Die Familie Mezkarai (Mes'khá'-rê)

Über eine alteingesesseneaber nicht minder umstrittene Familie unseres Reiches

 

Viel ist in der Öffentlichkeit bekannt über die alte Sippe der Mezkarai, die in Kemi seit den Zeiten des mythischen Nefers Kacha ebenso aktiv ist wie das andere große Haus der Pâestumai. Was von den vielen Geschichten wahrhaftig ist, soll der geneigten Leserin, dem geneigten Leser hier, von berufener Stelle, denn auch getreulich und wahrheitlich zugetragen werden.

 

Geschichte

Zunächst wollen wir hier einmal die Historie der Familie ein wenig beleuchten; auch wenn sicherlich die einen oder anderen dunklen Kapitel erscheinen mögen, die den Mezkarai nicht zu Gute gehalten werden können, so werden wir sie nennen, denn schließlich ist es schon immer an jener Familie gewesen Kemi durch gutes und böses Tun zu überraschen und zu gestalten:



Ihre ausgesprochen ambivalente Geschichte läßt sich zurückverfolgen bis in die Tage des legendären Nefer Kacha. Auf einem der wenigen erhalten Kulturzeugnisse jener Zeit, einer Amphore aus einer Ausgrabungsstätte in Djerniako, ist in alten kem'schen Glyphen der Name 'Mes'kha-rê' dokumentiert, was übersetzt: "Geboren aus der Seele der Sonne" bedeutet und gemeinhin auf eine Verwandtschaft zum Hause Kachas, Rabensohn, Seele der Sonne, hindeutet. Da sich auf der Amphore zudem die Zeichen für 'Handel' und 'Getreide' finden lassen, ist anzunehmen, daß die Mes'kha-rê sich schon in der Frühzeit Kemis als Händler oder zumindest Großbauern betätigten. Weitere Beweise für diese These ließen sich bisher jedoch nicht finden. Doch Getreue der Mezkarai arbeiten stetig daran neue Zeugnisse der alten Zeiten aus ihrem dunklen Grab, dem Boden Kemis, zu befreien, um den Ruhm des Reiches und besonders der Mezkarai zu mehren. Ihr Mäzentum für die Erforschung der Historie ist derweil in der Familie der Mezkarai vielfach umstritten, wiewohl sich Patriarch und Familienoberhaupt Boromil Mezkarai eindeutig dafür einsetzt.
Jenes Mäzentum erleichterte dem Autor bedeutend seine Arbeit, denn auf dem großzügigen, aber wenig genutzten Stammsitz der Mezkarai, gelegen im Südwesten der ebenso armen wie geschichtsreichen Provinz Ahami, hat die Familie gehortet, was sich an geschichtlichen Dokumenten, Antiquitäten und Kunstschätzen aus alter Zeit finden und erstehen ließ - darunter wertvolle Bücher, Tafeln und Rollen, die eindrucksvoll die jüngere und auch ältere Geschichte des Reiches schildern. Ebenso eindrucksvoll sicherlich wie sie die Helden- und Freveltaten vergangener Generationen von Mezkarai kundtun:

 

Unter den einfallenden Barbaren, die Kemi in der Zeit solcher Herrscher wie Djesar II. und Chuni überfallen, finden sich mehrere führende Köpfe, deren Dynastien später in den Mes'kha-rê aufgehen sollten.
So schmachverbunden diese Blutlinie ist, so ehrenvoll die Linie der Mes'kha-rê selber, denn, das ist urkundlich belegt, ein Heerführer Nisut Chunis, der neben ihr in Terkum unter den Hieben der Barbaren starb, trug den Namen der großen Familie. Gleichfalls wird vermutet, daß der Sohn jenes Heerführers verantwortlich für die Heimführung der Knochen jener Nisut gewesen ist. Ein heiliger Mann soll er gewesen sein - und ein Mes'kha-rê...

Unter Peri II. wird ein Heerführer oder Offizier aus der Familie der Mes'kha-rê oder einer der Nebenlinien vermutet, da sich im Besitz der Familie einige prunkvolle Waffen, Rüstzeug und Auszeichnungen befinden. Genaueres hierzu ist jedoch leider nicht bekannt.

 

Nach dem Tode Peri II. folgen die einige Mes'kha-rê mit auffallend großer Inbrunst der neuen Nisut Merira III. und schrecken auch vor der Verehrung des Namenlosen nicht zurück. Die Familie spaltet sich. Ein Teil entzieht sich dem Einfluß der Nisut und siedelt sich auf dem heutigen Stammsitz 'Tánrat' (Ur-Kemi für 'Herrschaft der Weisen') an und distanziert sich von der Nisut, der größte Teil der Familie bleibt ihr aber treu ergeben und hält an dem alten Sitz in Djerniako fest. Beim Tode der Nisut sind es unter anderem Arija und Ihapet von den Djerniako-Mes'kha-rê, die um die Neferwürde kämpfen, während die Ahami-Mes'kha-rê auf ihrem Sitz Tánrat verschanzen und gelegentlich versuchen durch Diplomatie, Gold und Vernunft die Folgen des Krieges für das Reich zu lindern. Erfolg ist ihnen wenig beschieden. Ja, die Sippe gerät im Jahre 3010 sogar zwischen die Fronten der kämpfenden Thronanwärter und jener einfallenden Barbaren, die im letzten Moment von dem eiligst inthronisierten Nefer Monthu vertrieben werden. Tánrat trägt leichte Schäden davon, die dortige Sippe aber wird wegen ihres tapferen Einsatzes im Kampf gegen die Barbaren hochgeehrt, während Monthu den Djerniako-Teil der Familie vieler seiner Privilegien beraubt und sogar mit dem Gedanken spielt, ihn auszurotten.

