Die Familie Morganor

Verbündete der Familie Pâestumai

 

Die Geschichte


Die mystische Ursprungsgeschichte der Familie Morganor

Leider liegen die Ursprünge der Familie Morganor genauso im Dunkel der Zeit begraben, wie die Urrünge des gesamten Reiches selbst. Da es nun einmal keinerlei schriftliche Überlieferungen oder anderes stichhaltiges Material aus dieser Zeitepoche gibt, müssen wir uns an dieser Stelle auf die Familien-Mythen stützen.

 

"Vor Äonen von Jahren, als das unbeschreibliche Chaos über die Welt herrschte, erwachte Veser aus einem tiefen aber für Ihn kurz währendem Schlaf. Er sah, daß Seine Schöpfung in Unordnung war. So erwählte er einen Menschen, der Ihm als geeignet schien, jenes Chaos zu Ordnen. So wart der erste Nefer der Kemi gekrönt und sein Name war Kacha."


Ihm soll Boron, der Herr, nach heutiger Lesart einige Männer und Frauen an die Seite gestellt haben, Menschen von besonderer Macht und Tugend, um Nefer Kacha zu dienen und auf sein Geheiß die Wesen des Chaos zu bannen. Darunter soll auch der Zauberer Mor'gath'Nôr gewesen sein, eine Darstellung, die bisher nur von den Morganor anerkannt wird.

 

Von den ersten greifbaren Indizien: Die Jade-Etiketten Laguanas

Das erste nachweisliche Indiz und somit wohl wichtigste Artefakt der Familiengeschichte wurde in den Grabanlagen Laguanas gefunden. Es ist eine vier mal vier fingergroße Jadeplatte mit kleinen kem'schen Inschriften. Hier wird zum erstenmal ein gewisser Ne'hit Mor'gath'Nôr erwähnt, seines Zeichens höchstwahrscheinlich Seher (oder Sterndeuter) der damaligen Nisut Ela. Dieser wunderbare Fund stellt durch den Namen Mor'gath'Nôr eine Verbindung zur Ursprungsgeschichte des Hauses Morganor dar. Auf Laguana konnten Dutzende solcher Ton-, Elfenbein- und Jade-Etiketten geborgen werden, auf denen der Name Mor'gath'Nôr zu lesen war. Doch das seltsamste Tontäfelchen, auf dem der Name Mor'gath'Nôr zu lesen war, wurde im heutigen Táyarret entdeckt. Es ist die Niederschrift eines Todesurteils, das aus dem Herrscherjahr Nefer Setepen III. stammte. Der Nefer verurteilte dem Täfelchen zufolge einen gewissen Sansef Mor'gath'Nôr zum Tode durch Pfählung mit anschließender öffentlicher Verbrennung. Sensef wurde die Enthauptung und somit Tötung seiner drei Töchter vorgeworfen. Das Bizarre an der Geschichte ist, daß die drei Töchter anscheinend völlig blutleer aufgefunden wurden. Einziger Überlebender des Massakers war Sensefs siebenjähriger Sohn, Unasir, der sich später Unasir Morganor(!) nannte, da der Nefer befahl, daß man der Familie den Namen wegen der schändlichen Tat ihres Oberhauptes nehmen sollte. Nun verliert sich die Spur des Hauses wieder in der Finsternis der Zeit.

 

Von den Klugen Kaisern und ihrer Erben

Die nächste Erwähnung des Hauses Morganor stammt erst wieder aus der Zeit der Klugen Kaiser, als das Reich schon längst unterjocht wurde und ein garethisches Südmeer-Protektorat war. Im Jahre 1558, so besagt es ein Schriftstück, welches man in der Nähe der heutigen Tásah Cheny fand, wurde ein gewisser Zenat Morganor, dem es gelungen war, mit Hilfe seiner Astralen Macht eine Gruppe plündernder Mohas in die Flucht zu schlagen, vom damaligen Militärgouverneur Oberst Guggenheim belobigt. Aus dem gleichen Jahr ist ein Vertragswerk enthalten, in dem der T'aar Tanebarus Morganor und eine Frau namens Rhonda Cherep-Sechen einen Handelsvertrag über fünfzig magische Feueramulette, die der T'aar innerhalb von zwei Jahren zu liefern hatte, abschlossen. Obwohl die spätere Nisut Rhonda das Reich zur neuer Blüte führte und ihre Nachfahren weise regierten, brachen auch wieder finstere Zeiten über die Kemi herein. Nicht so über das Haus Morganor, noch nicht jedenfalls.

 

In der Regierunszeit Reo I. begann der wirtschaftliche Aufstieg der Familie, die, gestützt auf ihre riesigen Reisfelder und Teeplantagen sowie ihren hervorragenden Auslandskontakten, von heute auf morgen zu enormem Reichtum gelangte. Selbst in der Zeit der priesterkaiserlichen Gouverneure wuchs der Reichtum des Hauses kontinuierlich an, während das gesamte Volk der Kemi litt. Aus dieser Zeit ist jedoch auch die Hinrichtung zweier Familienmitglieder bekannt. Die beiden brachten, kem'sche Schriften in Umlauf, ein zu dieser Zeit todeswürdiges Verbrechen. Ebenfalls aus dieser Zeit stammt wohl die Einführung des Anu Âscharî, dem Morganor'schen Kastensystem, wobei allerdings wahrscheinlich ist, daß es das Anu Âscharî schon viel früher gegeben haben muß. Fakt ist jedoch, daß während der priesterkaiserlichen Zeit die Kriegerkaste zum Schutz der Familie gegründet und eingeführt wurde. Kurz vor Ende der priesterkaiserlichen Schreckensherrschaft kam es innerhalb des Hauses Morganor zur einer Katastrophe: dem ersten (überlieferte) Schismatra der Familiengeschichte...

