Thorn Murgor Margatnep "Zardek"

Akîb Ni Seku Kesen, Ser-Neset Ni Djunizes

...Finsternis hüllte die Landschaft in einen dunklen Mantel, grelle Lichterscheinungen blitzen vom Himmel herab, das Getöse des Sturmes brandete in den Ohren und der herniederprasselnde Regen verschluckte jedes andere Geräusch. Krachend barst ein altersschwacher Baum unter dem wütenden Ansturm der entfesselten Elemente, fiel in das aufgeweichte Erdreich und wurde dort schmatzend empfangen. Die Gräser wurden zu Boden gedrückt und diejenigen, welche dem Sturm zu trotzen versuchte wurden einfach abgeknickt oder entwurzelt. Der Wind fegte über die Ebene, riß alles mit sich, was den Schutz einer Erdhöhle nicht erreicht hatte, legte Meilen in Minuten zurück und brach sich pfeifend an felsigem Gestein. Blitze sammelten sich zu einem gewaltigen Inferno aus Licht und Hitze, fuhren dann herab, um Felsen in Lava zu verwandeln. Die Elemente siegten über menschliche Schaffenskraft - immer; Menschen hatten der Natur nichts entgegenzusetzen - normalerweise...
Inmitten der aufgewühlten Natur, oben auf dem felsigen Hügel, der dem Wind standhalten konnte, stand eine dunkle Silhouette, Stoffetzen wallten um sie herum, schlugen im Winde um sich und ließen doch nicht von ihr los. Ein knorriger Stab, aus dem Holz der bornländischen Bluteiche geschnitzt, wurde mit fester Hand umfaßt, langes schwarzes Haar wirbelte um das wölfisch anmutende Gesicht und der blaße Schein der Augen funkelte rötlich in das Dunkel. Der Sturm zerrte an ledernen Beinkleidern, die in kniehohen geschwärzten Stiefeln steckten und der weite Mantel mit den ledernen Schulterstücken, auf denen metallische Benietungen gräulich schimmerten, umhüllte - vom Regen durchnäßt - die Gestalt wie in ein wogendes Meer - unmöglich zu sagen, ob der Mantel aus einem Stück geschneidert, oder aus tausenden von Fragmenten zusammengesetzt war. Und doch schien der Sturm nur die Kleidung des Mannes anzugreifen, denn er selbst stand wie eine Statue inmitten der tosende Elemente - der Herrscher des Lehens Seku Kesen, der Ser der Grafschaft Djunizes, Thorn Murgor Margatnep. Erneut zuckte ein Blitz nur wenige hundert Meter entfernt vom Himmel herab, explodierte im Boden und schleuderte Erdreich nach allen Seiten. Ungerührt blickte der Zardek weiterhin in das aufgewühlte Wolkenmeer und als er die Arme gen Himmel erhob, da schien es, als würde ein unsichtbarer Befehl die Elemente beruhigen, die Wolken teilten sich und die Wesen der Sphären stiegen aus ihrer Welt herab, um sich dem Willen seiner dunklen Eminenz zu beugen. Eine lange Narbe entstellte die Züge des Zardeks auf der linken Geschichtshälfte, die anmutete, als wenn ein Blitz in eine Eiche gefahren wäre.
Ein Riß bildete sich im Stoff des Mantels, hervorgerufen durch die zerrenden Kräfte des Sturms und immer noch stand der Mensch unbeweglich - Mensch? Schon vor langer, langer Zeit - so spircht man - hatte sich der Zardek von seinem 'Menschsein' gelöst, doch was war er dann? Dämon, Schatten oder doch nur ein Magus des linken Pfades? Zumindest auf Dere gab es niemanden, der diese Frage hätte eindeutig beantworten können...

 

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Der Zardek nahm mit zunehmender Regierungszeit immer größere Distanz zum hohen Adel des Káhet ein. Mit der Zeit entwickelte sich aus dieser Aversion ein paranoider Wahnschub, der sich mehr und mehr verschlimmerte. Im Jahre 26 S.G. trat der Zardek schließlich von allen Ämtern und Würden zurück, um im Untergrund einen Aufstand gegen den Hochadel des reiches zu organisieren. Diese Pläne wurden jedoch von der Kanzler-Agentin Dinah Bodiak verraten, woraufhin der Zardek festgenommen und ins Noionitenkloster nach Morek verbracht wurde. Seit seiner Flucht im Jahre 27 S.G. fehlt jede Spur von ihm.