Szschrszar

General der Zyral-Achaz

Angst... der dunkle, kühle Raum verströmte nur dieses eine Gefühl. Es war fast greifbar, fühlbar, und er wußte genau, daß dies, was folgen würde, viel schlimmer war, als alles, was er sich seit seiner Festnahme ausgemalt hatte. Der Raum war leer, soweit er es in der undurchdringlichen Finsternis feststellen konnte. Kein Strohlager, kein Eimer, kein Napf. Nur Dunkelheit und Stille. Stunden vergingen, oder waren es Tage? Er wußte es nicht. Zusammengesunken und gegen den flackernden, auflodernden Wahnsinn der Angst ankämpfend, erwartete er das Unvermeidliche, das sich so deutlich ankündigte, aber nicht kam... oder?
Ein Funken, das kurze Aufleuchten einer Fackel auf dem Gang! Licht, schummriges, schwaches aber tröstliches Licht flackerte auf, drang durch die schmalen Schlitze der Zellentür und ließ ihn eine Gestalt erkennen, die ihn noch mehr schreckte als die Erwartung und die Furcht vor dem, was kommen würde. Nur kurz konnte er das riesige Geschöpf erblicken, das völlig reglos - wie lange schon? - neben der Tür in seiner Zelle stand. Sicher zweieinhalb Schritt groß, gewaltige Muskelberge unter der rotgrün geschuppten Haut, lange, stumpf blitzende Krallen an der dreifingrigen Hand, stand der Achaz da, regungslos, wie eine Statue. Am schlimmsten aber war der Blick des Echsenwesens, den er für den Bruchteil eines Augenblicks auf sich ruhen fühlte: ausdruckslos, kalt, berechnend, mitleidslos. Und er fiel auf die Knie, denn er wußte, daß wenn der mächtige, gefürchtete Marschall des Geheimbureaus der Nisut selbselbsten das Verhör zu führen bebabsichtigte, dann war sein Leben keinen Trümmer mehr wert. Er redete, viele Stunden lang, alles gestand er, und schließlich wimmerte er nur noch unter den letzten Tränen, die sein ausgemergelter Körper herzugeben bereit war, um Gnade. Nicht ein Wort hatte der Schuppige gesprochen, nicht einen Laut von sich gegeben, doch blitzschnell war nun seine Bewegung, als er den wimmernden Verräter am Schopf hochriß und ihm mit einer fast zärtlich anmutenden Bewegung das Genick brach.
Szschrszar verließ die Zelle so lautlos, daß die Wachen ihn erst bemerkten, als er direkt an ihnen vorbeiging. Die Schuppenlosen waren für ihn nichts als Gezücht, verachtenswert, schwach und keines Gedankens würdig. So stieg er die Stufen des dunklen Gebäudes in Dreiwegen empor, um dem Bericht zu erstatten, der es bisher als einziger geschafft hatte, ihm, dem gewaltigen Achaz, Respekt abzunötigen: Cancellarius Dio de Cavazo...

 

...und als dieser endlich sein Schicksal fand, war Szschrszars große Aufgabe erfüllt. Er war endlich wieder mit seiner Eischwester vereint, und bald schon sollten die Sandkriecher erfahren, was es hieß, sich hier im Süden dem Echsenvolk entgegenzustellen.