Thalarion Mondglanz

Ser-Neset von Terkum, Akîb von Táyârret

Unmittelbar nach seiner Geburt in einem Erlenhain am Lauf des Sala Madril (=Salamanderbach bei Donnerbach) fiel ein Sonnenluchs den frischgeborenen Auelfen an und hinterließ unübersehbare Krallenmale auf seinem Leib. Nichtsdestominder verlebte Thalarion in seiner Sippe eine unbeschwerte Auelfenjugend und reifte zu einem vortrefflichen Jäger heran, ehe er im Alter von siebzehn Lenzen wiederholt einen erbitterten Kampf mit einem der gefleckten, scharfzahnigen Boten Zerzals austragen mußte. Darob hießen ihn die Weisen einen "der Verderbnis Verfallenen" und verfügten seine Verbannung aus der elterlichen Gemeinschaft.
Von seinem Los schwer geschlagen, tingelte der solcherart Verstoßene rastlos durch die Länder und Lande der Rosenohren und verdingte sich gelegentlich gar als Söldling. Eines Tages jedoch ereilte ihn der Ruf der Boronkönigin Peri III., und gemeinsam mit seinem Weggefährten R. M. Deron suchte er das mittägliche Dschungelreich auf, wo er die Tá'akîb Táyârret zum Lehen erhielt: allhier versuchte er, den Verlust seiner Sippe zusehends zu verschmerzen, obgleich ihm mannigfache Unbilden zusetzen und wachsende Zweifel immerzu am Bollwerk seines Willens rüttelten.
Nach dem schmählichen Verrat durch seinen langjährigen Vertrauten Deron stand er der vollständigen Selbstaufgabe nahe, doch hatte sich der Elf im Südland mancherlei neue Freuinde geschaffen: insbesondere sein novadischer Blutsbruder Jassafer Al'Mansour und seine waldelfische Lebensgefährtin Narmuriel Mondschatten schürten die Flamme der Zuversicht erneut in seinem aufrechten Herzen. Allen Widrigkeiten zum Trotze hat es der tatkräftige Auelf zuwege gebracht, das von Krieg und Hungersnot gepeinigte Land am Pjásob in frischer Blüte erstrahlen zu lassen.


Wenngleich sich Thalarion mittlerweile mühelos in die menschliche Gesellschaft eingelebt hat, ist ihm sein elfisches Erbe weitgehend unversehrt erhalten geblieben, wobei er sich vornehmlich im Hinblick auf religiöse und soziale Aspekte ein gewisses Maß der Toleranz angeeignet hat. Seit seiner Errettung von al'anfanischem Meuchelgift durch göttliches Wirken ist er von der Existenz höherer Entitäten überzeugt, wenn er sich auch nicht zu untertäniger Verehrung derselben hinreißen ließe. Aufgrund der zahlreichen Enttäuschungen, die ihm das Leben bis anher bereitet hat, wird Thalarion bisweilen von einer untypischen Melancholie ergrffen; nicht zuletzt durch seine emotionale Veranlagung ist ist der Elf fernab heimatlicher Gefilde in solchen Fällen stets auf den seelischen Beistand seiner Freunde angewiesen.


Thalarion hat sich voll und ganz den Naturwissenschaften verschrieben. Wahrlich, auf den Fachgebieten der Botanik und der Zoologie ist er kein unbeschriebenes Blatt mehr, gleichwohl befaßter sich voller Hingabe mit den verheißungsvollen Mysterien der altelfischen Historie, wie er zu guter Letzt den schöngeistigen Künsten keinesfalls abhold ist. Eine umfangreiche Bibliothek im Dachgeschoß seines neuerrichteten Residenzturms in Djáset legt ein beredtes Zeugnis des wissenschaftlichen Eifers ihres Besitzers ab, wiewohl sein verantwortungsschweres Amt als Verweser der Provinz Terkum ihm nur wenig Zeit läßt, um aufschlußreiche Stunden in der Studierstube zu verbringen, in besinnlicher Muse die Harfe anzuschlagen oder auf dem Rücken eines Rosses in den geheimnisvollen Regenwald vorzudringen, daselbst die befremdlichen Gepflogenheiten der Tiere und eigenartigen Formen der Pflanzen zu ergründen.

 

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Thalarion Mondglanz, der heutzutage noch neben Omjakan ibn Dalash Ni Táyâb und Tiftal zu Stippwitz-Frencaal als einer der fähigsten Lehnsherren des Káhet gerühmt wird, geriet ein Jahr vor der Schlacht bei Ujak in die Gefangenschaft der dort hausenden Namenlosenkultisten. Bei der Befreiung Ujaks durch die Truppen Ihrer Majestät könnte zwar der ebenfalls als Geisel festgehaltene Achaz Zir befeit werden, von Thalarion Mondglanz aber fehlte jede Spur. Am 1. Efferd 24 S.G. wurde er schließlich für tot erklärt.