Releghîn von Fasar

Akîb Ni Sákem

Unheimliche Vorzeichen begleiteten die Geburtsstunde des heutigen Barons zu Sákem, der als siebter Sohn seines Vaters, des Kriegers Ranold von Fasar, und einer Tulamidin aus wohlhabender, wenn auch übel beleumundeter Familie geboren wurde. So ist Releghîn ein Sproß einer jener Familien, die um die Oberhoheit über die Stadt am Gadang konkurrieren. Sein Vater Ranold leitet dieses Recht von dem selbsternannten "Kaiser" Kornubrannt ab, der angeblich während der mittelreich'schen Erbfolgekriege einem seiner Vorfahren die Stadt wohl in der Meinung, sie gehöre zum Reich - zu Lehen gab. Welche Bedeutung man dieser Geschichte auch beimessen will: Für Releghîn war sie der Grundstein seiner unverhohlenen Verachtung für das Neue Reich, das seiner Familie "ihr verbrieftes Geburtsrecht so lange vorenthielt".


Releghîn hat längst mit dem garethischen Thron gebrochen und sieht sich als unabhängiger, stolzer Tulamide von adeliger Herkunft. Nur seine allerengsten Vertrauten wissen, daß er immer noch in der Hoffnung lebt, einst seine Familie als unabhängige Herrscher über die Stadt am Gadang zu sehen. Der Magier Releghîn begann seine Ausbildung an der Akademie der Geistigen Kraft zu Fasar, bis er sie aus unbekannten - er behauptet, "politischen" - Gründen verlassen mußte, und erwarb seinen ersten Stab in Punin. Das Angebot, als Hofmagus einem mittelreich'schen Baron zu dienen, schlug er voll Verachtung aus und begab sich stattdessen auf eine Studienreise, die ihn nach Thorwal und schließlich durch den ganzen Norden des Kontinentes führte. Nach langen Wanderjahren erreichte er schließlich Festum, brach von dort aber bald wieder auf, auf der Suche nach seinem im Südmeer verschollenen Kommilitonen und Freund aus Puniner Tagen. des Magus Cassim Tanner.
So gelangte der zwielichtige Mann zwischen die Fronten des Krieges Al'Anfas mit dem Kalifat und fand sich bald im Kampf gegen Freibeuter Tar Honaks und gemeine Piraten wieder. In Selem erreichte ihn der Ruf Ihrer Allerlieblichsten Majestät nach Kemi, wo sich der Kanzler persönlich für seine Erhebung in den Adelsstand eingesetzt hatte.


Der heute 38jährige Baron zu Sákem ist ein ruheloser und vielseitig interessierter Mensch, hin- und hergerissen zwischen einigen wenigen festen Prinzipien, zu denen allerdings die unübersehbare und stets wortreich vorgetragene Loyalität gegenüber seiner neuen kem'schen Heimat, dem Kanzler und den Baronen von Djunizes gehört. Oft scheint er von unerklärlichen Launen getrieben, zu mildtätiger Güte und unversöhnlicher Grausamkeit gleichermaßen fähig - böse Zungen behaupten darum sogar, daß sich der neue Baron von Sákem zuweilen von "Beratern" leiten läßt, die nicht aus dieser Sphäre stammen. So gefällt Releghîn sich in der Rolle des "treusorgenden Vaters" seiner Untertanen, "die mir wie Kinder sind und meinem Herzen nahe", widmet ihnen aber weniger Zeit als seinen arkanen Künsten. von denen hinter ängstlich vorgehaltener Hand allerlei Gerüchte erzählt werden.
Die alltäglichen Regierungsgeschäfte hat er, sehr zur Erleichterung der verunsicherten Bevölkerung, seinem Minister Kachan Pilkion übergeben. Böse Zungen behaupten auch, der Magier habe sich nur deshalb um das Lehen bemüht, weil es ihm beste Möglichkeiten für ungestörte Forschungen bietet. Diese Forschungen können nur als höchst obskur bezeichnet werden: Bekannt ist Releghîns starkes Interesse für echsische Spielarten der Magie und den Hranga-Kult. Von ihm stammt auch ein Traktat, das sich mit den Wirkungen von Boronswein speziell auf Ost-Bornländer beschäftigt und die Theorie eines gemeinsamen Ursprunges der elfischen und der orkischen Sprache.

 

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"Über Releghin von Fasar können wir leider sehr wenig berichten. Das Problem ist: Unser Bote, der sich eingehend mit Baron Releghin unterhalten sollte, ist nicht aus Hôt-Alem zurückgekehrt, was nur den einen Schluß zuläßt: Erneut hat die gefährliche Untergrundbewegung Hôt-Alems zugeschlagen, um königlich-kem'sche Aktionen zu stören.
Baron Releghin ist ein Magier mittleren Alters, der in Fasar, seiner Geburtsstadt, auf die Akademie gegangen ist, um dort das Zaubererhandwerk auf dem Schwarzen Wege zu lernen. In Fasar gehört seine Familie zu den alteingesessenen Herrscherdynastien, die allenthalben um die Würde des rechtmäßigen Herrschers über die Stadt streiten. Doch Releghin hatte sich dereinst entschlossen, dem zu entfliehen, und so ist er nach Jahren der Wanderung Baron in Kemi geworden."

(ein Korrespondent der Rabenschwinge)

 

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Releghîn von Fasar starb im Abwehrkampf gegen die mittelreichische Invasion von Hôt-Alem im Jahre 21 S.G.. Seinem mutigen Einsatz ist es zu verdanken, daß den Mittelreichern die Einnahme von Dreiwegen mißlang und lange Jahre in Hôt-Alem belagert wurden.