 

Wie bereits erwähnt, verfügte das Haus über riesige Reisfelder. Während der damalige T'aar Oklaton, ganz wie es bei der Händlerkaste Tradition war, darauf bedacht war, den Profit und den Einfluß des Hauses zu mehren, wollte sein jüngster Sohn, Chanura (damals nicht mehr als 12 Sommer zählend), mit dem Ertrag der Felder das Leid im Volke mindern. Trotz der massiven Unterstützung der Morganor'schen Gelehrtenkaste wurde Chanuras Anliegen stets vom T'aar als "albern" abgetan. Wie es letztendlich zum Katar'rah'Osch kam, ist nicht bekannt, uns zumindest nicht. Bekannt jedoch ist das Resultat:
Die Ahnen bestimmten, daß Oklaton vom darauffolgenden Tag an nicht mehr T'aar des Hauses Morganor sein solle. An seine Stelle solle sein jüngster Sohn Chanura treten. Oklaton jedoch weigerte sich das Urteil anzuerkennen; für ihn kam es nicht in Frage, seine Herrschaft über das Haus aufzugeben. Das sollte im Übrigen das erste und bis dato einzige Mal sein, daß es jemand wagte, ein Katar'rah'Osch zu ignorieren, zumindest soweit es überliefert ist. Als am zweiten Morgen nach dem Ahnenurteil einige Mitglieder der Sh'Kara Oklaton aus seinen Gemächern holen wollten, machten sie eine grausame Entdeckung. Der gesamte Körper des Renegaten (abgesehen vom Kopf, der ordentlich und sauber auf einem Kissen auf dem Bett ruhte) war zerstückelt und lag im ganzen Raum verteilt. Das Blut floß noch immer in dicken Tropfen von der Zimmerdecke herab und bildete große Lachen auf dem Fußboden. Einer der Sh'Kara gab später zu Protokoll: "Es erweckte in mir den Eindruck, als hätten die Ahnen zur Strafe weil er ihr Urteil mißachtete, seine Seele mit Gewalt aus seinem Körper gerissen."

 

In den darauf folgenden Tagen verließen Oklatons Brüder (fünf an der Zahl) mit ihren Frauen und Kindern fluchtartig das kem'sche Reich in Richtung Norden, da sie, wie es hieß, Angst vor dem Fluch der Ahnen hatten. Denn sie waren es gewesen, die Oklaton den Rat gegeben hatten, das Urteil der Ahnen zu ignorieren. An dieser Stelle sei angemerkt, daß der Weg der fünf Brüder nach Maraskan führte, von wo aus sie ihre eigene Dynastie gründen wollten. Ein Zweig der Familie lebt noch heute dort. Doch wieder zurück in die Schatten der Vergangenheit. Der Ashan'katar'ra fand sie jedoch auch dort. Alle fünf ereilte das selbe grausame Schicksal wie einst Oklaton. Nachdem Chanura offiziell zum T'aar des Hauses ernannt wurde, machte er sein Vorhaben wahr und schenkte der Boronskirche - die unter Rohals Verweser wieder zugelassen wurde - 2/3 der morganorschen Besitztümer. Aus der Zeit Ettel III., als das Banditentum im Reich überhand nahm, ist es überliefert, daß sich die Sh'Kara, blutige Auseinandersetzungen mit zahllosen umherstreifenden Banditen lieferten, wobei auch die Morganor dem einträglichen Gewerbe der Wegelagerei frönten. Aus dieser Zeitepoche stammt aller Voraussicht nach auch der Papyrus "Der Weg des Sh'Kara", eine Art Aufnahmeprüfung in die Kriegerkaste. Über die darauffolgenden Jahre und Jahrzehnte ist nicht viel bekannt, außer einigen Handelsabkommen und private Papyrii, allesamt eines Berichtes nicht lohnend, liegt die Familengeschichte in dieser Zeit im Dunkel. Interessant wird es erst wieder im Regierungsjahr Kaiser Retos.

 

T'aar Altarian, seines Zeichens Mun'Rah Ni Arasch'ha* (*Oberhaupt der Morganor'schen Handelskaste) löste das seit Generationen bestehende System des Familienrates auf, da von Seiten der Gelehrten und Kriegerkaste immer wieder Bedenken kamen, was die Tauglichkeit Altarians als T'aar des Hauses betraf. Der T'aar strukturierte kurzer Hand den Familienrat neu. Er erhöhte die Zahl des Rates auf acht statt bisher vier, und berief ausschließlich seine Brüder und Schwestern in den Rat (Anmerkung: Bis dahin umfaßte der Rat alle Mun'Rah ni Anu Âschari, also die Oberhäupter der drei Kasten sowie die Hüterin des Murî'Kas'sà, des traditionellen Familiengesetzbuchs).

 

Vom Unabhängigkeitskrieg und der Neuzeit
 

Während der Regierungszeit Hals, als brabakische Kaperpiraten Südkemi überfielen und nur unter blutigen Verlusten zurückgedrängt werden konnten, starben zwei Mitglieder der Gelehrtenkaste, beide Wasserelementaristen und Überlebende der Schlacht an Wundfieber. Während des "Drei-Kriege–Jahrs", im Jahre 12 n.H., machte die Familie große Gewinne durch den Verkauf von magischen Amuletten, welche die Gelehrtenkaste für den T'aar anfertigten mußte. Am 28. Rahja 13 n. Hal, zwei Tage vor der Ausrufung, eines unabhängigen Königinnenreiches Kemi durch Nisut Peri III. starb plötzlich und unerwartet T'aar Altarian an einer tückischen Fischvergiftung. Zu seinem Nachfolger erklärte er in seinem Testament seinen Sohn Calzin, was innerhalb der Familie für Verwirrung sorgte, galt bis dato doch immer Calzins zwei Jahre älterer Bruder Carylio als Erbe des T'aar-Titels. Die anfängliche Regierungszeit T'aar Calzins stand unter keinem guten Stern. Wenige Tage nach Antritt Calzins entbrannte im Reich der Unabhängigkeitskrieg gegen Al'Anfa. Calzin, der völlig überfordert mit der schweren Bürde des T'aars des Hauses schien, ernannte in seiner Verzweiflung seinen Bruder Carylio zu seinem Berater und seiner rechten Hand. Carylio wiederum machte sich gleich an die Arbeit und berief, ähnlich wie sein Vater zuvor, einige seiner engsten Vertrauten in den Familienrat, natürlich im Namen seines Bruders, des T'aar. Carylio konnte so noch mehr Einfluß auf Calzin und die Familienpolitik nehmen. Schnell wurde klar, daß Calzin, dessen Ambitionen niemals auf den T'aar-Titel gerichtet waren, nur eine Marionette seines älteren Bruders war, der der eigentliche starke Mann des Hauses war. Was auch immer Carylio Calzin "vorschlug", es wurde durch den T'aar abgesegnet.
Im Jahre 11 S.G., als durch die Entführung der kem'schen Prinzessinnen die Nisut kapitulieren mußte und einem Boroni namens Merkan die Verwaltung des Reiches übertragen wurde, begann der wirtschaftliche Untergang des Hauses Morganor. "Vizepatriarch" Merkan beschlagnahmte sämtliche Besitztümer der Familie. In der Familienresidenz "Nep'Amar" wurden brabakische Söldner einquartiert, den Sh'Kara wurde es von Carylio verboten, gegen die Besatzungstruppen vorzugehen, natürlich nur zum Wohle der Familie. Während Calzin von al'anfanischen Häschern gefangen genommen und nach Al'Anfa verschleppt wurde, flüchtete Carylio mit einigen Getreuen nach Aáresy. Auf der Insel rief er sich kurzer Hand selbst zum neuen T'aar des Hauses aus, was durchaus legitim war, da Calzin - eingekerkert hinter al'anfanischen Mauern - derzeit nicht in der Lage war das Haus zu führen, und ebenso wenig seine anderen Brüder, von denen zwei hingerichtet worden war und einer als verschollen galt. Somit war vom direkten Zweig nur noch Carylio übrig, und für ein Ahnen-Urteil war nun wirklich keine Zeit. Einige hochrangige Mitglieder der Kriegerkaste behaupten noch heute, daß Carylio damals genau wußte, daß sich sein verschollen geglaubter Bruder entgegen Carylios Befehle mit den Sh'Kara den Untergrundrebellen anschloß.

