite erlaubt es die Waldsprache, durch Zusammensetzen einzelner Wörter Sachverhalte oder Beschreibungen besonders genau auszudrücken, die im Brabaci und selbst Kemi verlorengehen.
Das Vokabular der Waldsprachen besteht aus relativ wenigen, meist einsilbigen Worten, deren Beudeutung umfassend ist. Bekannt sind beispielsweise Ta (Dinge, die gleich bleiben) oder La (Dinge, die sich erheben). Diese Silben habe ich als Grundwörter oder Silbenwörter bezeichnet. Die Kenntnis von ca. 500 Grundwörtern ermöglicht Gespräche und selbst das Verstehen einfacher Tayas.

 


Mini
(auch Minu oder Mani) bezeichnet das Wortfeld ‘Kind, jung, kindlich’. Pa dagegen heißt ‘Mann, männlich, Krieger’ und dergleichen. Ein Pamani ist ein Mann-Kind, also ein Junge oder Jüngling. Ma, die weibliche Entsprechung, bildet ähnliche Wortgruppen. Mamini ist das Frau-Kind, also das Mädchen, die Tochter. Mamini-Wah oder nur Mawah betont die Unberührtheit, entspricht also dem Worte ‘Jungfrau’.
Solche Zusammensetzungen aus Grundwortsilben habe ich mit dem bosparanischen Wort Combinationesbezeichnet.

Die Zusammensetzung der Silben erfolgt nach keiner festen Regel, die Sprache besitzt folglich keine Grammatica. Einzig zur Bildung einer Mehr- oder Vielzahl wird die letzte Silbe (selten auch die erste) verdoppelt: Ka, die Hand - Kaka, die Hände.

Da die Waldmenschen viel Wert auf Wohlklang und vor allem Rhythmus zu legen scheinen, ordnen sie die Grundsilben nach ihrem Empfinden und verändern manchmal auch einige Laute, was zu den Unterschieden bei Mini, Mani und Minuführt.

 

Die Silben können zu fast beliebiger Länge kombiniert werden, was zu solchen Ungetümen wie Watu-kanu-an-tata-pangu führt und nichts anderes meint als eine al’anfanische Galeere: ein ‘Wasser-Boot-kommt-mit-vielen-Händen-rauben.’ Daran wird deutlich: der Waldmensch benennt eine Sache nach ihren wichtigsten Eigenschaften (Hände=Ruderer) oder Vergleichen (großes Kanu) - und assoziiert Erfahrungen damit (Sklavenjäger, Plünderer).
Eine Folge davon ist, daß ein und derselbe Begriff von Stamm zu Stamm, vielleicht gar von Person zu Person unterschiedlich benannt wird. Während ich bei den Utulu mit ihren hochseetüchtigen Auslegebooten bis zu vierzehn verschiedene Wörter für ‘Meer’ finden konnte, nennen es die Napewanha, die nur an Flußläufen im Landesinneren leben, einfach Wawatu (‘viel großes Wasser’).
Hinzu kommt, daß die Waldmenschen eine große Freude am Geschichtenerzählen haben. Beim Vortrag ihrer Tayawerden nicht selten neue Worte erfunden, und wenn sie in der Geschichte gut klangen, werden sie vom Stamm meist übernommen - und nur von diesem.

Hieraus entsteht nun leicht der Eindruck, daß jene Sprachen untauglich sind. Im Gespräch mit Fremden können auch erheblich Schwierigkeiten auftreten, doch in der vertrauten Gruppe von Familie, Dorf und Sippe ist die Sprache sogar sehr praktisch.
Ein wichtiger Vorteil der Waldsprachen gegenüber dem Brabaci ist, daß sie einen starken Bezug zu dem bezeichneten Gegenstand besitzen. Wer das Wort ‘Galeere’ nicht kennt, kann sich nichts darunter vorstellen. Der Name ‘Großes-Wasser-Boot-kommt-mit-vielen-Händen-gerudert-rauben’ enthält eine Fülle von einfachen Hinweisen, die ein farbiges Bild des Schiffes im Geiste erzeugen. Zwar enthält es eine größere Zahl von Silben, doch Ka (Hand), Wata(Wasser) und dergleichen kommen so häufig vor, daß man sie sich leicht merken kann.

Unbedingt erwähnt werden muß noch der Reichtum mancher Laute. So kennen etliche Dialekte bis zu fünf verschiedene k-Laute, die vom weichen ‘q’ bis zum einfachen oder doppelten Zungenschnalzer führen.

Kommen wir nun zu den einzelnen Dialekten der Waldsprache. Sie alle sind nach dem oben beschriebenen Prinzip aufgebaut und besitzen zum größten Teil die gleichen Grundwörter. Sie unterscheiden sich im Klang und vor allem im Sprachrhythmus. Und natürlich besitzen die Stämme je nach Lebensweise einen anderen "Schatz" an Combinationes, die jedoch recht schnell erschlossen werden.