 

In der Folgezeit erlebt Tánrat eine Blüte. Als aber brutale Herrscher wie Neserkara II. und Sekemra X. an die Macht kommen, ist eine Rebellion der Ahami-Mes'kha-rê bezeugt, während die Djerniako-Mes'kha-rê sich mit den 'Herren nach ihrem Geschmack' gut stellen. Es gelingt den Rebellen Tánrat längere Zeit quasi unabhängig zu halten, sie werden dann aber von Truppen Sekemras X. überrannt und der Stammsitz zu einem Außenposten der Armee gemacht. Die Führer der Ahami-Mes'kha-rê werden gefaßt und hingerichtet, die Familie ihres Besitzes beraubt und dazu gezwungen 'heim nach Djerniako zu gehen'. Als der Nefer tot darniederliegt und seine Tochter Kameses zur Nisut wird, fällt Tánrat wieder an die Mes'kha-rê, wird jedoch auf Befehl der Matriarchin Zahît nicht wieder neu bezogen. Die Geschichte eines der wenigen Herrensitze und Außenposten Kemis in Ahami scheint im Keim erstickt.

Doch während der 13. Dynastie ist ein Wiederbezug Tánrats verzeichnet. Auch wenn es zu jener Zeit wohl nur als Jagdsitz geplant war, da die Familie sich wieder wesentlich auf Djerniako konzentriert.
Lange hört man nichts mehr von den Mes'kha-rê, bis Imhetep IV. einen gewissen Veset Mes'kha-rê zunächst zu ihrem höchsten Baumeister und dann zum Verwalter der Staatsfinanzen macht. Eine Liebschaft zwischen den beiden wird nicht ausgeschlossen, da Veset Mes'kha-rê auffallend große 'Geschenke' in Form von Titeln und Ländereien zugestanden werden.
Welcher Art jene Geschenke waren ist bis heute nicht genau geklärt. Etwas von dem traditionellen Landbesitz der heutigen Mezkarai geht jedenfalls auf ihn zurück.

 

Gerade war es unter den Mes'kha-rê zu einer generellen Aussöhnung zwischen den beiden starken Polen ('Djerniako' und 'Exil-Ahami') gekommen, da brach die 15. Dynastie mit ihren Setepen-Herrschern an und riß auch die Mes'kha-rê mit sich in einen Strudel von Dekadenz, Goldgier und orgiösem Tun. Der größte Teil der Sippe bevorzugte das Leben nahe dem Nefer in Ujak und ließ dafür den Besitz in Djerniako, Ahami und benachbarten Regionen brachliegen. Nur wenige zogen das Leben in Djerniako und vor allem Tánrat dem im verruchten Ujak vor und blieben 'daheim'.
Als schließlich die Moha einen Generalangriff auf Kemi durchführten, starben die meisten Mes'kha-rê an der Seite ihrer dekadenten Herren und nur eine Handvoll überlebte. Anders als der große Teil der Rest-Kemi beschlossen aber die Mes'kha-rê ihren Besitz nicht aufzugeben und verteidigten wacker ihre Sitze in Djerniako und Ahami. Doch in Djerniako kamen die letzten dortigen Mes'kha-rê in einem Blutbad durch die Hand von Moha-Kriegern um, während die nach Tánrat in Ahami geflüchteten es schafften sich zu verschanzen und die kleine Siedlung aufrechtzuerhalten - wiewohl von dem Herrensitz kaum etwas die Jahre der Entbehrungen zu überstehen vermochte.

 

1867 sind kem'sche Dissidenten in einer kaiserlichen Urkunde Bosparans erwähnt, die sich partout weigerten die Oberherrschaft des Kaiserreiches anzuerkennen, ohne den Herrn dieses Reiches überhaupt gesehen zu haben. So war Ather Mes'kha-rê wohl der erste Kemi, der vor den Kaiser in Bosparan trat - zwar in Ketten und auf dem Wege zum Schafott, doch... immerhin... trat er vor den Kaiser von Bosparan, Belen-Horas: Eine Feindschaft war geboren. In 'Surans Krieg' gegen Bosparan kämpften auffallend viele Mes'kha-rê an seiner Seite. Und auffallend viele Mes'kha-rê starben an seiner Seite...

 

In der Zeit der Klugen Kaiser schwenkten die Mes'kha-rê unerwartet schnell auf einen neuen, probosparanischen Kurs. Anders als die 'Paesta', die 'Ritter' (die Ahnen der heutigen Pâestumai), arrangierten sich die 'Mes'kha-rê' mit den Eroberern aus Bosparan, als erkennbar wurde, daß an einen Sieg der Kemi nicht mehr zu denken war. Sehr schnell erlangt die sehr, sehr geschäftstüchtige Familie ihren alten Besitz und ihr altes Land zurück, nahm eine bosparanisierte Form ihres Namens an - das noch heute gebräuchliche 'Mezkarai' - und betrieben ihre Politik, wie schon so oft in ihrer Familiengeschichte, ohne das übliche Erobern, das Rauben und Morden. Es war die Macht des Goldes und des Silbers, die den Mezkarai wieder zu ihrem alten Status und ihrem alten Einfluß - in neuem Kleide - verhalfen.