 

In Jahre 12 S.G. starben auf unerklärliche Weise alle in Nap'Amar stationierten Söldlinge. Die Vorfälle wurden nie richtig aufgeklärt, da wenige Tage später bei einem Großangriff der merkanischen Truppen das ganze Kontingent der brabaker Pikeniere bei Khefu vernichtet wurde. Während man offiziell - und nach Auswertung der Korrespondenz des "vizepatriarchen" Merkan - davon ausgeht, daß in Nep'Amar schon den Anfang zur Beendigung des brababer Einflusses in Kemi gemacht wurde, war es für die Mitglieder der Gelehrtenkaste trotz der Fakten klar, daß das Massaker nur das Resultat des Ashan'Katar'ra sein konnte, denn kein Fremder hat das Recht, ohne Einladung Nep'Amar zu verweilen...

 

Am 12. Firun 13 S.G. hatten die Sh'Kara unter der Führung des verschollen geglaubten Bruders von Calzin und Carylio, Kanatep Morganor, maßgeblichen Anteil an der Eroberung H'Rabaals. Als einige Zeit später die Kunde der Eroberung und vor allem die Neuigkeiten aus Mherwed in Aáresy eintrafen, begab sich "T'aar" Carylio wieder ins Reich, um nun ganz offiziell den Sh'Kara den Befehl zu geben, gegen die Besatzungsmacht vorzugehen.

 

Einige Monde nachdem die Entscheidungsschlacht geschlagen und die Kemis wieder ihr eigener Herr waren, gelang es den Sah'Kara'Asumi, Calzin noch vor einer Lösegeld-Übergabe, aus den Händen der al'anfanischen Entführer zu befreien und nach Yah'Kesen zu bringen. Carylio übergab wenige Tage später mehr oder weniger freiwillig den T'aar-Titel wieder ganz offiziell seinem Bruder Calzin. Im Laufe der Zeit gelang es Calzin, einige, wenn auch sehr geringe Teile der beschlagnahmten Familienplantagen wieder in Besitz zu nehmen. Doch reichte dies bei weitem nicht, um auf lange Sicht das Überleben des Hauses zu garantieren. Während sich das gesamte Land im Wiederaufbau befand, schloß Calzin einen Handelsvertrag mit einer einflußreichsten Familie des Kalifats, dessen Preis jedoch sein ältester Sohn Oboto war. So mußte Oboto, völlig untypisch für eine traditionsbewußte urkem'sche Familie, eine "Außenstehende", will heißen eine "Nicht-Kemi", ehelichen und zwar die älteste Tochter Yashina der kalifatischen Handelsfamilie Al'Mukhtar. Dieser Vertrag und einige neue Investitionen waren der Grundstein für das Anknüpfen an glorreiche Zeiten. In den folgenden Jahren entzog sich Calzin immer mehr dem Einfluß seines Bruders, es machte den Anschein, als ob er sich endlich mit der Verantwortung und der Macht, die der T'aar-Titel mit sich brachte, abfand.

 

Das Jahr 24 S.G. und die darauf folgenden sollten abermals gravierende Veränderungen, für das Haus mit sich bringen. Der T'aar verweilte immer öfter, ganz entgegen seiner Art, außerhalb der Familienresidenz, bei "wichtigen Verhandlungen", wie es immer hieß. Viel wurde hinter vorgehaltener Hand spekuliert, über die Beweggründe, die der Sah Ni Yah'Kesen haben mochte, schließlich ließ er oft Wochen lang sein Gut praktisch verwaist zurück. Die Antwort lieferte Calzin bei einer Familienratsitzung schließlich selbst. Der T'aar hatte sich zu geheimen Verhandlungen mit Tanîth Pâestumai, dem Oberhaupt einer der ältesten und einflußreichsten kem'schen Familien, getroffen. Dieses allein war schon eine wahre Sensation, waren die "Trya'deren" doch traditionell schon seit Jahrhunderten untereinander bis aufs Blut verfeindet. Calzin, der bis dato eigentlich die Familientradition in Person war, warf man innerhalb des Hauses Bruch mit den Traditionen vor. Die Gelehrtenkaste (deren Mun'Rah im übrigen Carylio war) stellte sich ganz offen gegen Calzin und dessen Annäherung an die Familie Pâestumai. Unerwartete Unterstützung sollte Carylio von Seiten der Kriegerkaste bekommen, auch sie protestierten unerwartet offen gegen diesen Friedensschluß. Als man den T'aar schließlich nach dessen Beweggründen fragte, antwortete er nur, daß er und Tanîth sich einig über eine Heirat zwischen Boronîan Pâestumai und Chem'ra Morganor wären. Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, daß die geschäfte der Morganor unter Calzin derart schlecht liefen, daß ein beachtlicher Schuldenberg angehäuft wurde - der Löwenanteil zugunsten des Paestumai-Patriarchs Tanith...
Wie das auf den anwesenden Familienrat gewirkt haben muß, kann man sich ja leicht ausmalen. Calzin nutzte das allgemeine Entsetzen und die Empörung, um ein Katar'ra'Osch zu verlangen. So nahm er geschickt Carylio und den anderen Ratsmitgliedern den Wind aus den Segeln. Noch in der selben Nacht sollte die Ahnenbefragung stattfinden, um schnellstmöglichst Klarheit zu finden...