 

Mohisch

Nur im Osten des Reiches, an den Hängen und auf den Höhen des Regengebirges (außer dem Cábas nur im östlichen Tamenev), spricht man Mohisch oder besser Moha-Ho. Durch frühe Kontakte und die große Ausdehnung des Stammesverbandes ist das Mohische zur bekanntesten Stammessprache geworden. Da die Moha in früheren Zeiten viele kleinere Stämme unterwarfen, zeigt ihre Sprache viele Einflüsse anderer Dialekte. Der Stamm der Hefau, der in drei starke Sippen zerfällt, besitzt einen umfangreichen Wortschatz, der erstaunliche Combinationes gerade im handwerklichen Bereich aufweist. Das Mohische ist eine eher langsame, gedehnte Sprache ohne besonderen Rhythmus. Sie besitzt nur drei k-Laute, das weiche ‘q’, das normale ‘k’ und das doppelte ‘kk’, so daß sie für einen Weißen einfach zu erlernen ist. Im Mohischen kommt es allerdings zu besonders langen und beschreibenden Wortketten.

 

Oijanihano (sprich: Oischaníhano)

Das Oijanihanowird in den Bergländern von Irakema, Mercha und Sechem Dewa gesprochen. Es ist eine relativ wortarme Sprache, die mit wesentlich weniger Silben auskommt als beispielsweise das Napewanha. Dafür besitzt sie aber ein eigenes System zur Beschreibung und Bennenung von Kampfhandlungen, Kriegertum und dergleichen. Das Oijanihano kennt bis zu zwanzig verschiedene Namen für Schläge und Stöße mit Speer und Beil und auch etliche Ehrentitel für tapfere Krieger.

 

Napewanhano(sprich: Nape-uananó)

Die schönste der Waldsprachen ist das Napewanhano, das entlang von Mysob und Jalob gesprochen wird. Es mag an ihrer Liebe zum Gesang oder am Rhythmus des fließenden Wassers liegen: die Napewanha ‘singen’ stets, wenn sie sprechen. Mit dem Rhythmus ihrer Worte können sie eine große Bedeutungstiefe erlangen. Keine andere Sprache der Ureinwohner hat so viele farbenfrohe Umschreibungen für gesellschaftliche und kulturelle Errungenschaften hervorgebracht wie diese. Das zeigt sich schon an dem Namen: ‘Suchen-beim-Tanzen-nach-Platz-zum-Liegen-Menschen’. Da die Napewanha friedlich sind und sich mehr mit Handel als Kampf befassen, besitzen sie zudem ausgefeilte Bräuche, die fast schon als eine Art mündliches Gesetzeswerk angesehen werden können. Die Napewanha sind auch die einzigen (neben den Miniwatu), in deren Sprache man Ausdrücke des kem’schen Lehenssystems übertragen kann.

 

Kekianisch und Wanaqo

Die Sprache der Keke-Wanaq spaltet sich in zwei größere Dialekte, die ich das Kekianische oder Keke einerseits und das Wanaqo andererseits getauft habe. Beide haben einen harten Klang, was auf den extremen Gebrauch der fünf ‘k’-Laute und die häufige Verwendung des Schnalzlautes zurückzuführen ist. Wanaqo wirkt häufig wie das Kriegsgetrommel seiner Sprecher und scheint seine Bedeutung mehr aus Lautstärke, Tonfall sowie Gestik und Mimik zu ziehen als aus Kombination. Es ist der wichtigste Dialekt des Festlandes, die Sprache von Anopathawas Stämmen. Auch die Ureinwohner von Terkum, vor allem die Reka und Mehi, benutzen ihn.
Keke hingegen besitzt Ähnlichkeiten mit dem Kikuhao (man beachte die Namensverwandtschaft!), das von den Nachbarstämmen der Tschopu gesprochen wird. Keke hört man vor allem in der Gegend von Semjet, also bei den Kani, bei den überaus mächtigen Ordoru und den Sabu.

 

Tschopukikuha-Ho(auch: Kikuhao)

Die Sprache der Tschopukikuha ist mit dem Keke verwandt, bisher aber wenig bekannt unter den Weißen. Diese Stämme besitzen zum Teil ganz besondere Kombinationen, vor allem im Bereich ihres sagenumwobenen Blutkultes. Ein Pelzjäger der Anuhalu hat mir berichtet, daß seine Sippe sechs verschiedene Bezeichnungen für das Blut kennt, je nach Frische, Farbe, Herkunft und Zweck, da Blutopfer eine wichtige Rolle im Kult spielen. Das Kikuhao ist - bedingt durch das nomadenhafte Leben seiner Sprecher - recht einheitlich und wird im ganzen Gebiet von Chentasu und Yunisa gesprochen.