 

Daß natürlich gewisse Familien Kemis zu jener Zeit und auch noch viel später in der angeblich so 'friedlichen' "Verdrängungsmethode" Verräterschaft sahen, hat die Mezkarai damals nicht gestört und wird die Sippe wohl auch in Zukunft nicht stören. Ruhe, Gelassenheit, Geduld und die Suche nach einem friedlichen Ausweg sind eben einige der vielen Fähigkeiten, die man mit ihrem Namen verbindet.


Als sie jedoch von Hauptmann Alvonzo aus vielen ihrer Ämter enthoben wurden, weil man ihnen mangelnde Vertrauenswürdigkeit dem Reich gegenüber unterstellte, stellten die Mezkarai sich auf die Seite Aufständischer um eine junge, enthusiastische Frau, die später zu der Nisut Rhonda I. werden sollte. Wie jüngst bei der Neubegründung Kemis durch Peri III. waren Mezkarai auch im Jahre 1561 eine wichtige helfende Hand beim Aufstand der Kemi gegen ihre Besatzer. Wie Boromil Mezkarai sich immer loyal ergeben hinter Peri III. stellte, so stellte sich Pnahat Mezkarai, die damalige Führerin der Mezkarai, hinter Rhonda I. und ermöglichte durch Waffengeschäfte und ihren nicht geringen Einfluß in den alten Familien Kemis den Sieg für die neue Nisut.
Um Tánrat herum begründete man ein kleines Fürstentum, das den Mezkarai als Dank gereicht wurde und das zumindest theoretisch wohl Teile des heutigen Ordoreums umfaßte. Wenngleich sich hier geschichtliche Quellen unterscheiden, so ist eine Erblichkeit der Titel ein Fakt gewesen. Allerdings erlosch der Fürstenrang von Tánrat ebenso wie das dazu gehörende Lehen mit dem Ausbruch des Zaw und der anschließenden Eroberung Kemis durch die Bosparaner.

 

Wieder gelang es den Mezkarai sich gut mit den Eroberern zu stellen. Aporep Mezkarai, ein Geweihter des Hl. Raben, führt die Familie in eine Zeit des Friedens und des Wiederaufbaus. Der alte Landbesitz wird zum Teil an Freie und Arme verschenkt, zum Teil von den Mezkarai selber bewirtschaftet. Alles in allem zeichnet sich eine blühende Periode ab, wenn man den Dokumenten aus dieser Zeit glauben kann. Selbst die Dunklen Zeiten sollten die Mezkarai - wie ganz Kemi - unbehelligt, sogar gestärkt, überstehen.

 

Als Bosparan fällt und das Neue Reich auch über Kemi die Macht übernimmt, sind die Mezkarai, wer hätte es anders erwartet, unter der ersten Delegation, die gen Gareth zieht, um dem neuen Herrn zu huldigen. Doch daheim ist man nicht so zufrieden und freundlich: Der gewaltsame Tod Fürst Reo I. durch Adran Hadji wird bis heute als Inszenierung durch die Mezkarai gehandelt, da der spätere Adran I. sich Akia Toldur, die Witwe eines Offiziers und Angehörige der Mezkarai-Sippe, zur Ehefrau nahm.
Unter den folgenden Generationen der mehr schlechten als rechten 'Fürsten von Quehmy' suchten und erlangten die Mezkarai ähnlichen Einfluß. Obwohl man nicht müde wird zu beteuern, daß 'es ohne den guten Einfluß der Mezkarai nur schlechter geworden wäre', ist es nicht von der Hand zu weisen, daß die auch so guten Mezkarai in jener Zeit beträchtlichen Anteil an der dekadenten und willkürlichen Herrschaft der Fürsten hatten.

 

Unter den Priesterkaisern aber waren es vor allem die Mezkarai, die sich neben den Pâestumai und anderen Altvorderen gegen die Schergen der Boten des Lichts aufbäumten und unter der Verfolgung der Sonnenlegionen zu leiden hatten. Von Retai Mezkarai, einem Laguaner, ist überliefert, daß er eine Partisanengruppe anführte, die den letzten priesterkaiserlichen Gouverneur aus seinem Prunkpalast jagte und bestialisch hinrichtete für seine Taten.

Rohals Herrschaft über das Neue Reich und auch Kemi brachte den Mezkarai zum ersten und letzten Mal in ihrer Geschichte die Herrschaft über das Reich ein: Zenubal Aldur Mezkarai ('Zenubal-Arcanus'), ein weitgereister Magus und Geweihter der Hesinde, herrschte für beinahe zwei Jahrzehnte als Statthalter Rohals des Weisen in Kemi.

Nach den guten Zeiten unter Rohal und seinen Statthaltern, Zenubal-Arcanus und schließlich vielleicht noch Ettel I., brachen auch für die Mezkarai schlechte Zeiten an. Banditen sorgten für große materielle Verluste, Landbesitz ging verloren und ganze Zweige der Familie wurden in den Ruin getrieben. Nebeneffekt des ganzen war, daß verschiedene Mezkarai sich schließlich selber als Banditen betätigten und sogar auf den Besitz der eigenen Familie Überfälle vollführten.

 

Wie in Kemi auch, ging der Verfall der Familie weiter. Teile wanderten gen Brabak und Al'Anfa aus, andere gen Drôl und Liebliches Feld, mache sogar in das Bornland oder das Neue Reich, während der harte Kern der Sippe versuchte, auf Tánrat die Traditionen und das letzte Bißchen Ehre, Macht, Einfluß und Besitz zu bewahren. Vergeblich ... Der Besitz im Südlichen Südmeerprotektorat ging durch brabak'sche Besatzung verloren, der Besitz im Nordlichen Südmeerprotektorat durch eine Landreform der 'verrückten Isida' und die spätere Eroberung des Protektorates durch Brabak.

