Chanya Al'Mout'pekeret
Hekátet, Oberkommandierende der Schwarzen Armee
Im ersten Kapkrieg gegen die brabaker Invasoren begann die Karriere des geflohenen Sklavenmädchens aus dem aranischen Anchopal, von wo aus die 13-jährige ins Kemi-Reich gekommen war, um ihren Angehörigen und sich ein besseres Leben zu ermöglichen. Ihre Familie lebte unter erbärmlichen Zuständen als Leibeigene des mächtigen Grundbesitzers Hammad Al'Sahut. Chanya wuchs als Bettlerin, Hehlerin, Diebin und Falschspielerin heran, im Alter von 10 Jahren begann sie, auch ihren Körper zu verkaufen. Unzählige Male wurde sie von den Gardisten aufgegriffen, mißhandelt und mißbraucht, bis sie schließlich der Knechtschaft entfloh und im Kemi-Reich als Söldnerin inscribierte. Sie machte schon bald durch ihren Mut und ihre Tatkraft - begründet durch ihre Selbstverachtung und die angelernte Härte und Erbarmungslosigkeit - in den folgenden Scharmützeln auf sich aufmerksam. Niemals schonte sie ihren Gegner und ihre Söldlinge, am allerwenigsten aber sich selbst; nach ihren eigenen Worten rannte sie 'getrieben von fast schmerzhafter Todessehnsucht mit tränenblinden Augen am Abgrund der Niederhöllen entlang.' Nach wenigen Jahren wurde sie in die Königliche Garde aufgenommen, wo sie bald der Nisut auffiel und mit dieser eine bis heute andauernde Liebesbeziehung einging. Zu diesem Zeitpunkt holte Chanya ihre Eltern und ihre sieben Geschwister ins Kemi-Reich nach, wo ihre Familie seitdem einige Rauschkrautplantagen in der Nähe Plânes auf Cháset (Überseeprovinz) bewirtschaftet. Heute bekleidet Chanya nicht nur den allerhöchsten Armeerang, sondern ist auch die höchstdekorierte Offizierin der Schwarzen Armee. Chanya verfügt über eine Einstellung zu militärischem Drill, die einem Helme Graf Haffax alle Barthaare ausfallen lassen würde, doch sind ihr Improvisationstalent und ihre Fähigkeit, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige unerwartet vom Gegner zu tun, bei ihren Untergebenen gerühmt und bei ihren Feinden gefürchtet.
Im Unabhängigkeitskrieg wurde sie als Gefangene Tar Honaks in dessen Dienst gepreßt und gegen die Oase Keft geschickt, wo sie und ihre Söldlingein einen Sandsturm gerieten, der ihr ihre bislang schlimmste militärische Niederlage bescherte. Nach dem Krieg wurde sie von ihrer Geliebten zunächst mit der Inselprovinz Neu-Prêm, dann mit der Táhekatet Chentasû belehnt und bekleidet dadurch den zweithöchsten Rang in der kem´schen Adelshierarchie. Ihren Verwaltungspflichten kommt sie akribisch, doch oft zu nachlässig nach. Anläßlich der Paestumai-Rebellion wurde sie von Boronîan V. Paestumai lebensgefährlich verwundet und schwebte mondelang zwischen Leben und Tod. Dieses Ereignis hat nicht nur ihren Haß auf den mittlerweile begnadigten Rebellenführer zur Folge, auch ist sie durch ihren Überlebenskampf sehr nachdenklich geworden.
Chanyas Privatleben ist geprägt von unzähligen Liebhaberinnen und Liebhabern, zahllosen Trinkgelagen und ausgiebigem Rauschkrautgenuß, denn in ihrem Herzen ist die Aranierin eine zutiefst unglückliche Frau, deren Narben aus ihrer schweren Jugend nicht heilen mögen. Ihre Söldlinge bringen ihr dennoch großen Respekt und tiefe Bewunderung entgegen, ist sie trotz ihres Aufstieges doch immer eine der ihren geblieben.
Doch so wechselhaft die Hekátet in ihrem Auftreten und Verhalten scheinen mag, so gibt es neben der Nisut doch noch einige Personen, denen Chanya mehr als nur ein flüchtiges Interesse entgegenbringt. So hat sie während ihrer erfolgreichen Mitwirkung als Fahtima saba Alamayn im reich'schen Bürgerkrieg eine innige Beziehung zu Baron Danilo Caer Donn von Cres, dem Vater ihres Sohnes Lôrion, aufgebaut, während sie im Kemi-Reich meist an der Seite der Cron-Bibliothekaria Khirva Tanoram gesehen wird. Inzwischen ist Chanya ein zweites Mal Mutter geworden, und es ist ein offenes Geheimnis, daß der Staatsminister des Al'Anfanischen Imperiums, Irschan Perval selbselbsten, der Vater der jungen Zîyaal Laren Al'Plâne ist.
Im Jahre 27 S.G. wurde die Verbindung der Herzogin zur Ordensschwester Khirva Tanoram durch ein rauschendes Fest des gesammten Adels legalisiert. Die Trauungszeremonie wurde durch die Nisut höchstselbst durchgeführt, und es mag scheinen, daß Chanya nun endlich ihr privates Glück gefunden hat.
So geschickt Chanya in der Kriegsführung ist, so unbedarft ist sie auf dem glatten Parkett der hohen Politik. Im innerkem´schen Ränkespiel hielt sie sich immer zurück und beschränkte sich darauf, den erfolgreichen Widerstand der 'Royalisten" gegen den Kanzler und Ihre Eminenz zugunsten der Nisut hinter den Kulissen zu unterstützen.
Seit der Provinzneuordnung und dem Triumph der königlichen Fraktion im Thronfolgestreit ist sie jedoch wieder mit voller Hingabe mit ihrem Lieblingsprojekt beschäftigt: dem Ausbau des Dörfchens Djáset zu einer ihr angemessenen Residenzstadt.