Boromil Demereo Alravia Mithravion Mezkarai

Sprecher des Hl. Conseils der gesamtkem'schen Geweihtenschaft, Oberhaupt der Familie Mezkarai

"In einer stürmischen, mondfinsteren Nacht des Jahres 949 nach des Bosparans Fall, dem Vierundvierzigsten Jahre vor der Inthronisation des entschwundenen Hal, dem achtundzwanzigsten Jahre vor der Krönung der hochheiligen Kemi-Nisut Peri, dritte ihres Namens, wurde hoch über den von tiefblauen, dunklen Brechern umtosten Klippen von Païlos ein Kindlein geboren, das einen wahrhaft seltsamen Lebensweg gehen sollte - seltsamer sollte sein Leben noch werden als das seines Vaters und seiner Mutter. In den tiefschwarzen Himmel streckte der stolze Vater ein Kind zweier Völker, ja zweier Welten ...


Boromil Demereo Alravia Mithravion Mezkarai, Sohn von Uthareo Mezkarai; weitgereister, heldenhafter Erbe der alterwürdigen Mezkarai aus dem fernen Südmeerprotektorat, dem heutigen Kemi. Boromil Demereo Alravia Mithravion Mezkarai, Sohn von Phthiaphila dyll Cÿsaos; verdiente Reckin und Edle Cyclopeas, wiewohl auch Erbin einer altvorderen Sippe großer Historie und verblassender Macht. Im Exile seines Vaters wuchs der Sohne auf - weit von seines kem’schen Blutes Heimat, weit vom Rufe des Rabens. Zu ziehen hatte man dem Vater erlaubet, heimzukehren er aber nie gedachte, denn die wahre, einzige Heimat reizte ihn nicht, alleine die unendlichen, unbekannten Weiten der Ferne mochten ihn verzücken.
Derweil jedoch der Großvater, Demereo, ein Patriarch von ursprünglicher Kraft und tiefem Glauben an den Raben und tiefer Treue zu der alten Kemi-Traditionen, dem Tode naher kam als er dem Leben jemals war. Und als der sechzehnte Götterlauf sich für den Enkel ankündigte, da ward der Großvater vor den Throne des Rabens getreten. Und als der siebenzehnte Götterlauf des Enkels und des Sohnes sich ankündigte, da ward der Vater endlich überzeuget, daß heimzukehren in die alte Heimat, zu den Wurzeln, in die Landen der Kemi, der einzig richtige Weg sei; anzutreten sein Erbe trachtete er, den Feinden und Rivalen die Stirn zu bieten wie in allen Zeiten zuvor. Und er tat es.


Entrissen der cyclope’schen Heimat, seinen wahren Wurzeln gegenüber, das Rauschen der göttlichen Schwingen im Ohre, von Visionen geplaget, von Ihm gerufen, folgte der Sohn dem Vater. Jahre trieb ihn jenes Gefühl umher - das Gefühl der Leere, das Gefühl der Einsamkeit, das Gefühl der Suche. Doch als er seinen einundzwanzigsten Götterlaufe begrüßen konnte, als er im Kreise seiner vielen Geschwister von des Vaters und der Mutter Hand zum Erben der Familia, zum kommenden Patriarchen der Mezkarai, deklarieret wurde, da offenbarte auch er seinen Willen und schwor dem Wahren ewigliche Treue. Boron stellte er über alle. Der Träger des Rabennamens hatte endlich seine wirkliche und wahrhaftige Bestimmung in den Gefilden Deres gefunden: Ihm zu dienen und Seinem Worte Gewicht zu verleihen.