 


Doch die kem'sche Sippe der Mezkarai avancierte unter den brabaker Besatzern zu Hoflieferanten des Königs, konnten Teile ihres Besitzes zurückgewinnen und sich über den brabaker Zweig der Familie zudem vor lästigen Aktionen des maroden Königreiches abschirmen. Somit war es gerade diese auch heute noch von einigen Angehörigen der anderen Kemi-Familien als 'Kollaborateure' verschriene Familie, die sich als Säule des Besatzerregimes erwies.
Eine andere These, die ebenfalls durch Indizienketten untermauert werden kann, besagt allerdings, daß die Mezkarai mit dieser friedlichen Art der Machtergreifung die Unabhängigkeit des Reiches durch viele, kleine und subtile Schritte anstrebten und tatsächlich kam es unter dem damaligen Hochgeweihte des Boron Alrigio Mezkarai zu einem Wiederaufblühen der kem'schen Kultur und Tradition.
Denoch, Behauptungen, daß die Pâestumai in jener Zeit von den Mezkarai an 'ihre brabaker Oberherren verschachert' und verraten wurden, sind durchaus glaubwürdig. So hat Alrigio Mezkarai, beim sogenannten Boronstag-Massaker die traditionsreichen Familien der Chesaî'ret und Sá'kurat nahezu ausgelöscht und mit der Mehrzahl der Pâestumai in den Untergrund gedrängt, da er die auf einen Aufstand gegen die Besatzer drängenden anderen Familien - vielleicht nicht zu unrecht - einer Konspiration gegen seinen vorsichtigen Friedenskurs beschuldigte. Zusammengeschlossen zu den sogenannten Corvikanern kämpften die Verfemten fortan gegen die Besatzer und die verhaßten Mezkarai - mit einigem Erfolg: Alrigio Mezkarai, der durch Gift vor Boron zitiert wurde, blieb nicht der einzige Mezkarai, der dem Wüten der Corvikaner zum Opfer fiel, und selbst das Bündnis und die Versöhnung mit den Pâestumai konnte den Abstieg der Mezkarai nicht verlangsamen.

 

Wie jene andere mächtige Familie Kemis schufen auch die Mezkarai sich einen Namen als Großgrundbesitzer, aber auch als Händler und Handelsherren. Unter Kaiser Reto I. und seiner Herrschaft über Kemi gelang es den Mezkarai kurzzeitig ein oder mehrere Handelsmonopole zu etablieren, die allerdings alle mit der fallenden garether Herrschaft zerbrachen.
Kurioserweise war es gerade Boromil Mezkarai, der neue Patriarch der Familie, der Peri III. beträchtliche Hilfe und Unterstützung bei der Machtübernahme im Reich zukommen ließ und dafür den Verlust der eigenen Handelsmonopole und den Niedergang des eigenen Handelsunternehmens mit seinen weit gefächerten Sparten hinnahm. Nicht, daß die Mezkarai nicht schon unlängst die Schäden des Unabhängigkeitskrieges und auch der späteren Konflikte wettgemacht hätten. Der Rest ist Geschichte...

 

Nebenlinien

 

Von den Nebenlinien, hohen und niederen, adeligen und geweihten, reichen und armen Familien, die sich in den Jahrhunderten und Jahrtausenden dieser Geschichte mit dem Hause der Mezkarai verschmolzen, soll nun die Rede sein. Ein großes Erbe verbirgt sich hinter dem Namen Mezkarai - wie auch hinter seinem Vorgänger 'Mes'kha-rê'. Ein Erbe geschaffen aus einer Politik der Heirat, die immer schon über die Politik des Kampfes siegte:
Die Dynastien solcher Barbaren wie Ordak Chandur, Selched, Kharhép und Atahari wurden, unbeeinflußt von den Bluttaten, die ihre Urväter an den Kemi verübt hatten, nur ein, zwei Generationen nach den brutalen Raubzügen gegen das Reich von den stetig nach der Devise 'Frieden durch Assimilation' handelnden (buchstäblich) Mes'kha-rê von dem mächtigen Hause geschluckt.
Was für eine Schmach, wenn man bedenkt, daß Selched und Ordak Chandur gemeinsam Terkum verwüsteten, bevor sie Nisut Chuni (und auch einen Heerführer aus der Familie Mes'kha-rê) töteten und Kemi in Jahre der Dunkelheit stürzten. Es ist bezeichnend für die Ambivalenz der mezkarai'schen Geschichte, daß ihre Ahnen hier auf beiden Seiten standen ...

 

In Kämpfen der Ära Peris II. wurde die Familie Djel'hiram bekannt. Dem gebildeten Historiker vor allem durch Adari Djel'hiram, einer Heerführerin Merira II., geläufig, die sich gegen ihre Herrin stellte und mit ihren getreuen Truppen gegen die "Unheiligen" zog. Nur, um den Heldentod die Dämonen selber zu sterben, während die überlebenden Gefolgsleute der Heldenhaften auf Befehl der Nisut hingerichtet wurden - in einer Zeit der Schwäche und der Niederlagen und des Untergangs. Bereits in der Zeit der Nisut Peri II. kam es zu mehreren Vermählungen zwischen Mes'kha-rê und Djel'hiram; in der Zeit Merira III. war die Verschmelzung abgeschlossen. Mit fatalen Folgen für die Djel'hiram: Nur zwei weitere Generationen sollte die Familie noch unter ihrem Namen existieren, dann waren die letzten Djel'hiram ausgestorben und ihre Dynastie nicht mehr als einer von vielen Puzzlesteinen, aus denen sich die Mes'kha-rê und die Mezkarai bildeten.