 

Utulisch / Utuli / Utulianisch / Waldisch

Viele Namen gab man dem dunklen Dialekt der Utulu, die die Waldinseln bevölkern. Durch die Isolation hat diese Sprache andere Wege beschritten, und die Ähnlichkeit mit den Festlandsprachen ist häufig nur für den Eingeweihten bemerkbar. Insgesamt neigt das Utulu dazu, die meisten Silbenwörter mit dunklen Konsonanten auszustatten. Die Umschreibung von Dingen, vor allem Pflanzen und Tieren, ist im Utuli am konsequentesten durchgeführt. Jedes Wort benennt die wichtigsten Eigenschaften, Fundorte oder Hintergründe des Gegenstandes. So heißt Sago (Mehl vom Mark der Sagopalme) soviel wie ‘Essen-macht-stark’ - denn es ist die Hauptnahrung vieler Dörfer.
Große Berühmtheit erlangte auch - wie mir ein Krieger berichtete - ein Häuptling, dessen Ehrenname sämtliche Heldentaten beinhaltete und fast ein eigenes Taya wurde - vergleichbar ist dies allenfalls mit der Aufzählung sämtlicher Titel unserer guten Nisut.

 

 

Grußformeln

Es kann lebensrettend sein, bei der Begegnung mit waldischen Jägern die richtigen Grußformeln zu kennen. Denn oft gebieten uralte Tayas und Tabus Frieden mit jemanden, der gewisse Geheimworte kennt. Durch viel Geduld und Beweise des Vertrauens, aber auch Phexens Zufall, kam ich zum Wissen um die mohische "Etikette".

 

Trifft man eine Gruppe Jäger, sollte man sich zu erkennen geben und sagen:
Maka’bu mi nola te nagu.
‘Der Panther jagt nicht im Revier des Wolfes.’
Dies bedeutet, daß man den Jägern weder Beute streitig machen noch Wild wegschießen will.
Der übliche Gruß unter Jägern ist:
Takani noi!
‘Ich wünsche dir eine immer sichere Hand.’
oder: Baqa cc!
‘Gut Jagd!’ (das ‘cc’ steht für den Zungenschnalzer)

 

Beim Betreten eines Dorfes der Oijaniha und Mohaha sollte man vor den Eingang spucken und sagen:
Wogo ta, baga ta, la manga ta.
‘Immer Sonne, immer Regen, eine Fülle zu essen.’
Bei den Napewanha heißt es dagegen:
Wawati pini nana hepi kanu.
‘Viel gutes Wasser unter dem Boot und silbernes Speerfutter.’ (silbernes Speerfutter heißt Fische)

 

Will man - was die Herrin behüte! - einen Keke zum Kampfe fordern, brülle man aus vollem Halse:
Noka toro lapu tepe.
‘Mit starker Hand stoß ich dir den Speer ins Herz.’

Einen Häuptling begrüßt man bei allen Festlandstämmen mit der Formel:
Hohaya, tepco hey tonku-wah.
Dieser Spruch ist sozusagen die Quintessenz eines uralten Tayas und bedeutet in etwa: ‘Mann, der zuerst spricht: [ich wünsche dir eine] ruhige Speerhand, [eine überzeugende] Stimme [und] Schutz vor üblen Geistern.’

 

Bei den Utulus heißt es dagegen:
Fuha, watula tinzo.
‘Federhaar, mächtig über Land-das-sich-aus-Wasser-erhebt.’ (Der reiche Federschmuck ist Zeichen der Häuptlingswürde; die Häuptlinge werden als Herren der Insel angesehen)

 

Will man mit einem Waldmenschen tauschen, gibt es eine - wohl von den Tocamuyaq eingeführte - Floskel:
Moq tiku, toq miku, bana beqe cc pu-ka.
‘Mir dein, dir mein, alles gut, mit Gesicht und Hand’, also: ‘Was mir gehört, soll dein sein, und was dir gehört, soll mein sein. Alles ist gut (Qualität oder ehrlich?), sieh und fühle (prüfe) selbst.’

 

Wichtig bei jeder Begegnung ist das Nennen des Namens, der häufig als "sprechender Name" Auskunft über seinen Träger gibt. (Aus diesem Grunde verschweigen Schamanen auch den ihren oder benutzen andere Namen, um ihre Geheimnisse zu bewahren. Es heißt, daß sie bei ihrem ersten großen Kontakt zu den Waldgeistern den Namen erfahren, unter dem die Geister sie kennen und der darum geheim bleiben muß).
Viele Herrschaften des Kemireiches führen mittlerweile einen mohischen Namen, allen voran unsere Nisut. Von dem Herrn Jassafer Al’Mansour wurde mir bekannt, daß die Stämme ihn Ka-Te-Nene heißen, den ‘Mann-der-zwei-Schwerter-trägt’. Ich selbst machte auch die Erfahrung, daß ein mohischer Name uns "Blaßhäuten" weitaus größeres Vertrauen und Ansehen bei den Stämmen gibt.