Dinah Bodiak

Akîbet Ni Tâyab

Der Wirt der kleinen Taverne "Willkommen", gelegen an einer schlecht instandgehaltenen Reichsstraße, atmete auf. "Endlich sind diese Abenteurer abgereist!" stöhnte er. Sein Weib nickte. "Dabei war dieses Jahr nicht einmal diese Bodiak mit ihren exzentrischen Einfällen dabei."
"Ach," lächelte Alrik, "dafür aß und trank sie immer für drei! Das war gut fürs Geschäft. Und dann - eine Geweihte der klugen Göttin unter unserem Dach..." "Pah, das ich nicht lache! Ihre Eltern waren Jäger im Wald bei Silkwiesen. Als sie bei einem Waldbrand umkamen, nahm der Oheim, ein Bauer, das Mädchen und die beiden kleinen Knaben auf. Hat sich nie mit ihm vertragen. Irgendwann ist sie dann einfach in die Welt gezogen. Seitdem hängt sie mit diesem Gesindel, daß sich 'Abenteurer' nennt, herum. So stell ich mir keine Gottesdienerin vor! Ihr Bruder ist wenigstens ein Krieger geworden, von einem verborgenen Schatz hat sie's bezahlt, heißt es."
"Ich war dabei, als sie dies erzählte, Weib! Sie sagte uns auch, daß sie auf ihren Reisen begann, sich für Geschichte zu interessieren. Und eines Tages - plautz - hat sie dann gewußt, daß sie fürs Priesteramt bestimmt war. Die Geweihten haben sie nur zur Erwachsenenprüfung zugelassen, weil sie so eine wunderbare Abhandlung über die Echsenherrschaft geschrieben hat."


"Da sei Praios vor - erst die Echsen und dann zieht sie sich zu den Auelfen zurück, um ihre Kinder zu bekommen. Wäre sie nur dort geblieben! Jedesmal, wenn diese Bande hier einkehrte, hatten wir Schlangen zuhauf im Saal!"
Alrik runzelte die Stirn: "Ja, da hat sie den Forscherdrang wohl übertrieben. Der Echsling war so wütend, daß er sie mit einem schlangenanziehenden Fluch bedachte. Er soll aber ein Bösewicht gewesen sein und seine Strafe bekommen haben. Was die Elfen betrifft, sie betrachteten Dinah als enge Freundin, vertrauter als andere Nichtelfen. Sie ist gut mit Fremdrassen."
"Und die Zwillinge, sie werden bald vier! Ein süßer Knabe und eine kleine Magierin. Wissen nicht, wer der Papa ist und werden auch noch in den Regenwald verschleppt!"
"Nicht verschleppt, Alte! Dinah ist von den Ausländischen belehnt wurden und ist mit Kind und Kegel hingezogen. Ihre Menagerie hat sie mitgenommen und auch tonnenweise Bücher."
"Soll sie nur für immer dort bleiben! Ich kann das Gegröle nicht mehr hören, daß sie singen nannte! Da werden die Adligen aber die Ohren aufsperren! Aussehen tut sie ja harmlos und nett, aber sie ist ein lebender Wirbelsturm, nie richtig erwachsen geworden!"

 

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Dinah Bodiak entpuppte sich im Jahre 27 S.G. als einflußreiche Agentin des Kanzlers, deren Aufgabe es war, als Akîbet und Sahet Auge und Ohr des Cancellarius bei den Kleinadelstreffen der Provinz Djunizes zu sein. In dieser Funktion gelang es ihr, die zunehmenden paranoiden Wahnschübe des Zardek frühzeitig zu erkennen und so zu verhindern, daß der verrückt gewordene Akîb Ni Seku Kesen in seinem Verfolgungswahn einen Aufstand gegen den "unterdrückerischen Hochadel" anzetteln konnte. Heute ist Dinah Bodiak eine enge Beraterin Ihrer Excellenz, der Cancellaria Akiljá Algerîn-de Cavazo..