 

In der Zeit Nisut Chepekas ist eine Massenhochzeit zwischen Mes'kha-rê und der Geweihtensippe der Vesakai bezeugt, die unter der Nisut und den anderen Herrschern der 8. Dynastie zu beträchtlicher Macht und großem Einfluß gelangen sollte, nachdem sie bereits zuvor mehr als einmal Hochgeweihte der wichtigen Tempelanlagen und sogar mehrere vergessene 'Heilige Männer und Frauen' gestellt hatte.
In den folgenden Jahren und Jahrhunderten kam es zu so mancher Massenhochzeit und zu so mancher Assimilation anderer kem'scher und nicht-kem'scher Sippen und Dynastien durch die Mes'kha-rê. 'Friede durch Heirat' und 'Reichtum durch Heirat' bestimmten hierbei das 'Geschäft' der Mes'kha-rê'schen Heiratspolitik - so wie sie es auch noch viel, viel später tun sollten.
Dynastische Erwägungen waren es auch, die die kinderlose Ehe einer gewissen Rehapet Mes'kha-rê mit dem Nefer Setepen V. hervorbrachten. Besagte Kinderlosigkeit war zwar ein Grund für den Nefer seine Angetraute meucheln zu lassen, aber ihre damals dreizehn Jahre alte Schwester Tani wurde dafür nach ihrer 'plötzlichen' und 'völlig unerklärlichen' Schwangerschaft auffallend freundlich behandelt (wenn man den alten Quellen glauben kann). Was aus ihrer Tochter wurde, ist bis heute nicht genau geklärt. Wer der Vater wirklich war, ebensowenig.

 


Als 1960 Moha-Stämme in Kemi einfallen, tut sich auf der einen Seite ein Heerführer namens Tiral Zahûr Fenca hervor, der einen wahrlich unaussprechlichen Tod stirbt, nachdem seine Armee den zahlenmäßig hoffnungslos überlegenen 'Barbaren' entgegengetreten ist und den letzten kem'schen Zivilisten in den nördlichen Teilen des Reiches die Flucht nach Süden ermöglichte.
Wie sollte es anders sein: Er hinterließ eine Frau, Mahi, aus der Sippe der Mes'kha-rê und drei Kinder, die alle unter der Knute der weisen Mes'kha-rê-Matriarchin Selet aufwachsen sollten, die sich zugleich dadurch hervortut, daß sie den mohischen Kriegerfürsten Haya-Tepe zum Gemahl nimmt und dadurch ihre Dynastie vor dem Untergang bewahrt. Ja, es gelingt ihr sogar für kurze Zeit die Kontrolle über den von Haya-Tepe geführten Stamm zu erlangen, (angeblich, um den Rest ihrer Sippe in Djerniako meucheln zu lassen) und an seiner Seite über Teile des ehemaligen Nord-Kemi zu herrschen, bis Haya-Tepes Schwester Takateha ihn und seine Frau ermordet - was ihr allerdings nicht mit ihrem Sohn, Djepar, gelingt, der Ururgroßvater Ather Mes'kha-rês werden sollte. Jenes Mes'kha-rê, der als erster Kemi vor dem Kaiser in Bosparan stand...
Während Surans Krieg ist eine Liebesbeziehung zwischen ihm und einer Mes'kha-rê bezeugt, allerdings stirbt selbige eineinhalb Götterläufe später, weshalb Nachwuchs wohl ausgeschlossen werden kann (was gewisse Mezkarai bis heute als 'schade' und 'dumm gelaufen' titulieren).

 

In der Zeit der Klugen Kaiser arrangierten sich die Mes'kha-rê bekanntlich in besonderem Maße mit den Bosparanern. Dies bezog sich vor allem auch auf ihre wahrlich berühmt-berüchtigten dynastischen Erwägungen. Von nun an waren es vornehmlich Familien und Einzelpersonen bosparanischer Herkunft, die das Interesse der heiratsfreudigen Mezkarai wecken konnten: Ungezählt sind die einzelnen Familien bosparanischer Herkunft mit denen sich die Mezkarai in den ersten Jahrhunderten der Herrschaft durch Bosparan verbanden. Salviques, Doromidi, Reval, Erach, Belqem, Tulmin, Salchidor, Oro, Alcara, Zolhar, Weltimor, Quaradez und viele andere. Alle diese Namen sogen die Mezkarai auf ihre ganz unnachahmliche Art und Weise in ihre Dynastie auf, nach und nach zwangen sie jede einzelne dieser Sippen und Familien unter ihre Kontrolle (wenngleich eine wohl sehr liebevolle und mit Liebe verbundene).

 

In jene Zeit fällt auch - und das will heuer kaum jemand wahr haben - eine Heirat, die schon für so manchen Streit gesorgt hat: Die Heirat Elar Revals, einer geborenen Mezkarai, mit einem von seiner altvorderen kem'schen Familie verstoßenen Geweihten des Praios. Bezeichnenderweise wird seine Name in den wenigen erhaltenen Schriftstücken und Dokumenten jener Tage mit 'Veserquin Praior Pastumin' angegeben. Ähnlichkeiten mit existierenden oder ausgestorbenen Dynastien seien hier durchaus vermutet.

