Orestiás Arda Kebalys
Sah Ni Thergas
Der älteste Sohn aus dem Hause Yiah'Riu ist ein recht großer und kräftig gebauter Mann, in dem gar manche in die-sen Praiosläufen immer häufiger das Abbild seines verstorbenen Vaters sehen wollen. Orestiás besitzt eine angenehme äußere Erscheinung, die durch seine sonnengebräunte Haut eher beiläufig denn gewollt unterstützt wird. Auffälliger sind seine hellen Augen - ein weiteres unverkennbares Erbe seines Vaters Darufin - und sein dichtes, dunkles Haar, das ihm immer wieder in die Stirn fällt und daher von ihm nicht allzu lang getragen wird.
Orestiás genießt den Ruf, ein geselliger und lebenslustiger Mann zu sein, der umgänglich und entgegenkommend scheinbar alle Lebenslagen meistert. Einzig der Tod seines Vaters im Befreiungskrieg hat ihn für einige Zeit all diese Unbeschwertheit vergessen lassen. In diesen Tagen hat ihm die Liebe seiner Familie Kraft gegeben und ihn wieder zu dem Menschen werden lassen, der er auch vorher gewesen war. Trotz dieser für seine Mitmenschen zuvorkommenden Art, weiß Orestiás um die Wichtigkeit seiner Aufgaben und das in ihn gesetzte Vertrauen, weshalb er seine aufgetragenen Dienste und eigenen Interessen vollauf und oftmals erstaunlich leicht durchzusetzen weiß.
Seit seiner frühesten Kindheit an wurde Orestiás in der Kunst unterwiesen, einmal das Lehen seines Vaters führen zu können. Auch erlernte er den Umgang mit Waffen und dem Taktieren, sollte er doch nicht nur der Sah werden, sondern auch der Tansin'vare, der Waffenmeister des Akîbs - oder Kriegsherr, wie er außerhalb Démyúnems auch geheißen wird. Wo die Lehrstunden seiner Brüder Alanja und Ladicon aber endeten, da setzten sich seine fort und nicht immer schien es dem aufgeweckten Knaben leicht zu fallen, den Vorgaben seiner Meister zu folgen.
Trotz dieser unzähligen Übungs- und Lehrstunden verbrachte Orestiás ein behütetes Leben am kleinen Hofe seines Vaters, dem schon bald der Dienst am Hofe des Ser-Akîbs folgte. In diesen Praiosläufen geschah es, daß die Al'Anfaner das Reich überfielen und die Geborgenheit ein rasches Ende fand. An der Seite der Edlen Démyúnems stritt er um die Freiheit der Kemi, die alsbald verloren war. Démyúnem war ebenso verloren und Orestiás blieb einzig mit einigen wenigen Streitern die Flucht in den Dschungel. In dieser Zeit liegt der Grundstein für das gute Verhältnis zwischen Orestiás und dem Volk der Yuna, deren Hilfe erst das Überleben des Widerstandes in Démyúnem sicherte.
Die Al'Anfaner wurden schließlich geschlagen und das Reich befreit. Orestiás trat noch im selben Götterlauf sein Erbe an und wurde der Sah ni Yiah'Riu, hatte sein Vater diesen Praioslauf doch nicht mehr erlebt. Zum Tansin'vare ni Démyúnem aber wurde der Sah ni Nabire bestallt und nicht Orestiás, wie es die Tradition eigentlich erfordert hätte. Zunächst kümmerte es den jungen Sah nicht, wogen Schmerz und Trauer über die Verluste des Krieges schwerer. Mit den Praiosläufen aber war es einfacher mit der Trauer zu leben und andere Dinge wurden wieder bedeutsamer. Der Aufbau Démyúnems und besonders Yiah'Rius begann nur langsam und schien mühevoller als erwartet. Erst nach und nach wurde sich Orestiás des Affront bewußt, den der Ser-Akîb ihm und seiner Familie zuteil werden ließ. Mit der Rückkehr eines Erben aus der Linie des Taheri al Abdahe und dem Ende der Ser-Akîbs von Démyúnem wuchs Orestiás Hoffnung doch noch den Brauch seiner Familie fortsetzen zu können.
Schließlich wurde das Land Démyúnem von der neuen Kemi-Königin Ela an die Achaz zurückgegeben, die es vor vielen hundert Jahren den "Schuppenlosen" verpachtet hatten. Da Orestias seine Heimat nicht aufgeben wollte, blieb er zunächst dort wohnen und diente der Kemi-Krone als ihr Gesandter in dem kleinen, echischen Reich. Später jedoch zog er gen Süden nach Thergas, und übt heute das Amt des Sah in dieser immer bedeutender werdenden Hafenstadt aus.
In den letzten Götterläufen hat der Sah ni Yiah'Riu zu alter Freude am Leben zurückgefunden und versucht, diese auch auf seine Familie zu übertragen, wenngleich er wußte, daß für seine Mutter Zukunia und den jüngeren Bruder Alanja nichts mehr so sein wird wie vor dem Tod des Vaters Darufins und des Bruders Ladicon. Doch allein der eigenen Frau Halera und dem gemeinsamen Sohn Misan wegen durfte diese Unbekümmertheit und Ausgelassenheit nicht ewiglich andauern. Heute scheint er aufgeschlossener und ungezwungener, lebenslustiger und vergnügter als jemals zuvor zu sein. Immer weiß Orestiás eine gute Geschichte zu erzählen und selbst wortkarge und einsilbige Runden zu erheitern; oftmals ist sein ansteckendes Lachen weithin zu hören uns sorgt für neugierige Blicke.