 

Denn soviel war sicher: Hätten die Ahnen eine Ehe abgelehnt, dann hätten wohl auch Calzins Tage als T'aar ein Ende genommen. Was genau bei der Ahnenbefragung vor sich ging, die - wie es hieß - die gesamte Nacht gedauert hat, ist unbekannt, doch bekannt ist das Ergebnis. Am nächsten Morgen bestellte der "Lé'gatâr" den gesamten Familienrat, alle Mun'Rah und die Hüterin des Murî' Kas'Sa zu sich, um das Urteil der Ahnen zu verkünden. Die Ahnen hatten beschlossen, daß die Hochzeit stattfinden und Calzin weiterhin der T'aar des Hauses bleiben solle, weiter beschlossen sie, daß der Familienrat aufgelöst und wieder in seiner ursprünglichen Form eingeführt werden solle: Drei Mun'Rah, sowie die Hüterin des Murî'Kas'Sa sollten fortan aüber die Geschicke der Morganors wachen. Calzin trat erst einmal inoffiziell als Mun'Ra der Händlerkaste bis zur Verlobungsfeier zwischen Chem'ra und Boronîan zurück. Er übergab das Amt des Mun'Rah Ni Arasch'ha, seinem ältesten Sohn Oboto, der das Amt offiziell am Tag der Verlobung übernahm. Carylio hingegen wurde als Mun'Rah der Gelehrtenkaste von den Ahnen abgesetzt, an seine Stelle trat ein gewisser Âswan Morganor, ein Großneffe des T'aar. Eine Woche nach der Verlobungsfeier machte Herata, die Hüterin des Murî' Kas'Sa, auf Geheiß der Ahnen ihren letzten Eintrag ins Buch der traditionellen Gesetze, wonach es nie wieder einer Person erlaubt sei, das System des Familienrates zu ändern. Als Herata den Eintrag vollendete, holte Boron sie in sein Reich. Am selben Tag noch ernannte man Wawara Morganor, die älteste Tochter Calzins, zur Hüterin des Murî'Kas'Sa.

 

Am 2. Boron des Jahres 26 S.G fanden die Hochzeitsfeierlichkeiten zwischen Boronîan Pâestumai und Chem'ra Morganor statt. Noch immer gab es nicht enden wollende Proteste einzelner Familienmitglieder des Hauses Morganor, die sich nicht mit einer Hochzeit und somit einem Häuserbündnis abfinden wollten. Als treibende Kraft hinter dieser sogenannten "Opposition" wurde schnell Borodrigo Morganor-Al'Plâne, Tempelvorsteher des Hauses des Schlafes zu Plâne und einer der Söhne Calzins ausgemacht. Um Stärke zu demonstrieren, verbannte Calzin seinen Sohn aus der Familie und sprach ihm das Recht ab, jemals mehr den Namen seines Hauses zutragen - was Borodrigo schlichtweg ignorierte. Damit hatte Calzin das Ende seines Hauses als unabhängige Kraft besiegelt. Mehr und mehr übernahmen die Pâestumai die Entscheidungen, die der T'aar früher unabhängig zu treffen gewohnt war, und Calzin fügte sich bereitwillig, so daß einmal mehr hinter der Hand zweifel an seiner Eignung als Oberhaupt der Sippe aufkamen.
Zehn Monde nach der Hochzeit schenkte Chem'ra Boronîan das erste Kind, eine Tochter. Dieses Ereignis wurde in ganz Tárethon, mit ausgiebigen Festen gefeiert. Während die Patriarchen der Häuser äußerst froh über "dieses Kind der Liebe waren", wie Calzin immer wieder betonte, gab es der Opposition nur wieder Nährstoff, um ihren Widerstand weiter voran zutreiben. Gerüchte besagen, dass es gar den Plan gab, den T'aar mit Hilfe der Familie Mezkarai zu stürzen, doch wie gesagt, sind dies nur Gerüchte.
Das Jahre 29 S.G sollte etliche Veränderungen für das Haus bereit halten. So wurde im Jahre 29 S.G. die Hochzeit der Imát Rabana Pâestumai mit U'Rave Morganor, einem Sohn Calzins, beschlossen, um das Häuserbündnis zu intensivieren. Im selben Mond gebar Chem'ra ihr zweites Kind, einen Sohn namens Âmorus'Ta. Kurz nach der Bekanntgabe der Hochzeit U'Raves mit der Nichte Tanith Pâestumais kam es zu einem Unglück, das große Trauer für das Haus Morganor mit sich brachte. Vor Altoum geriet ein Handelsschiff der PâestMorga-Südmeerhandelskompanie, die erst einige Tage zuvor aus der Brakem Südmeerkompanie hervorgegangen war, in einen schweren Sturm. An Bord des Unglücksschiffes waren etliche Mitglieder des Hauses Morganor, unter anderem auch Oboto, der Mun'Rah ni Arasch'ha und älteste Sohn Calzins, der bei diesem Sturm sein Leben ließ.
Der Verlust seines Sohnes stürzte Calzin in eine tiefe emotionale Krise, er zog sich immer mehr zurück und ließ niemanden außer seiner ältesten Tochter Wawara in seine Nähe. Da der T'aar in dieser Verfassung nicht fähig war, das Haus zu führen entbrannte unter den Brüdern Calzins ein heftiger Streit, wer an seiner Stelle nun vorübergehend dieses Amt auszuführen hat. An vorderster Front stand selbstverständlich Carylio, da er bereits einmal während der "Al'Anfa-Krise" dieses Amt innegehabt hatte. Da er zudem der älteste Bruder Calzins war, glaubte er, daß das Amt von Rechts wegen ihm gebührt. Calzin beendete diese Streitigkeiten, indem er durch seine Tochter Wawara ausrichten ließ, daß er seinen Bruder Karatep (dem Mun'Rah ni Sh'Kara) zu seinem Stellvertreter erkor. Da durch den Tod Obotos das Amt des Mun'Rah ni Arasch'ha frei wurde, bestallte Calzin, zur Überraschung vieler, seinen Neffen, den ältesten Sohn Karateps, Tut'Kârep, zum neuen Oberhaupt der Handelskaste.

 

Die Familie


Von der Familie

"Wer weiß schon wie viele Bäume im gesamten Reich stehen?"
(Calzin Morganor auf die Frage, wie viele Mitglieder sein Haus zählt)

 

Die Familie Morganor ist eine seit Jahrhunderten existierende urkem'sche Familie. Sie ist extrem weit verzweigt, sowie im gesamten Reich (und im Übrigen auch in Maraskan und im Kalifat) ansässig. Natürlich wäre es ein Leichtes, ihre genaue Zahl zu bestimmen, wenn es nur die direkte Linie des T'aar geben würde, aber dem ist nicht so. Es gibt schier unzählige verschwägerte Verwandte, die genau wie z.B. die Söhne des T'aar zum Hause gehören, dieses macht es schon fast unmöglich ihre genaue Zahl zu bestimmen. Abgesehen davon gibt es dann auch noch die sogenannten "Großneffen und Großnichten", wie sie innerhalb des Hauses genannt werden. Diese sind weit entfernte Familienmitglieder die einmal vor unzähligen Jahren und um ebenso viele Ecken in die Familie eingeheiratet haben, aber nichtsdestotrotz sind auch sie vollwertige Mitglieder des Hauses, mit allen Pflichten und Rechten. Mit einer Ausnahme: Solche "Großverwandte" haben keinerlei Anspruch auf den T'aar-Titel.