 

In der Folgezeit ist wenig dokumentiert, was der Zaw nicht mit seinem feurigen Atem verstümmelte. Allerdings fällt in diese Zeit wohl die Heirat eines Mezkarai mit der brabak-bosparaner Marquesa d'Iraqua, einer kurzzeitigen Gouverneurin der brabaker Gebiete. Daß in der selben Zeit auch mehrere 'Heiraten' männlicher Mezkarai mit diversen Prinzen und Hochadeligen Bosparans und des bosparanischen Südens stattfinden, während die weiblichen Mezkarai sich vor allem in Kemi um Heiraten und die Erhaltung der Familienmacht kümmern, ist ein offenes Geheimnis.
Insbesondere mit bosparanischen Geweihten aller Art muß in jener Zeit ein reger Heiratsreigen verzeichnet gewesen sein, denn nach der Rückeroberung durch die Bosparaner gelten die Mezkarai den neuen alten Herren als 'Vertreter der wahren Göttlichkeit in diesen Landen, deren Rat man beherzigen möge, wenn man sich den Rat der Geistlichen unserer fernen Heimat nicht befleißigen kann und mag; iszt doch ihre Dynastie eine Dynastie des heiligen und gläubigen Blutes seit jenem Tage an der Furt von Quehmy, wo sich Kalep und Reo das Jawort gaben ...'

Die Machtübernahme durch das Neue Reich gibt der Händler- und Geweihtensippe Mezkarai die Möglichkeit, durch ihre gleichfalls subtile wie wirkungsvolle Heiratspolitik mit am Rad der Geschichte zu drehen. Nicht umsonst hat Adran I. nach seiner sehr, sehr blutigen Inthronisierung eine Mezkarai, Akai Toldur, geheiratet. Und nicht umsonst hatten die Mezkarai auch bei den späteren 'Fürsten von Quehmy' ihre Töchter vielfach als Frauen 'drinne'.

 

Von der brabaker Händlerfamilie Danachez über die al'anfaner Boroni-Sippe der H'Alverts bis hin zu der Familie eines Admirals des Mittelreiches und eines Grafen im Drôl'schen gingen die Heiratsbeziehungen und Machtklüngel der Mezkarai in den folgenden Jahrhunderten. Selbst als die Mezkarai fast geschlossen gegen die Priesterkaiser kämpften, kam es zu einer Heirat zwischen einem Sonnenlegionär und einer jungen Mezkarai, der Nebenlinie 'Durdol' (eine Generation zuvor in die Mezkarai-Familie eingeheiratet).

 

Unter den Banditen und Banditenfürsten in den Zeiten nach Zenubal-Arcanus und Ettel I., ist es in so mancher Chronik verzeichnet, daß Mezkarai nicht nur selber zu Banditen wurden, sondern auch durch ungezählte Heiraten und Vermählungen den Besitz der Banditen an sich brachten und ihr Blut aufnahmen, nachdem die gleichen Banditen ganz Kemi in den Untergang gestürzt hatten.
Während der harte Kern der Mezkarai sich von solch schändlichem Tun distanzierte, war es der so 'schändliche' Teil, der wie eh und je mit dem Feinde anbandelte, um ihn schließlich zu kontrollieren, der das Überleben der Sippe sicherte.
Weiter und weiter Sproß der Einfluß der Mezkarai außerhalb des verfallenden Reiches in jener Zeit. Liebliches Feld, Mittelreich, Brabak, Al'Anfa, Bornland... Überall lassen sich Mezkarai oder Familien, die mit ihnen verwandt sind, bis heute nachweisen (gerade die durchaus ambivalente Taktik der 'Auffrischung' von Beziehungen zwischen den Familien durch eine Heirat alle paar Jahrzehnte oder Jahrhunderte hat sich da als sehr hilfreich für die Nachforschungen erwiesen). Innerhalb Kemis mögen hier die Namen Terep, Pariol und Set'herep genügen, um ein Bild von der Vielfalt der 'assimilierten' Namen, Sippen, Familien zu verdeutlichen.

 

Nun denn, schließlich war es Uthareo Mezkarai, der nach einer langen Zeit der 'dynastischen Untätigkeit' wieder den großen Schritt 'vor die Haustüre' wagte und nicht nur eine Adelige Cyclopeas, Phthiaphila dyll Cÿsaos, heiratete, sondern auch die alte Politik der Heirat zum Zwecke wieder aufnahm: Während er seinen Sohn und Statthalter Boromil mit der Tochter und Statthalterin der maraskanisch-kem'schen Familie Bekharain verband, ließ er seine vier anderen Söhne Borodan, Horodin, Gierrio und Miravithion in hohe Häuser Kemis, Syllas und Cyclopeas einheiraten, während seine acht Töchter Adailin, Saraha, Imelca, Orodia, Ptaliar, Real, Chahira und Agripte ebenfalls in alle Himmelsrichtungen verstreut 'an den Mann gebracht wurden', jedoch seltsamerweise in den meisten Fällen aus Erwägungen der Liebe und nicht aus dynastischen Gründen. Verkehrte Welt!
Boromil Demereo Alravia Mithravion Mezkarai und seine Frau Aischa Marbordjira (Bekharain) wiederum tun sich dadurch hervor, daß auch sie mit ihrer unvergleichlichen Fruchtbarkeit und der daher unvermeidlich scheinenden Ernte ihrer Lenden Einfluß und Macht gefunden haben in den hohen Kreisen Kemis.