Beim jähen Tode seines Vaters, dem seine Mutter baldig wegen gebrochenem Herzen und trauernder Seel’ folgte, ward Boromil Mezkarai dreißig Lenzen alt und ein verdienter Recke und hochtapf’rer Streiter für den Raben, ein aufrechter Kämpe des Ordens der Wächterinnen und Wächter des Kultes des Heiligen Raben zur Insel Laguana, ein mitreißender Missionar - und eine der dunklen Eminenzen, die hinter den Kulisses des Südmeerprotektorates die Fäden der Macht zu ziehen vermochte, welche letztendlich auch die Freiheit und die Unabhängigkeit des Reiches ermöglichen, erzwingen sollten in den Jahrzehnten, die da folgten.
Patriarch der Mezkarai wurde er und Patriarch der Mezkarai blieb er. Leib und Leben wollten seine Feinde ihm nehmen, Leib und Leben wollten Rivalen und Rivalinnen ihm entreißen, sein Erbe wollten sie erlangen, die Mezkarai wollten sie führen, ihn aber wollten sie vertreiben aus den Landen seiner Vorväter. Gefangensetzen ließen sie ihn, doch auch aus Kerker und Haft kam er frei - gestärkt und nicht geschwächt, neuen Mutes und nicht bereit sich zu trollen vor dem Feinde.


Sie alle besiegte er. Über alle obsiegte er. Gestählt haben ihn die Kämpfe, gewappnet hat ihn seine Familia, eng zusammen, ewig treu nunmehr, ihm zum Gefolge und bereit den Namen Mezkarai wieder zu altem Ruhm und alter Macht zu führen auf den schleichenden, geheimnisvollen Wegen, die den Mezkarai schon immer mehr lagen, denn die stürmischen, lichten Wege der anderen Altvorderen und Mächtigen. Götterlauf um Götterlauf hielt er stand dem Drucke der ungestümen Angreifer, der geifernden Gegner, der gräßlichen Anfeindungen. Götterlauf um Götterlauf vollbrachte er gutes an dem einfachen Volke und bot mit Weisheit und Verstand dem Kaiserreiche Widerstand entgegen in Art und Weis’, die jene nicht zu verstehen und nicht zu bekämpfen vermochten.
Als der Hohepriester Charus die Nisut und das Reich erhob aus den Fängen Gareths, da war es Boromil, der sich ihr, der Nisut, an die Seite stellte und ihr half, sich aus den Fängen eben jenes Hohepriesters zu befreien - Freiheit für sie, Freiheit für das Reich, war sein Ziel. Als aber die Nisut schließlich rief zur Unabhängigkeit, da folgte er ihr wieder. Ehedem bereits als Berater und gar als Freund an ihrer Seite, folgte er ihr nun auf den beschwerlichen Wege der Freiheit und Souveränia ... als Berater, nicht als Diener. Denn stetig und beharrlich versagte er sich der Ehre dem Diener des Reiches beizutreten. Einige sagten und mögen nicht sagen, daß ihm die gebotenen Ränge nicht in das Bild der mächtigen Mezkarai gereichten. Andere sagten und mögen sagen, daß er des Derischen nicht bedurfte und diesem das Alveranische vorzöge. Wer nun recht hat, das vermag wohl nur der Patriarch der dritten großen Sippe Kemis, eine der dunklen Eminenzen des Reiches, einer der schattenhaften Behüter Kemis, einer der Berater an der Seite der Nisut, einer der wahrhaft Mächtigen, selber verraten können. Doch undurchsichtig und düster ist der Geist hinter dem alten und doch für sein Alter jungen Antlitze, dem alten und doch nicht gebeugten Corpus, den dunklen, tiefblauen Augen. So dunkel und düster, undurchschaubar und mysteriös wie jene Nacht in der er geboren wurde - wenngleich Freunde, Gutmütigkeit, Freundschaft, Treue, Gnade, Frömmigkeit, Friede und Vermittlung seines Weges aufrechte Gefährten waren, sind und sein werden wie seine stolze, gute Frau Aischa Marbordjira, ein Sproß der Familia Bekharain, seine drei Söhne und seine neun Töchter ..."


(Auszug aus der ‘ewigen’ Familienchronik der Mezkarai - Kapitel 'BDAMM')