 

Vom Erbe

"In der Regel wird der T'aar-Titel vererbt, will heißen, der Titel geht vom Vater zumeist an einen in seinen Augen würdigen Sohn. Doch muß dazu erst einmal eines vorausgesetzt sein: der potentielle Erbe muß eine Kemi ehelichen um die Reinheit der "Wahren Familie" zu gewährleisten. Dies ist jedoch nicht immer ganz leicht, da das Volk der (Ur-) Kemis ein sterbendes Volk ist. Der T'aar des Hauses wird immer, schon aus Traditionsgründen, ein Mann sein, denn "dies ist so seit Anbeginn der Zeit im Buch der traditionellen Gesetze festgelegt, und das wird sich auch niemals ändern"."
(Carylio Morganor)


Sollte ein T'aar in Borons Reich eingehen ohne einen Nachfolger präsentiert zu haben, so geht der Titel automatisch an einen Bruder des T'aar, wobei es hier nach Alter geht. Je älter der Kandidat, desto größeres Anrecht auf den Titel besitzt er auch. In den seltensten Fällen kann aber auch ein Ahnenurteil erwirkt werden.

 

Die Kasten (Anu Âscharî)


Von den Arasch'ha
 

"Sie sind das Herz, die Säulen und das Fundament, die das ganze Anu Âscharî halten."
(Oboto Morganor, Mun'Rah ni Arasch'ha)

 

Die Arasch'ha ist die größte und einflußreichste Kaste der Familie. Jedes handeltreibende Familienmitglied, das ein Teil der Arasch'ha ist, kann sich glücklich schätzen, aufgenommen worden zu sein, verfügt die Kaste doch über etliche Kontore, Karawanen, see- und flußtaugliche Schiffe sowie über exzellente Handelskontakte. Ebenso verfügt sie über die inzwischen recht eingeschränkte Macht der Sh'Kara, die dafür sorgen, daß die Waren auch wirklich an die Orte der Bestimmung gelangen. Dies alles kann von den Mitgliedern der Arasch'ha, zu jeder Zeit in Anspruch genommen werden. Natürlich - und das sei hier erwähnt - hat das alles seinen Preis, den ausnahmslos jedes handeltreibende Mitglied der Kaste in Form des "Familien-Suvar" an den T'aar zu zahlen hat. Aus diesen Einnahmen werden unter anderem die Sh'Kara bezahlt, neue Projekte gefördert sowie Familieninvestitionen getätigt.

 

Vor den brabakischen und al'anfanischen Überfällen auf das Kemi-Reich im Jahre 11 S.G. und den damit verbundenen Annektierungen der Familienbesitztümer waren die geschäftlichen Betätigungsfelder des Hauses weitaus größer als sie es zum jetzigen Zeitpunkt sind. Doch hat die Familie, gerade in jüngster Zeit, Beachtliches geleistet um wieder an die "Alten Zeiten" anzuknüpfen, doch meist leider nur als Auftragnehmer der Pâestumai. Derzeit verfügt das Haus über etliche Hanf-, Tee-, Mohacca-, und Zuckerrohr-Plantagen ebenso sind sie im Besitz von etlichen Holzeinschlagsrechten. Sie haben ihre Finger in Minen-, Bank- und Gewürzgeschäft, sowie - und so besagen es Gerüchte - im Handel mit Alkohol und Artefakten. Ein Indiz zumindest für Letzteres könnte die Eröffnung des in Mercha ansässigen Achaz-Forschungshauses sein, das im übrigen von Âswan Morganor, Mun'Rah ni Het'Krah geführt (und vom T'aar bezahlt) wird. Weiß Calzin der alte Fuchs doch, wie gewinnbringend der Handel mit alten Kunstgegenständen ist. Auch gehen Gerüchte, wonach das Haus volle Kontrolle über sämtliche Dirnen und Lustknaben zwischen Djerniako bis morganor ausübt.
Durch das "Häuserbündnis" fielen einige Teile der Brakem-Kompanie an das Haus, doch wurde im Jahre 29 S.G. die Südmeerkompanie aufgelöst - aus ihr entstand die PâestMorga-Südmeerhandelskompanie. Im Gegenzug fiel durch das Häuserbündnis eine einstige Morganorsche Diamantmine als Mitgift an das Haus Pâestumai. Das ertragreichste Geschäft stellt allerdings immer noch der Im- und Export dar. Hier seien vor allem das Kalifat und das Skîkanydad von Sinoda genannt, auch wenn derzeit zu letzteren kaum Handelskontakte gepflegt werden können, verspürt man doch zu beiden Regionen starke familiäre Bande. Durch die Neugründung der PâestMorga-Südmeerhandelskompanie hat sich das geschäftliche Betätigungsfeld enorm ausgeweitet. So hegt man unter anderem Handelskontakte zum brabakischen Hof. Man hat Besitzungen in Brabak, im Alten Reich, namentlich in Grangor, Arivor und Vinsalt.

 

Von den Het'Krah

Die Mitglieder der Het'Krah sind die wohl weit geachteten Mitglieder der gesamten Kasten. Hier trifft man auf Forscher, Künstlerinnen, Saurologen, Artefaktmagierinnen, Dichter, Elementaristinnen etc. Wenn man die Arasch'ha als Herz, Säulen und Fundament der Familie bezeichnet, so sind die Het'Krah zweifellos das Hirn und die Seele des Hauses. Unter dem Papyrus, dem Symbol der Kaste, vereinen sich die fähigsten Köpfe der Familie, die Familie behauptet von ganz und gar unkem'scher Bescheidenheit frei, die des gesamten Reiches. Normalerweise gehen die Mitglieder der Het'Krah ihren Studien im gesamten Kontinent nach, selbst an so entlegenen Orten wie dem Orkland kann man sie treffen. Doch treffen sich die meisten an jedem 1.Boron im Jahr zu einem Wissensaustausch in Nep'Amar. Die Gelder die diese Expeditionen und Forschungsreisen verschlingen, kommen auch hier wieder aus dem Topf des "Familien-Suvar".

 

Es scheint, als ob der astrale Strom in der Familie äußerst stark fließt. Schon in den frühen Texten und Etiketten war oft von der Astralen Gabe der Familienmitgliedern die Rede. Man beachte hier die Bedeutung des Ursprungsnamen Mor'gath'Nôr, ur-kemisch für: "Lenker des Inneren". Und fürwahr stellt die Kaste der Het'Krah doch einige Magietheoretiker, dazu kommen noch zwei Elementaristen und ein Artefaktmagier. Im übrigen erscheint es äußerst seltsam, daß es anscheinend nur Wasser- und Feuer- Elementaristen in den Reihen der Familie gab und gibt, noch nie wurde von Elementaristen berichtet, die sich einem der anderen Elemnte verschrieben haben - doch dies nur am Rande.
Die Artefaktmagier des Hauses arbeiten stets Hand in Hand mit den Elementaristen, denn nur beide zusammen sind in der Lage, die berühmten Elementarartefakte herzustellen. Natürlich werden diese magischen Artefakte auch verkauft - das jedoch nur in geringem Maße und in Notzeiten, da die Artefakte nicht nur mühsam herzustellen sind, sondern auch dem Hersteller permanent astrale Kraft rauben. So heißt es, daß bei der Rückeroberung Sinodas durch die maraskanischen Freiheitskämpfer ein morganorsches Artefakt eingesetzt wurde...