 

Die Familie


Die heutigen Mezkarai mögen nun das Thema sein. Von den wichtigsten Gestalten der Familie mag hier nun berichtet werden, wenngleich all die Nebenlinien, Beziehungen und Liebeleien hier außenvor bleiben sollen und müssen, um den Rahmen nicht zu sprengen und die Privatsphäre der hohen Familie doch ein wenig zu achten:
Boromil Demereo Alravia Mithravion Mezkarai, Rabenabt, Veteran des Ordens der Wächterinnen und Wächter des Kultes des Heiligen Raben zur Insel Laguana, ein Mitglied des kem'schen Cronrates, Conseilarius des Heiligen Konzils und zugleich unbestritten Patriarch der Mezkarai, ist die wohl schillerndste Gestalt der Familie, wenngleich seine Frau Aischa Marbordjira Astaré Phelinya Mezkarai, eine Tochter des ehrwürdigen Storan Mulzimber Bekharain und Erbin der Hausmacht der Bekharain, sich durch eigenen Landbesitz, enge Verbindungen zu Maraskan und den dortigen Maraskani auszeichnet, was ihre diversen eigenen Erfolge im Reederei- und Fernhandelsgeschäft, unabhängig von ihrem Mann, ermöglicht haben. Als intelligent, charmant und vielfach auch sogar schon als 'weise' wird die Mittfünfzigerin, der bereits seit langem magische Fähigkeiten nachgesagt werden, charakterisiert - von Freunden wie Feinden.

 

Aus der gleichfalls langlebigen wie seltsamen Verbindung Aischas und Boromils entsprangen ihre drei Söhne Charîm Veset (der einen hervorragenden Abschluß der Magieakademie zu Punin vorweisen kann), Cosaïron Mulzimber (ein verdienter Kapitän im Dienste der kaiserlichen Flotte des Horasiates) und Ather Boroniel (ein Geweihter des Boron und Ritter des Ordens der Laguaner, Mehib von Ordoreum) sowie ihre neun Töchter Mechara (heiratete in einen Seitenzweig der brabaker Reederfamilie Geraucis ein und ist die 'Cronprinzessin' der Familie), Zahît Iavar (heiratete einen cyclopeischen Seeherrn und Purpurhändler der Familie dylli Ayodôn), Milhidjidda (eine Kapitänin der mezkaraischen Handelsflotte), Yohîl (eine Kanzleirätin und vierfache Witwe), Diriara (eine renommierte Forscherin, die oft auch im Lieblichen Feld anzutreffen ist und dort Kunststudien ihre Zeit widmet), Rhonda Setchetchá (die Hátyat der ordoreer Stammlande), Quenadya Adilyai (eine der ranghöchsten Offizierinnen der Schwarzen Armee und herausragende Mathematikerin), Îo (eine junge Ordensritterin) und Esperencia (die die Weihe zur Rahjageweihten angenommen hat).

 

Erwähnenswert ist auch Quenadyas Tochter Yohîl, die die traditionelle Ausbildung zur Ritterin erfuhr, und, wie ihr gefallener Vater, inzwischen in Schwarz-Tobrien für das Gute streitet.
Doch weiter: Trudpert Mezkarai wiederum ist einer der Neffen Boromils und dient derzeit sowohl Reich als auch Familie als Botschafter Kemis im fernen Aranien. Daß er mit einer hohen aranischen Adeligen verbandelt ist und dahingehend Heiratsp&aumlläne geschmiedet werden, mag da mehr als nur eine Vermutung sein.
Ebenfalls nicht aus direkter Linie stammen Ramon und Menadis Mezkarai, die Krone und Familie in den Provinzen als Verwalter dienen. Letztens sei noch Antaris Mezkarai erwähnt, der einen hohen Kommandeursposten in der Schwarzen Armee bekleidet.
Daß die meisten dieser Kinder bereits wieder Kinder haben, ist bei dem 'Alter' des Patriarchen und seiner Frau ersichtlich. Auch ihre Enkelkinder sind wiederum im Sinne der Dynastie 'verplant' oder sogar schon 'zum Wohle des Hauses' verheiratet worden; auch wenn durch Boromil und Aischa die Härte und Anzahl der dynastischen Heiraten beträchtlich nachgelassen hat.

 

Wirtschaftsmacht

Wie sieht es mit dem materiellen Reichtum aus bei einer Familie, die so fruchtbar und ideell so reich ist? Nun, betrachten wir einmal den Besitz der Mezkarai:
Besonders in den kem'schen Zentralprovinzen Ordoreum, Yleha und neuerdings auch in der Kolonie Mer'imen unterhalten die Mezkarai Landbesitz, der sie sicherlich mit den Familien der Al'Plânes und der Pâestumai zu einer der wohlhabendsten Familien Kemis macht. Gleichzeitig sind mit dem Haus einige Handelskontore im 'kollektiven' Besitz der Familie (also im Besitz der eigentlichen Hauptlinie der Mezkarai und somit des Patriarchen der Familie).
Was und wieviel die einzelnen Mezkarai, ihre Familien, ihre Linien, ihre Gatten und so weiter besitzen - indirekt ja damit auch die Familie -, ist nicht zu ermitteln, da diese hohe Familie nicht gerne jederman diese Verhältnisse schonungslos offenlegt. Die Bekanntgabe solch 'wichtiger Informationes' sehen daher die meisten Mezkarai als zu gefährlich an, um es zu wagen.
Dennoch, genauso wie die Hauptlinie beziehungsweise die Familie selber sind auch ihre Mitglieder der Strategie verfallen, weitestgehendst der bisherigen Politik - Monopolerwerb und offen sichtbare Strukturen - zu folgen und nicht in einen Sumpf der Verschleierung abzudriften. Wer aber völlige Offenheit erwartet, sei enttäuscht: Unter dem Schleier der Unwissenheit läßt sich, das haben die Mezkarai in den letzten Jahrhunderten zur Genüge gelernt, immer ein besserer Handel zustandebringen als in aller Öffentlichkeit.

