Charya de Richemon
Nedjeset Ni Ynbeth, Administratorin der Dienststelle für Außenpolitik
Charya de Richemon wurde am 5. PER 977 BF in Brabak geboren. Sie ist aus der Verbindung eines vinsalter Kaufmannes und einer brabakischen Obristin hervorgegangen. Ihr Vater Alrik ist im Gegensatz zu ihrer Mutter noch am Leben. Die Obristin der Brabaker Pikeniere fiel im Kampf gegen al'anfaner Söldner und hinterließ damit ihre Tochter faktisch elternlos, da ihr Vater es nie für nötig hielt seine vermeintlich einzige Familie mit seiner Anwesenheit zu beehren. So geschah es dann auch, dass die junge Charya im Kindesalter schon in den Dunstkreis des Militärs geriet und in Brabak eine an ihrem Stand gemessene Ausbildung erhielt. Im Jahre 3 S.G. wurde sie bei einer Patrouille im Dschungel von kem'schen Soldaten gefangen genommen. Dank dem Geschick des verhörenden Offiziers konnte Charya von der Fahnenflucht an Brabak überredet werden und desertierte, um überzulaufen. Die Junge Soldatin war von da an von unerbittlicher und bedingungsloser Loyalität gegenüber der Nisut geprägt - man weiß auch, das sie die selbe Loyalität gegenüber dem Cancellarius de Cavazo vertrat und wohl auch heute noch vertritt. Aufgrund ihrer Fertigkeiten und Fähigkeiten wurde sie bald zur inoffiziellen Gesandtin des Káhets nach Bosparan entsandt. Im Unabhängigkeitskrieg dann wurde sich jedoch aus Vinsalt von al'anfaner Agenten entführt. Wie sie es schaffte, aus den Fängen der Sklavenjäger zu befreien, wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben, jedoch schaffte es Madame de Richemon noch rechtzeitig zurück in das Reich der Kemi, um den bunten Haufen von Söldlingen, den de Cavazo gegen die Dragoncourt-Regierung aufstellen konnte, im Widerstand zu führen.
Nach dem Krieg wurde sie wiederholt ins Horasiat geschickt. Die Waldinselkrise zwischen Vinsalt und Khefu jedoch führte zur ihren Festsetzung in Bosparan. Nach der Beendigung der Krise quittierte sie den diplomatischen Dienst für das Káhet aufgrund dieses Vorfalles und ließ sich als Nedjeset Ni Ynbeth einsetzen. Die Verwaltung des Cronterritoriums, welches sie nach der Inthronisation ihrer kemi-königlichen Majestät Ela XV. nun vollends alleine verwaltet, war dann lange die einzige Pflicht, die Madame de Richemon wahrnahm. Doch mit dem Verschwinden Kanzler de Cavazos und der bestallung seiner Gemahlin Akiljá zu dessen Nachfolgerin gelang es der neuen Cancellaria tatsächlich, die erfahrende Diplomatin dazu zu überreden, die Dienststelle für Außenpolitik zu übernehmen.
Charya ist eine kleine Frau mit einem ungeheuerlichen Durchsetzungsvermögen. Ihre Bekanntheit im Ausland und im Káhet ist durch ihr langjähriges Wirken am Hofe zu Bosparan begründet. Die zierlich wirkende Frau brabakischer und vinsalter Abstammung ist ein Ebenmaß an Zurückhaltung und höfischer Etikette. So fern sie einmal das Wort erhebt, tut sie dies recht leise und in rhetorische wohl durchdachter und präziser Form. Sie gibt sich allgemein kühl, zurückhaltend, ist vornehmlich bescheiden und macht nie verbindliche Aussagen. Doch in Verhandlungen jedweder Art entpuppt sie sich als äußerst zähe Widersacherin, ist unnachgiebig, wo sie es sich erlauben kann und ist von einer Stur- und Hartnäckigkeit geprägt, wie man sie nur selten zu Gesicht bekommt.
Äußerlich besticht Madame de Richemon durch eine förmlich umwerfende Erscheinung. Trotz ihrer geringen Größe zieht sie stets das Interesse der holden Männlichkeit auf sich. Ihr knielanges weizenblondes Haar ist bestimmt ein ausschlaggebender Faktor, doch am interessantesten sind wohl ihre Feenaugen - das linke Auge ist grün, das rechte blau.
Ihr natürliches Aussehen versteht Charya durch die Kleidung zu unterstreichen. Zu meist sieht man sie mit eleganter Kleidung auf Banketten oder wichtigen Anlässen, wobei sie die Farben Rot und Schwarz bevorzugt und auch sehr gerne kombiniert. Ob es an ihrem unverheirateten Status liegt, oder nicht, auf alle Fälle zieht sie es vor, attraktiv gekleidet zu sein. Den folgenden Annäherungsversuchen jedoch begegnet sie mit Distanz, einer weit spürbaren Kühle. Bisweilen sei sie deshalb auch schon als arrogant bezeichnet worden. Sie bevorzugt feine Speisen und erlesene Weine, Zechgelage und manierloses Schmausen ist ihr ein Graus.
Als Verwalterin und somit Behüterin und Beschützerin der Residenz der Nisut, sieht Madame de Richemon ihre Aufgabe in gewisser Weise als eine militärische Pflicht an. Die massiven Mauern von Ynbeth unterstreichen diese ihre Auffassung nur.
Gekleidet wie ein kem'scher Söldling, trägt sie hierzu noch ihre über die Jahre hinweg bewerte Ausstattung: einen fein gearbeiteten Kettenbrustharnisch, geschwärzte Armschienen und ein feurig rotes Cape. Hinzu kommt noch die für solch eine zierliche Dame eigenartig anmutende, persönliche Waffe der Nedjeset: Der große Kriegshammer "Cahill"!
Der Hammer ist eine Konklusion von zwergischer und mohischer Kunst. Sein langer Stiel ist über und über von mohischen Götzengestalten, Geistern und Glückbringenden Kampfsymbolen verziert. Ebenso fein wie die Schnitzereien am Stiel sind die zwergischen Metallziselierungen des Hammerkopfes, zumeist kunstvoll geschlungene Runen.
In diesem Aufzug streift die vormalige Gardistin und Fedaykim-Gardemajorin durch die Feste Ynbeth und macht keinen Hehl daraus, dass diese ihre Pflicht von allen Bediensteten der Residenz ebenso mitgetragen werden muss, um die Sicherheit der Nisut zu gewährleisten.
Aufgrund ihrer Zeit in Bosparan hat sich Charya de Richemon zu einer Expertin im Bereich der bosparanischen Politik entwickelt. Neben dieser erworbenen Fertigkeit ist Charya so etwas wie ein Sprachgenie. Sie beherrscht Isdira, Mohisch, Echsisch und Rogolan. Im Kemi wird sie auch immer fester, so das sie es annähernd fließend spricht. Ihre außergewöhnliche Gewandtheit hilft ihr - wenn es denn erforderlich erscheint - bei einigen Taschenspielertricks, die bereits so manchen Zuschauer verwirrten.
Neben ihrer langjährigen Affäre mit Dio de Cavazo werden ihr diverse andere mit hochrangigen, auch weiblichen, Persönlichkeiten des Káhets Ni Kemi nachgesagt. Stichhaltig beweisen ließen sich solche Vorwürfe jedoch nie so recht. Und so wird es wohl lange dauern, bis der Nimbus der angeblichen eisernen Jungfer wohl möglich doch eines Tages gelüftet oder gar widerlegt wird.