 

Von den Sh'Kara

Die Gründungszeit des Morganor'schen Kastensystems liegt im Dunkel der Zeit begraben, nicht so die der Sh'Kara. Sie liegt der Epoche der priesterkaiserlichen Gouverneure und war im nachhinein betrachtet nur eine logische Konsequenz der Familie. Die priesterkaiserlichen Gouverneure hatten das Land und die kem'sche Bevölkerung fest in ihrem eisernen Griff; im gesamten Reich herrschte große Not und Elend. Während die Bevölkerung hungerte, lebte das Haus im Überfluß, schwelgte in Reichtum und Luxus. Der damalige T'aar Oklaton lebte in der Befürchtung, daß eines Tages das Volk, angesichts ihrer Not sowie angetrieben vom Hunger und dem unstillbaren Gefühl des Neides, gegen das Haus aufbegehren könnte. Wäre diese Situation eingetreten, hätten die priesterkaiserlichen Gouverneure wohl nur ihre Machtposition beschützt und keinen Finger gekrümmt, um das Morganor'sche Eigentum zu schützen. Aus diesem Grunde nahm der T'aar die wehrfähigsten Männer und Frauen innerhalb der Familie und gründete aus ihnen die Sh'Kara - die Kriegerkaste. Ihre Aufgabe war und ist es unter T'aar Calzin wieder, das Eigentum sowie das Haus mit aller Macht zu schützen. Sie sind unter den Begleitern der Warenkarawanen des Hauses, sie sorgen in den Morganor'schen Kontoren für Ordnung und halten jegliches Unheil dem Hause fern, damit die Kaste der Händler und der Gelehrten ungestört ihre Arbeit nach gehen kann.
Die Sh'Kara sind traditionell die am Einfluß ärmste Kaste des Hauses, insbesondere seitdem unter Nisut Peri III. verboten wurde, eigenständige Gruppierungen von Bewaffneten zu unterhalten und ein Verstoß gegen das Söldlingsgesetz mit drakonischen Strafen bedroht wird. Zwar hat das Haus Morganor eine Sondergenehmigung zum Unterhalt von 20 Sh'Kara erhalten, die jedoch in das Rangsystem der Schwarzen Armee eingebunden sind und von diesem der regulären Stadtgarde gleichgestellt sind, auch ist der Mun'Rah der Sh'kara verpflichtet, der Oberkommandierenden einmal im Mond ausführlich Bericht zu erstatten. Im Leben der Familie ist die Kriegerkaste allerdings nicht minder wichtig, als die Kaste der Gelehrten oder der Händler, beschützt sie doch das Haus und dessen Eigentum. Die Kriegerkaste mischt sich in der Regel nicht in außerfamiliären Dingen ein, haben sie doch genug eigene Dinge um die sie sich kümmern müssen. Doch auch von dieser Regel gibt es Ausnahmen, wie zum Beispiel der Unabhänigkeitskrieg gegen Al'Anfa zeigt, wobei einige Leute hier behaupten, daß die Sh'Kara nur eingriffen, weil das al'anfanische und brabakische Heer sich an dem Eigentum des Hauses vergriff.

 

Die Sah'Kara Asumi sind die persönliche Leibwache des T'aar. Sie besteht immer aus zwei Auserwählten der Kriegerkaste und zwei Auserwählten der Gelehrtenkaste, wobei letztere traditionell - wenn möglich - einen Wasser- und einen Feuer-Elementaristen stellt. Ein Sah'Kara Asumi zu sein, ist die größte Ehrung die sich ein Morganor nur vorstellen kann. So ist es nicht selten, daß sich einige Sah'Kara Asumi nach dem Ableben des T'aar selbst das Leben nehmen um im Jenseits noch an dessen Seite über ihn zu wachen, ein höchst blasphemisches und von der Kirche mit der posthumen Exkommunikation bedrohtes Vergehen, da die Selbstentleibung ein gravierender Verstoß gegen kanonisches Recht ist.

Die Rituale


Vom Katar'rah'Osch

"Für euch Außenstehende scheint es unvorstellbar, daß unsere Ahnen uns zur Seite stehen, uns führen und Recht sprechen? So sagt mir, ihr, die ihr nichts wißt, war es nicht Kacha höchstselbst, der das Volk lehrte, daß die Seelen der Verstorbenen nach ihrem Tode im Totenreich weiter existieren, daß sie auf Bestattung und Fürsorge der Nachlebenden Anspruch haben und daß sie jederzeit beratend, helfend oder strafend in die Welt der Lebenden eingreifen können?"
( Wawara Morganor, Hüterin des Murî'Kas'Sa)

 

Das Katar'rah'Osch ist die höchste familiäre Rechtsprechung überhaupt. Wenn es zu einem Ahnenurteil kommt, wird es von den Familienmitgliedern auch befolgt, was immer es kosten mag. An dieser Stelle sei erwähnt, daß es nur dem T'aar, dem Familienrat sowie der Hüterin des Murî'Kas'Sa erlaubt ist, ein Katar'rah'Osch zu verlangen. Zwei Formen des Ahnenurteils sind bekannt:
Die erstere wird "Atem der Ahnen" benannt, zweitere als "Ahnenbefragung" bezeichnet. Die genauen Vorgänge der Urteile sind leider nicht bekannt, deshalb ist es nur schwer möglich darüber zu berichten, es bleibt zu hoffen, die geneigte Leserin, der geneigte Leser sieht diesen Umstand nach. Bei einem Ahnenurteil sind traditionell nur der T'aar, der Familienrat und der Lé'gatâr anwesend. Für jeden anderen ist diese Zeremonie strengstens verboten. Wir ziehen das Wissen über das Ritual aus alten Jade-Etiketten die, zugegebenermaßen in einem äußerst schlechtem Zustand, in Yah'Kesen gefunden wurden. Die Zeremonien finden alle ausschließlich nachts statt, es heißt, daß der Lé'gatâr der einzige ist, der die uralten Riten kennt, mit denen man die Ahnen anruft. Den alten Jade-Etiketten zufolge erscheinen bei dem Ritual, das " der Atem der Ahnen" genannt wird, die Ahnen nicht selbst, sondern sie schicken ihren Atem in den Körper des Lé'gatâr, damit er durch den Willen der Ahnen richtet. Bei der Ahnenbefragung hingegen,sollen einige Ahnen tatsächlich erscheinen um ihre Fragen zustellen, bevor sie urteilen.