Domänen der Mezkarai liegen eindeutig im Bereich der Landwirtschaft, des See- und Fernhandels (wo sie ein starkes Bündnis mit den Al'Plânes und der Krone gegen die Pâestumai geschmiedet haben, die nicht zu unrecht ein Unterlaufen ihres Brakem-Monopols feststellen mußten), Land- und Immobilienhandel sowie Reederei und Transportwesen. Mit den Pâestumai steht man in offener wirtschaftlicher Konfrontation - insbesondere, wo sich die 'Territorien' im horasischen Handel überschneiden, und das Zurückstecken haben die Mezkarai ebenso gut gelernt wie das Austeilen ...
Außerdem herrscht unter den Mezkarai noch immer die Devise vor 'laßt sie leben, wir werden sie eines Tages sowieso schlucken ... und dann würden wir uns über die Verluste ärgern, die wir ihnen heute zugefügt haben'.
Bezeichnend war für die Mezkarai, daß die Hauptlinie lange Zeit keinen höheren Verwaltungsang mehr an sich binden konnte. Patriarch Boromil empfand solche Bestrebungen im Hinblick auf die Sünden und Verketzerung Alrigio Mezkarais lange als unpassend. Der dreiste Versuch Tanith Pâestumais, mit der Vermählung seines Geschöpfes Djedefre Pâestumai mit der unbedarften halbelfischen Nesetet Ni Ordoreum, Francesca dell'Aquina, wirtschaftlich und politisch in den Stammlanden der Mezkarai Fuß zu fassen, löste dann aber ein Erdbeben aus. Die Familie Mezkarai erwachte...
Unterstützt durch Nisut Peri III., die Patriarch Boromil als engsten Ratgeber schätzte, dominierte die Familie in kurzer Zeit auch politisch wieder nicht nur die ordoreeischen und ylehischen Stammlande, sondern griff auch auf die Kolonie Mer'imen aus - durch die Heirat der neuen Nesetet Ni Ordoreum, Rhonda Mezkarai, mit dem merimener Hátya Rhuawn Al'Mansour. Aber auch Djunizes und die Insel - auf Benbukkula herrscht mit Unterstützung der Al'Plânes ebenfalls ein Mazkarai - sind vor dem Zugriff der Familie nicht "sicher".

 

Familiensitze

Abschließend ein Wort zu Tánrat und anderen Villen, Landsitzen und Palazzi: Tánrat ist der bei weitem größte und älteste erhaltene Sitz der Mezkarai. Hier, in Ahami Táheken, lagern Zeugnisse aus der gesamten Geschichte der Familie und fast der gesamten Geschichte Kemis. So arm die kleine Provinz ist, ihr Hauptsitz ist mindestens ebenso prunkvoll und wohl noch weit historischer als vergleichbare Anlagen im Besitz zum Beispiel der Pâestumai.
Es ist auf jeden Fall so, daß der altehrwürdige, gut erhaltene Herrensitz der Familie mit viel Liebe und viel Gold und Silber erhalten wird, größtenteils isoliert von der Außenwelt, mitten in einer riesigen Parzelle unberührten, wilden Landes, das den Mezkarai gehört.
Der Reichtum der Dynastie ist auf Anhieb nicht so leicht erkennbar wie jener der anderen großen Familien Kemis. Aber, wer sich ein wenig mit den Mezkarai beschäftigt und einen kleinen Einblick in ihre Familienpolitik, ihre Hierarchie und ihre Finanzen bekommen hat, der wird sehr schnell verstehen, warum die 'Mes'kha-rê' die Jahrhunderte und Jahrtausende so unbeschadet überstanden.

 

Fazit

Alles in allem mag man die Mezkarai als eine der zwiespältigsten und merkwürdigsten Familien Kemis und des ganzen Südens sehen. Dynastische Heiraten stellt man hier vor den offenen Kampf, Landbesitz und Reichtum erlauben der Sippe ihren ganz eigenen Stil - gesetzt, abwartend, bisweilen fast lustlos scheinend und doch vom Feuer einer uralten Leidenschaft, einer Freundschaft mit dem Unbekannten und Anderen, getrieben, der Borons-Staatskirche und der Dynastie Setepen absolut loyal ergeben und liberal, beeinflussend, mal schnell mal langsam, freidenkerisch und zugleich erzkonservativ und patriarchisch bis absolutistisch eingestellt, ein zähes, rebellisches und unnachgiebiges Bündel von verschiedenen Sippen, Linien, Namen, Häusern und Familien, die alle nur eines gemeinsam haben: Sie gehören zu der Dynastie der Mezkarai und arbeiten im Sinne dieses Blutes unter dem Motto 'Die Familie über allem' zusammen, um die Macht, den Einfluß und das Wohl der Familie zu sichern.

 

In diesem Sinne:

 

'Friede sei mein Weg und mein Ziel,
denn Krieg ist das Werkzeug jener Barbaren,
die Geduld alleine zu besiegen vermochte.'

Uthareo Mezkarai