 

Vom Ashan'Katar'ra

Der Ashan'Katar'ra findet dich, du kannst fliehen aber niemals entkommen.
(U'Rave Morganor, Mitglied der Sh'Kara, Sohn des T'aar)

 

Der Ashan'Katar`ra wurde, soweit bekannt, bisher nur einmal ausgesprochen. Der Fluch wird von den Ahnen verhängt, wenn (unter anderem?) gegen ihr Urteil verstössen wird oder - wie im Falle Oklatons - es nicht anerkannt wird; das Opfer jedenfalls wird (vielleicht als Abschreckung?) grausam zerstückelt. Ob die Ahnen wirklich dafür verantwortlich sind oder ob das Ganze nur eine der unzähligen Legenden rund um das Haus Morganor ist, kann an dieser Stelle leider nicht beantwortet werden. Fakt ist jedenfalls, daß der Glaube an den Ashan'Katar'ra in jedem Morganor tief verwurzelt ist.

 

Mythen und Legenden

 

Der Drachenmythos

Eine der bekanntesten Legenden des Hauses Morganor ist die Legende von Mor'gath'Nôr, dem Stammvater des Hauses Morganor. Ihm wurden zauberhafte Kräfte nachgesagt - so heißt es in den Familienmythen gar, dass Mor'gath'Nôr in der Lage war - sich allein durch die Kraft des Inneren, die ihm Veser gab - in einen Basaltfarbenen Drachen zu verwandeln. In dieser Gestalt soll er auf Kachas Geheiß hin die Wesen des Chaos mitgebannt haben.

 

"Nachdem Kacha sah, dass all die namenlosen Schrecken des Chaos gebannt waren, da sprach er zu Mor'gath'Nôr: 'So lege dich hin und ruhe, bis Veser, der Herr, dich abermals ruft, um an meiner Seite das Chaos zu bannen.' Und Mor'gath'Nôr tat wie ihm geheißen ward..."


"...während Mor'gath'Nôr auf Deren wandelte zeugte er fünf Söhne: Der älteste war I'tschep, ein tapferer Krieger, der seinem Vater in seinem Mut in nichts nachstand. Der zweitälteste war Zetep, ein äußerst kluger Mann, der seinem Vater in seiner Weisheit in nichts nachstand. Der drittälteste war Nuat, ein wahrlich gläubiger Mann, der seinem Vater in seinem unerschütterlichen Glauben in nichts nachstand. Der vierte war Tep'ra'chep ein gerissener Mann, der seinem Vater in seiner Listigkeit in nichts nachstand. Der fünfte und jüngste Sohn Mor'gath'Nôrs war Cha'tochem, ein wahrlich edler Mann, der seinem Vater in seiner unübertroffenen edlen Moral in nichts nachstand.
Auch zeugte Mor'gath'Nôr drei Töchter. Die älteste war Ihmis'Sep, eine wunderschöne Frau, die ihrem Vater in ihrer Schönheit und Anmut in nichts nachstand. Die zweitälteste war Gathnôr'Ri, eine zauberhafte Frau, die ihrem Vater in ihrer inneren Kraft in nichts nachstand. Die dritte und jüngste Tochter Mor'gath'Nôrs war Mechnar'ra, eine liebevolle und großherzige Frau, die ihrem Vater in ihrer liebevollen Großherzigkeit in nichts nachstand..."


"... während Mor'gath'Nôr die Gestalt des basaltenen Drachens einnahm, um in dieser Form die Wesen des Chaos zu bannen, zeugte er den obsidianfarbenen Drachen Taar'Kara'Tep. Und Mor'gath'Nôr sprach zu ihm: 'Sohn, du bist mir gleich in meiner Form. Du bist mir gleich in meiner Kraft und du bist mir gleich in meinem Herzen. Dir trage ich den Schutz meiner Kinder auf, gehe und wache über deine Brüder und Schwestern, sowie über ihre Kinder und Kindeskinder, auf ewig. Wache über ihr Hab und Gut, denn es ist auch das deine, fürwahr mein Sohn, sie gleichen dir nicht in ihrer Form, doch gleichen sie dir in ihrem Herzen, den sie sind - genau wie du - mein Blut'..."


Taar'Kara'Tep gilt von jeher als Behüter und Schützer des Hauses Morganor, dies spiegelt sich auch in dem Familienwappen nieder, steht Taar'Kara'Tep doch wachend links und rechts über Mor'gath'Nôr (dieser in seiner Gestalt als Basaltdachen). Die Sh'Kara haben eine besondere Beziehung zu Taar'Kara'Tep, sie empfinden sich als Taar'Kara'Teps Erben, ist es doch auch ihre Aufgabe, das Hab und Gut der Familie zu schützen. Als Zeichen der Verbundenheit zu dem Obsidiandrachen lassen sich die Mitglieder der Morganorschen Kriegerkaste sein Abbild (in der Größe eines ½ Spann) auf die rechte Seite des Rückens tätowieren. Das Haus Morganor scheint eh eine ganz besondere Beziehung zu ihrem Wappentier zu pflegen. Auf Nep'Amar kann man unzählige Drachenbildnisse ausmachen, so stehen in Vorgarten der Residenz Dutzende schwarzer Drachenskulpturen. An der riesigen Eingangstür (der Türbogen stellt einen gewaltigen Flügel spreizenden Drachen da und wird allgemein als Drachenportal bezeichnet) stehen zwei zweischritt große Drachenskulpturen, mahnend und bedrohend zugleich. Diese Wächter aus Stein wirken so Lebensecht, dass man leicht den Eindruck unterliegen kann, dass sie erst vor kurzem Opfer eines verunglückten Zaubers wurden.

 

"... Und so sprach der Obsidiandrache Taar'Kara'Tep: 'Ich bin der Sohn des Basaltenen, ich wache über sein Haus und seine Kinder auf ewig, für meine Brüder und Schwestern bin ich der Beschützer, denn wir sind gleich im Herzen und wir sind ein Blut. Doch für ihre Feinde bin ich der Zermalmer und Zerstörer, der Vernichter und Bestrafer. Denn ihre Feinde sind die meinen..."


Von der Morganorschen Namensgebung

 

Wie alle altehrwürdigen Häuser Kemis ist auch die Familie Morganor sehr stark darauf bedacht, die altertümlichen Traditionen des Hauses zu bewahren. Dieses spiegelt sich auch in der Namengebung wieder. So ist es auffällig, dass Mitglieder der Sh'Kara ihren Kindern sehr häufig das altkemische Anhängsel "Tep", was soviel wie "Sturm oder Zorn" bedeutet, mit in den Namen geben. Bei den Het'Krah hingeben wird sehr oft auf des Anhängsel "Imis", dem altkemischen Wort für "Glanz oder Licht", zurückgegriffen. Die Arasch'ha verwenden das Wort "Nuut", was entfernt verwandt mit dem Wort "Stolz" ist.

 

Männliche Vornamen:
Arett'Nuut, Âswan, Ansua'Tep, Uthar'Ron, Uthar'Tep, Rethon'Tep, Boron'Tep, Chep'Pari, Ninra'Tep, Duat'Tep, Ho'Tep, Natop'Amun, Tu'Rep'Nuut, Tut'Kârep, Âra'Tep, Âmorus'Tar, Natcha'Tep, Ii'Tschep.

 

weibliche Vornamen:
Namret, Chet'Net'Sah, Apa'Ta'Narret, Apa'Ta'Nuut, Cher'Net'Sah, Cheptri'Imis, Nefrati, Chesa'Asun, Sépahet, Minra'Tep, Seta'Imis, Âpia'Nuut, Ned'jem, Chep'Ris, Nef'Karé, Â'etra, Nafra'A'em, Chesa'Imis, En'Cha'Tep.

 

Die Familienmitglieder


(Aus Platzgründen können wir hier nur einen kleinen Auszug an Familienmitgliedern auflisten)

 

Das Familienoberhaupt:


Calzin Morganor, geb. 35 v. S.G.,T'aar des Hauses Morganor, Sah Ni Yah'kesen, Arasch'ha
 

Die Mun'Rah ni Anu Âscharî:


Name Tsatag Sonstiges Verwandtschaftsgrad Kaste
U'Rave Morganor 7 S.G. Anu'rah Ni Morganor und Erbe des T'aar;
verheiratet mit der Imát Rabana Pâestumai
Ni Memento Mori
Sohn des T'aar Sh'Kara
Tut'Kârep Morganor 3 v. S.G. Mun'Rah ni Arasch'ha ältester Sohn des Karatep Arasch'ha
Âswan Morganor 10 v. S.G. Mun'Rah ni Het'Krah
Leiter des Achaz-Forschungshauses in Mercha
Großneffe des T'aar Het'Krah
Karatep Morganor 27 v. S.G. Mun'Rah ni Sh'Kara
Held des Unabhänigkeitskrieges
jüngster Bruder des T'aar Sh'Kara
Wawara Morganor 17 v. S.G. Hüterin des Murî'Kas'Sa älteste Tochter des T'aar Het'Krah


Die einflußreichsten Morganors:


Name Tsatag Sonstiges Verwandtschaftsgrad Kaste
Chem'ra Pâestumai 5 v. S.G. Gemahlin des Oberhauptes der Pâestumai Tochter des T'aar Het'Krah
Carylio Morganor 32 v. S.G. eines der einflußreichsten Mitglieder der Het'Krah gilt als machtbesessen träumt von einem Großreich des Südens ältester Bruder des T'aar Het'Krah
Sekem'neidh Morganor 1 S.G. Ordenskrieger Großneffe des T'aar Sh'kara
Utharéon Morganor 10 S.G. konservativer Ordenskrieger Großneffe des T'aar Sh'kara
Dijanira Morganor 8 v. S.G. verantwortlich für den Im- und Export-Handel des Hauses, sehr ehrgeizig und dominant Großnichte des T'aar Arasch'ha
Chiakâ Morganor ? genant "Lé'gatâr", sehr geheimnisumwittert, gilt als Vermittlerin zwischen den Ahnen und Nachlebenden ? ?

Weitere bekannte Morganors:

Name Tsatag Sonstiges Verwandtschaft Kaste
Neme'choth Morganor 7 n. S.G. äußerst vergnügungssüchtig gilt allgemein als Schwarzes Schaf der Familie Gerüchte besagen, daß er das Dirnen- und Lustknaben-Geschäft leitet Sohn des T'aar Arasch'ha
Atoch'em Morganor 2 n. S.G. Er gilt als äußerst loyaler Anhänger des Häuserbündnisses und ist der Sprecher der Häuser Pâestumai-Morganor Großneffe des T'aar Het'Krah
Kyra Morganor 6 v. S.G. äußerst verwirrte Malerin, glaubt an ihre hellseherischen Kräfte, die sie in ihren Bildern ausdrückt Großnichte des T'aar  
Borodrigo Morganor 12 v. S.G. Tempelvorsteher des Hauses des Schlafs zu Plâne, wurde aus geschäftlichen Gründen mit Charya Al'Plâne verheiratet. Weigert sich bis heute, das Bündnis der Familien Morganor und Pâestumai zu unterstützen und wurde aus diesem Grund von seinem Vater aus dem Haus Morganor verbannt. jüngerer Bruder des verstorbenen Oboto Morganors ?

Glossar

 
Anu Âscharî das Morganor'sche Kastensystem, bestehend aus: Handels-, Gelehrten- und Kriegerkaste, nur Familienmitglieder dürfen sich einer Kaste anschließen
Arasch'ha Bezeichnung für die Morganor'sche Handelskaste
Ashan'Katar'ra Fluch der Ahnen
Ahnenbefragung ein Teil des Katar'rah'Osch
Atem der Ahnen ein Teil des Katar'rah'Osch
Der Weg des Sh'Kara Aufnahmeprüfung der Kriegerkaste, Näheres unbekannt
Familien-Suvar mondlicher Betrag, den jedes handelstreibende Familienmitglied zu entrichten hat. Vom Familiensuvar werden unter anderem die Sh'Kara bezahlt und neue Investitionen getätigt
Het'Krah Bezeichnung für die Morganor'sche Gelehrtenkaste
Katar'rah'Osch Das Ahnenurteil. Höchste familiäre Rechtsprechung des Hauses
Lé'gatâr geheimnisumwittertes Familienmitglied, gilt als Vermittler zwischen den Ahnen und Nachlebenden
Mor'gath'Nôr Gründer oder Stammvater des Hauses Morganor, aber auch kem'sch für "Lenker des Inneren"
Mun'Rah Titel des Oberhauptes einer Kaste
Murî'Kas'Sa Das Buch der traditionellen Gesetze
Nep'Amar Morganor'sche Familienresidenz in Yah'Kesen
Sah'Kara'Asumi Leibgarde des T'aar, sowie kem'sch für "Edle- beschützen (bis ins)- Jenseits"
Schismatra tiefgreifender Bruch innerhalb des Hauses
Sh'Kara Bezeichnung für die Morganor'sche Kriegerkaste, aber auch kem'sch für "kriegerische Beschützer"
T'aar Titel des Oberhauptes des Hauses Morganor, aber auch kem'sch für "ewig Währender" oder "Gleichbleibender"
Trya'deren Bezeichnung für die drei mächtigsten und einflußreichsten kem'schen Häuser Pâestumai, Mezkarai und Morganor
Veser auch "Beren", altertümlicher Name für Boron